[linux-l] OpenSource-Kommerz

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
Mo Apr 21 20:57:14 CEST 2008


Hallo,

On Mon, Apr 21, 2008 at 05:07:26PM +0200, Thomas Schmidt wrote:

> Ich habe auch die entsprechende Nachfrage, weil die momentan
> verfügbaren Galerien zu fehlerhaft programmiert und die Oberflächen
> unmodern sind.

Ich bin erstaunt... Aber egal, tut ja nix zum Thema :-)

> > Im Grunde ist es dann ja eine Auftragsentwicklung fuer diese Kunden.
> > Sie sind dann natuerlich bereit, dafuer zu bezahlen, denn an sonsten
> > gibt es die Software halt nicht...
> >   
> Ja, aber ich möchte auch von den 100 Leuten, die das Programm später
> einsetzen, etwas haben.

Vergiss das lieber. Du solltest so kalkulieren, dass Du mit den
Erstkunden auf Deine Kosten kommst. Wenn von den 100 weiteren Kunden
zehn Anpassungen haben wollen, kannst Du damit natuerlich zusaetzliche
Umsaetze machen; aber sich darauf von vornherein zu verlassen waere sehr
riskant.

> > Du musst den Kunden individuelle Loesungen anbieten, die man nicht
> > fertig herunterladen kann, sondern die tatsaechliche Arbeit
> > erfordern -- Arbeit, fuer die Du dann bezahlt wirst.

> Du meinst, dass die mich dann für die ganze Webseite beauftragen.

Ja, zum Beispiel. Vielleicht reicht es auch "nur" den Gallerie-Teil
schluesselfertig einzurichten. Das ist von Kunde zu Kunde verschieden...

> Das Dumme ist nur, dass ich Programmierer bin und Aufträge für
> Designanpassungen nicht so gut gebrauchen kann.

Dann musst Du den Teilauftrag halt weitergeben. Oder umgekehrt: Du
kooperierst mit einem anderen Anbieter, der sich um das Drumherum
kuemmert, und nur die eigentlichen Programmierauftraege an Dich
weitergibt.

Wenn Dir sowas nicht schmeckt, solltest Du lieber die Selbststaendigkeit
vergessen und bei einer vorhandenen Firma anheuern...

> > Die eigentliche Softwareentwicklung laeuft dann sozusagen nebenher,
> > im Auftrag bestimmter Kunden, nicht als Selbstzweck.
> >   
> Das habe ich auch schon überlegt. Wer eine weitere Funktion haben
> will, muss für deren Einbau zahlen. Wenn dann immer größere und
> kompliziertere Aufträge kommen, habe ich unendlich zu tun und verdiene
> daran.

Genau, das ist der Grundgedanke. Du wirst fuer die Arbeit bezahlt, die
Du tatsachlich fuer den Kunden verrichtest -- wie ein Handwerker...

> > An sonsten sind teilweise sehr spezielle Modelle bei bestimmten
> > Gegebenheiten moeglich. Ein ganz interessantes Beispiel ist hier
> > Firefox: Fast die gesammten, nicht gerade unerheblichen Einnahmen
> > der Mozilla Foundation (ueber 60 Millionen letztes Jahr) kommen von
> > Google -- als Provision fuer die Suchanfragen, die ueber die Suchbox
> > gemacht werden...
> >   
> Mit anderen Worten: Firefox blendet Werbung ein. Die Werbenden
> bezahlen Firefox über ein paar Umwege dafür. Firefox ist also Spyware.

Wieso nur habe ich mit solch einer Schlussfolgerung gerechnet?...

Sorry, das ist absurd. Ja, mit einen Webbrowser kann man Werbung
ansehen. Also ist jeder Browser Spyware? Du solltest mal lieber die
Definition von Spyware lesen.

Die Suchbox von Firefox macht nix anderes, als *auf expliziten Wunsch
des Benutzers* Suchanfragen abzuschicken. Nicht wirklich viel anders,
als wenn man auf http://google.com geht und selbst die Anfrage eingibt.
Nur etwas praktischer.

> QT und OpenOffice sind, wenn es ans Eingemachte geht, gar kein
> OpenSource mehr.

Auch das ist eine ziemlich ueberzogene Schlussfolgerung. Natuerlich sind
Qt und OpenOffice (auch) freie Software. Nur basiert das
Geschaeftsmodell der Hauptentwickler nicht wirklich darauf...

Uebrigens ist OpenOffice eigentlich ein schlechtes Beispiel. Sun
verdient hier an dem Dual-Licensing nicht wirklich viel. Der Grund,
wieso Sun in OpenOffice inverstiert, ist ein ganz anderer: Es geht
darum, eine konkurrenzfaehige Buerosoftware fuer die von Sun angebotenen
nicht-MS-Plattformen zu haben; sie damit attraktiver zu machen. (Ein
recht weit verbreitetes Finanzierungsmodell uebrigens -- alles wass IBM
und HP und so in freie Software investieren faellt auch in diese
Kategorie.)

Zum Teil geht es natuerlich auch darum, das Monopol des Konkurrenten
insgesamt zu schwaechen... Was ja auch der Grund ist, weshalb Google in
freie Software investiert, zum Beispiel ueber Summer of Code.

> Mir bleibt also nichts anderes übrig, als auf einen freiwilligen
> Beitrag und Änderungsaufträge zu hoffen.

Nein, nicht nur. Wie gesagt: Wenn Du in der gluecklichen Position bist,
bereits im Vorraus interessenten zu haben, kannst Du Dir die
Erstentwicklung schon vergueten lassen.

> Hat das schon jemals funktioniert?

Freiwillige Beitraege nicht -- das sind hoechstens Tropfen auf den
heiszen Stein. Aenderungsauftraege dagegen durchaus. Es gibt unzaehlige
Firmen die davon leben. (Cygnus -- mittler Weile Teil von RedHat -- hat
vor ueber 15 Jahren erfolgreich Dienstleistungen rund um gcc
angeboten...)

-Olaf-



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