[linux-l] Adress-Missbrauch durch SPAMmer - wie stoppen?

Frank Reker frank at reker.net
Mi Mai 30 03:45:47 CEST 2007


Am Fri 25. May 2007 06:39 +0200 schrieb Volker Grabsch:

>Ein "verbessertes SMTP" ist mir aber auch nicht bekannt, außer
>vielleicht Jabber. ;-)

nuja, seit ein paar jahren ist in italien ein system namens pec
im kommen. bislang allerdings lediglich im buisiness und government
bereich eingesetzt. _technisch_ steht allerdings auch einem 
masseneinsatz nix im wege.
pec steht fuer Posta Elettronica Certificata (zertifizierte ePost).
ich hab aehnliche projekte auch schon in deutschland gesehen, erinnere
mich aber nicht mehr unter welchem namen.
pec ist eine mischung aus smtp und smime. wobei aber die zertifizierung
vom pec-server vorgenommen wird, so dass sie fuer den client transparent
ist.
beim versenden verbindet sich der client via smtp mit dem pec-server
(smtp-authentifizierung ist natuerlich pflicht). serverseitig hat
jeder user ein eigenes zertifikat. der pec-server ueberprueft die
absenderadresse ob sie mit der im zertifikat uebereinstimmt. wenn
nicht verweigert er entweder die annahme oder aendert sie eigenmaechtig
(je nach konfiguration und produkt). dann verpackt er die urspruengliche
mail in einen envelope, unterschreibt diese mit dem zertifikat des
users und schickt sie dann ueber normales smtp zum empfaenger. dieser
ueberprueft die unterschrift und die absenderadresse und wenn korrekt
wird die mail zugestellt und ein ACK an den absender versendet. 
falls sie nicht korrekt ist, oder die zustellung fehlschlaegt (z.b.
ein voller briefkasten) wird ein NACK gesendet. wenn innerhalb von
24h kein (N)ACK vom empfaenger kommt wird die uebertragung als
fehlgeschlagen gewaertet und der pec-server des absenders reicht
ein NACK an den absender weiter. diese (N)ACKs sind speziell
formatierte emails, die entweder vom menschen gelesen werden koennen,
oder auch elektronisch vom mail-client ausgewertet werden koennen.

der vorteil ist, dass der absender weiss ob und wann die mail
angekommen ist (natuerlich weiss der absender nur, dass sie 
zugestellt wurde, nicht ob der empfaenger sie auch gelesen hat).
und der empfaenger kann sicher sein, dass der absender korrekt ist,
und die mail nicht veraendert wurde.
ein weiterer vorteil ist, dass das protokoll komplett transparent
fuer den klient ist, und somit jeder mailclient (auch webmailer)
weiter genutzt werden koennen. lediglich der mailserver muss
angepasst werden. wobei der pec-server nur ein zwischenglied
ist, die eigentliche mailzustellung uebernimmt dann nach wie
vor ein herkoemmlicher smtp-server (z.b. postfix). 

aus beweisgruenden kann der pec-server die empfangenen mails
fuer eine konfigurierbare zeit aufbewahren (inklusive unterschrift),
denn die zugstellte mail ist ja dann ohne unterschrift und envelope.

nachteil ist, dass pec ein geschlossenes system ist, d.h. nicht
zertifizierte mails, oder mails mit nicht verifizierbaren
zertifikaten werden abgewiesen. um das ganze global nutzen zu
koennen bedarf es also auch eine globale zertifizierungsinfrastruktur.
diese gibt es aber bereits fuer ssl. und da die zertifikate fuer
ssl und smime die selben sind (lediglich der dn aendert sich),
stellt dies also lediglich ein finanzielles problem dar, da solche
zertifikate nicht kostenlos sind. allerdings wuerden bei einem
masseneinsatz die preise ziemlich schnell purzeln.

natuerlich stellt pec noch kein spamschutz dar, aber ein schutz
vor adressfaelschungen. und wer mit seinem richtigen namen
spamt, der landet auch schnell auf black-lists. und in laendern
in denen spam illegal ist (wie deutschland) koennte man zudem
rechtlich gegen spammer vorgehen (beweise hat man ja dann).

geben tut's pec bereits, im einsatz ist es auch schon. von
einer kritischen masse sind wir allerdings noch _weit_ entfernt.
bislang gibt es nur einzelne inselloesungen mit pec.


>Womit wir wieder beim Thema wären: Absenderfälschung kriegt man meiner
>Meinung nach nur durch Kryptographie ordentlich in den Griff. Und da
>hat man eben das Grundproblem, dass man nicht mehr von wildfremden
>Leuten angeschrieben werden kann, was man aber eigentlich auch möchte.

weiss nicht. also wenn ich die erreichbarkeit von jedermann nicht
beruflich braeuchte wuerd ich mit whitelists arbeiten, und fuer alle
anderen dann ein web-interface zur verfuegung stellen (solche werden
bislang von spammern noch  nicht missbraucht). wenn ich will koennt
ich betreffende personen nach dem erstkonntakt ja dann in die whitelist
mit aufnehmen. da ich die erreichbarkeit von jedermann aber leider
beruflich brauche, faellt diese moeglichkeit aus.
bin aber zur zeit am ueberlegen, ob ich mir ein solches system nicht
fuer mein heimtelefon installiere, da die werbeanrufe langsam
unertraeglich werden. mein fax musste ich bereits abschalten, und
schalte ich nur noch auf vorherige telefonanfrage ein.

und wo ich schon bei anderen medien bin die zum spammen missbraucht
werden koennen - richtig nervig sind auch spams via sms. ich war
mal kunde von tim (telecom italia mobil) bin aber aufgrund massenhafter
spam-sms schnell wieder zu vodafone zurueckgewechselt. die telecom 
italia hat sogar ein webportal mit dem firmenkunden werbesms in massen
an tim-kunden versenden koennen. seit froh, dass soetwas in deutschland
illegal ist...


>5 Jahre sind sehr optimistisch. Eine weltweite Durchsetzung braucht
>eine kritische Masse. Ein Henne-Ei-Problem. Siehe IPv6, das ist schon
>ewig standardisiert, aber der zusätzliche Nutzen rechtfertigt einfach
>nicht den Umstellungs-Aufwand, meist nichtmal in größeren Firmennetzen.

yup - leider...



-- 
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Ciao Frank
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