[linux-l] OpenSource-Kommerz

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Mo Apr 21 19:50:06 CEST 2008


On Sun, Apr 20, 2008 at 11:48:23AM +0200, Thomas Schmidt wrote:
> > Vor allem, da er den Support ja verkaufen kann. Wer die Applikation also
> > bedienen und administrieren kann, der kann das machen, wer dabei
> > unterstützt werden will/muss, der nimmt den Support des Entwicklers
> > wahr.
> >   
> Das ist das übliche System bei Open Source.
> Nur möchte ich auch davon angemessen profitieren, wenn eine Firma mein 
> Programm massiv kommerziell einsetzt.

Ich lese zwischen den Zeilen, dass du Geheimniskrämerei weit
überschätzt. Wenn die Problemstellung von Natur aus sehr individuell
ist, wird jede Firma größere Anpassungen vornehmen müssen, und dafür
mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dich engagieren.

Schau mal in die Newsgroup "de.comp.lang.python" Da gab es vor ein
paar Wochen wieder mal ne Frage von der Sorte "Wie kann ich den
Quellcode vorm Kunden verbergen und Reverse-Engineering erschweren?"
... mit entsprechenden Antworten: Dies sei möglich, entsprechende
Tools kosten was, und seien nicht allzu sinnvoll.

Aus dem Nähkästchen:

Ich habe für einige Kunden kleine Hosting-Systeme aufgesetzt, und
sie dabei "an die Hand" genommen, d.h. ihnen so gut wie möglich
erklärt, was wie funktioniert und zusammenhängt - soweit es sie
interessiert hat. Die anderen aus meiner Firma waren zuerst skeptisch,
aber es hat sich gezeigt: Komplett losgelöst haben sie sich nicht, bei
Problemen kommen sie immer wieder zu uns. Später gingen wir dazu über,
die Arbeit vollständig zu dokumentieren (knapp, aber vollständig, auf
Kundenwunsch weiter ausgebaut). Die Zeit fürs Dokumentieren wird mit
in Rechnung gestellt, klar, aber hat uns und den Kunden auch einiges
an Aufwand bzw. Ärger erspart. Hat ein Kunde jemals die Doku genommen
und irgendwen anderen beauftragt? Nein.

Man darf nicht vergessen: Ein anderer hat trotz Doku immer noch
Einarbeitungs-Aufwand. Gut, könnte man sich jemanden suchen, der
viel Erfahrung hat und sich daher sehr schnell einarbeitet - an
sojemanden zahlt man aber auch einen höheren Stundenlohn.

Ich habe es schon oft in Projekten erlebt: Wenn auf irgendeinem
Gebiet Expertise benötigt wird, wenden sich die Leute zuerst an
den Autor der Software, bzw. an ein aktives Mitglied der zugehörigen
Community. Und wenn man was eingerichtet hat, wird man i.d.R. auch
mit der Pflege beauftragt. Das ist nunmal langfristig gesehen der
günstigste Weg.

Sicher kann es passieren, dass eine Firma sparen will und einen
unterbezahlten, aber talentierten Praktikanten ransetzt. Das mag
für einfache Konfigurationsaufgaben ausreichen, aber wenn es darum
geht, eine Software anzupassen, und zwar so, dass man sie dennoch
jederzeit upgraden kann - da haben sich schon viele in die Nesseln
gesetzt, und danach doch lieber einen Experten gehohl, etwas teurer,
aber es schneller und mit weniger Problemen.

> Nebenbei: Ich habe noch ein anderes Programm, in dem 15 Mannjahre 
> Entwicklung stecken. Das vertreibe ich als Webservice. Die Oberflächen 
> sind GPL, der Kern nur auf unserem Server. Für die Anwender ist das 
> blöd, sie können unser Programm nicht einfach mitnehmen.

Temporäre Lösung: Biete als Service an, diesen Dienst auf den
Server eines Kunden zu installieren / transportieren.

Alles weitere wird sich IMHO von selbst entwickeln.


Gruß,

    Volker

-- 
Volker Grabsch
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