[linux-l] X11: Konfiguration zweier Monitore mit unterschiedlicher Auflösung

Lutz Willek lutz.willek at belug.de
So Feb 24 14:29:48 CET 2008


Axel Weiss schrieb:
> Hallo Belug,
Hi Axel,
> 
> hab hier einen Dell-Laptop mit 1280x800 Grafikauflösung, den ich an einer 
> Dockingstation mit einem Monitor 1680x1050 betreiben will. Wie soll die 
> Konfiguration aussehen (/etc/X11/xorg.conf) ?
> 
> Mit SaX (pardon) kann ich entweder den Clone-Modus einstellen oder (was gar 
> nicht funktioniert) den Xinerama-Modus. Im Clone-Modus bekomme ich aber immer 
> eine Auflösung <= 1280x800, auch auf dem großen Monitor. Wer kann mir helfen?
Wir.

Erst mal etwas Theorie. Es gibt 3 Arten einen (oder mehrere) Bildschirme 
anzusteuern, clone, xinerama und 2ndview. Dabei unterscheidet sich die 
Konfigurationsdatei xorg.conf je nach verwendeter Methode enorm.

***
CLONE
***
Der einfachste Modus. Damit wird der Inhalt des ersten Bildschirms exakt 
kopiert und einfach auf einem anderen Ausgang wiedergegeben. Vorteil ist 
das einfache Setup, man kann quasi nichts falsch machen (deswegen kann's 
auch Sax). Nachteil ist, das eine veränderte Auflösung, 
Bildwiederholfrequenz oder Farbtiefe nicht möglich ist, da die 
Signalquelle ja einfach nur kopiert ist und exakt dem Original 
entspricht. Wichtig dabei zu wissen: das Signal wird nur ein mal 
erzeugt. Also gar nichts für Deinen Anspruch. Folgende Informationen 
benötigt der X-Server zusätzlich:
* "ich will den clonemodus"
* "an welchen Ausgang soll das geklonte Bild geschickt werden?"

***
XINERAMA (oder multimode)
***
Schon etwas komplizierter. Zuerst wird *ein* *virtueller* Bildschirm 
definiert, der eine mindestens größere Auflösung als der größte 
physikalische Monitor haben sollte. Die vorhanden Bildschirme werden 
dann einfach auf diesen virtuellen Bildschirm verteilt. Anders gesagt 
zeigt zum Schluss jeder der Monitore nur einen Ausschnitt des großen 
virtuellen Bildschirms. Vorteile: noch relativ einfach, drag&drop 
zwischen den Bildschirmen möglich, unterschiedliche Auflösungen möglich.
Nachteile: beschleunigte Grafik wird schlecht unterstützt, Anwendungen 
können (--nicht--) schlecht auf einem Monitor in Vollbild gebracht 
werden, unterschiedlichen Farbtiefen und Frequenzen (nicht???) möglich.
Für Dich könnte das schon das richtige sein, musst Du entscheiden...
Folgende Informationen benötigt der X-Server:
* "ich will xinerama"
* "wie groß ist der virtuelle Bildschirm?"
* "wie ist die Auflösung der richtigen Bildschirme?"
* "wie ist die Lage der beiden richtigen Bildschirme innerhalb
    des virtuelle Bildschirms?"
* "welcher Bildschirm ist an welchen Ausgang?"

***
2ndview
***
Also klassisch: zweiter Bildschirm. Dieser Bildschirm hat dann *nichts* 
mehr mit dem ersten Bildschirm gemeinsam, außer der gleichen Maus und 
Tastatur, über die er bedient wird. Es ist dabei *vollkommen* 
unerheblich, ob dieser Bildschirm von der gleichen oder einer anderen 
Grafikkarte gesteuert wird, ob er 20 cm oder 200 Km vom ersten 
Bildschirm angezeigt wird, ob es überhaupt mehrere Bildschirme sind oder 
nicht doch nur einer und "nur" unterschiedliche vt's. Es ist sogar egal 
ob ein anderer Rechner oder sogar ein anderes Betriebssystem diesen 
Bildschirm ereugen, solange die beiden in Verbindung miteinander stehen 
und das gleiche Protokoll verstehen. Das mag verwirrend klingen, ist 
aber einfach zu erklären:
Die beiden Monitore werden *wirklich* unabhängig voneinander gesteuert. 
Das bedeutet: zwei voneinander unabhängige Instanzen X, die miteinander 
kommunizieren und Informationen austauschen. Damit ist dann natürlich 
fast alles möglich, von unterschiedlichen Auflösung angefangen, bei 
unterschiedlichen Rechnern endend. Diese Freiheit der kompletten 
Unabhängigkeit voneinander ist natürlich in gewisser Weise wieder ein 
Nachteil, da beispielsweise drag&drop nicht möglich ist.
Folgende Informationen benötigt der (die) X-Server:
* alle Informationen zum ersten Bildschirm wie
   - Auflösung, Anschlussart, Standort, Grafikkarte...
* alle Informationen zum x-ten Bildschirm
* ...
* alle Informationen zum n-ten Bildschirm
* Informationen, welche Ressourcen geteilt werden sollen
   - Tastatur, Maus..
* Informationen, wie die einzelnen Server miteinander in Verbindung stehen.
> 
> Im Moment läuft SuSE-10.2, wenn mal alle Einstellungen bekannt sind soll aber 
> auf Debian gewechselt werden.
Das Betriebssystem ist hier vollkommen unerheblich, da es sich hier nur 
um die Konfiguration eines Programmes (dem X-Server) handelt.

  Die HW kann's jedenfalls, unter XP habe ich
> beide Monitore in Betrieb.
Im Gegensatz zu Windows besteht kein Zusammenhang zwischen System und 
Anzeige. Das ist wichtig zu verstehen. Der X-Server ist genauso nur ein 
Programm wie beispielsweise der Firefox oder OpenOffice ein Programm 
ist. Sein Sinn besteht darin, mehr oder weniger bunte "Bildchen" auf den 
Monitor zu malen. Genau so wie Du den Firefox mehrmals gleichzeitig 
starten lassen kannst um dir unterschiedliche Webseiten anzeigen zu 
lassen kannst Du den X-Server mehrmals starten, um Dir mehrere 
Bildschirme anzusteuern. Das ist dann 2ndview.
> 
> Danke,

Bitte, soweit zur Theorie, jetzt zur Praxis. Da jeder Rechner 
unterschiedliche Hardware eingebaut hat können wir Dir unmöglich eine 
komplette Konfiguration geben, die ja abhängig vom verwendetem Treiber 
ist. Es kommt noch schlimmer, nicht jeder Grafikkartenhersteller legt 
seine Spezifikationen komplett frei. Die freien Treiber unterstützen die 
Hardware deswegen oft nicht vollständig. Der Hersteller verwendet lieber 
seine eigenen Treiber, die dann die drei oben genannten Möglichkeiten 
nicht oder nicht vollständig oder einfach "anders" unterstützen. Am 
besten dokumentiert und damit unterstützt sind die Grafikkarten von 
Intel (für unser Mail-Archiv: Stand 2007/2008)
Alle diese Gründe zusammen genommen machen die Konfiguration eines 
X-Servers so richtig schwer, obwohl es eigentlich so einfach sein 
könnte. Du musst Dich also auf mehrere Versuche einstellen und etwas 
Willen zur Mitarbeit bringen.

Fazit:
Um Dir helfen zu können brauchen wir den genauen Typ Deiner Grafikkarte. 
Am einfachsten für Dich wird es sein, wenn Du uns Deine momentane 
Konfiguration des X-Servers und die Ausgabe von lspci zeigst:
Auf Konsole eingeben: lspci > lspci.txt

Wir brauchen vorerst die Datei lspci.txt sowie die Datei 
/etc/X11/xorg.conf, und natürlich den gewünschten Modus, clone, xinerama 
oder 2ndview.
Abhängig von Deiner Antwort brauchen wir später noch mehr Infos.

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Have you tried turning it off and on again?

Freundliche Grüße / Best Regards

         Lutz Willek




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