[linux-l] AGPL vs. GPL

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Mi Nov 7 14:44:10 CET 2007


On Tue, Nov 06, 2007 at 04:40:04PM +1100, Peter Ross wrote:
> On Mon, 5 Nov 2007, Volker Grabsch wrote:
> 
> > Aber Lizenzen sind eben dazu da, den Streitfall zu regeln. Lizenzen
> > sollten regeln, was passiert, wenn man sich *nicht* einig ist. Und
> > genau diesen Zweck erfüllen die BSD-Lizenzen kaum. Es sei denn, es
> > ist dem Autor *wirklich* fast egal, was mit seinem Code passiert.
> 
> Das wird der Autor wohl so wollen, sonst würde er diese Lizenz nicht 
> wählen.

Hoffentlich. Aber es gibt eben auch prominente Fälle, wo den Autoren
im Nachhinein klar wurde, dass es ihnen eben doch nicht so egal ist,
was mit ihrem Code passiert.

(Auf meine konkreten Beispiele dazu bist du leider nicht eingegangen.)

> Ich persönlich kann mit Kontrollfreaks nicht viel anfangen, die mit ihrem 
> Werk auch noch Gott spielen wollen, nachdem sie es in die Welt gesetzt 
> haben.

Es gibt so viele proprietäre Lizenzen. Es gibt sogar Leute, die auf
ihren Webseiten per JavaScript Mausklicks abfangen, damit die Besucher
keine Texte herauskopieren können. Ganz zu schweigen von denjenigen,
die Audio und Video als "nur Streaming" vertreiben wollen, für die es
nur Client-Software gibt, die das nicht abspeichern kann.

*Sowas* würde ich Kontrollzwang nennen.

Die vielen freien Entwickler sind das ganz sicher nicht. Vielleicht
mag man die GPL als übervorsichtig bezeichnen, aber "Kontrollzwang"
und ähnliche Beleidigungen würde ich in dem Zusammenhang vermeiden.
Ich glaube nicht, dass das die Motivation der vielen, vielen Entwickler
von GPL-Software ist.

Diese Vorstellung ist vorallem deshalb absurd, weil viele Entwickler
für ihre verschiedenen Projekte unterschiedliche Lizenzen verwenden,
Ich hab z.B. schon GPL-Software, BSD-artig-lizensierte Software,
proprietäre Software und Public-Domain-Software geschrieben.

(Jaja, genau genommen kann ich hier in Deutschland keine Public-
Domain-Software schreiben, aber das ist ne andere Geschichte :-))

> BSD-lizensierter Code läßt sich überall ungehindert einsetzen, das ist 
> sehr angenehm. Auf diese Art kann man hoffen, daß sich technischer 
> Fortschritt potentiert.
> 
> Das geht mit GPL-lizensierten Systemen leider nicht. Und so kommt es, daß 
> dort Entstandenes nicht ungehindert andere Systeme verbessern kann, und 
> auch nicht durch anderes angereichert werden kann. Es muß nachempfunden 
> werden.

Ja, das ist richtig. Aber man muss auch die andere Seite der Medaille
sehen.

Wird eine BSD-Lizensierte, große Codebase von einer Firma "übernommen",
weiterentwickelt und sticht den freien Konkurrenten aus, dann ist das
sehr demotivierend auf die Entwickler, und es kann sein, dass sie viel
weniger daran weiter entwickeln, als sie es ohne den Vorfall getan haben.

So hat man ein unfreies Produkt, das weiter entwickelt wird, und
ein praktisch totes freies Produkt. Fairness ist ein wichtiger
Motivations-Faktor für die Erarbeitung freien Wissens.


Welcher dieser beiden Nachteile von GPL und BSD-Lizenzen überwiegt,
vermag ich nicht zu beurteilen. Kann das überhaupt jemand? Gab es
zu dem Thema mal interessante, neutrale Studien?


Gruß,

    Volker

-- 
Volker Grabsch
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