[linux-l] [OT] allozieren ?

Achim Pabel Achim.Pabel at gmx.de
Do Nov 27 15:51:58 CET 2008


Hallo Iván,

es ist leider ein Problem welches typisch Deutsch ist! Wer angelsächsisch 
spricht, oder sich so kommunikativ darstellt, will sich absichtlich von 
anderen abheben und mit Expertenwissen darstellen. Dieses Phänomen findest Du 
nicht in anderen Ländern. (Mit Ausnahme der Japaner, die englische Begriffe 
ebenso modisch in die ihrigen einbinden)
In anderen Ländern versucht man stattdessen, die englischen Begriffe in eine 
verständliche landesübliche Sprache zu überführen.
So ist es auch für mich unverständlich, warum der USER auf dem SCREEN blickt, 
statt der Anwender auf den Bildschirm oder  Monitor...
Aber hierzulande schreien leider die Lobyisten für den rein englischen 
Sprachgebrauch sehr laut ihre (unüberlegten) Argumente in die Runde, dass so 
manch ein Zuhörer verunsichert wird - schlimstenfals das Gesagte für bare 
Münze hält und mitschreit. Das macht auch in Unis und FHs von Seiten der 
Professoren nicht halt. Heutige derartige Diskussionen kommen mir vor wie zu 
Luthers Zeiten: "Lasst die Bibel ausschließlich in lateinischer Sprache...!"
Den größten Witz habe ich bei einer Projektarbeit bei einem Kunden (nähe 
München) erlebt: In einer deutschsprachigen Umgebung (nur deutsche 
Mitarbeiter) sollte ich zu meiner Software die "man" in Englisch verfassen, 
während anschließend ein Deutscher meine englische Doku für die Franzosen in 
französich umschrieb (Standort Paris).

ANDERERSEITS kann man verschiedene Begriffe auch nicht verdeutschen, ohne dass 
auch eingefleischte Deutsch-Lobyisten den Kopf schütteln würden.... !

Die deutsche Sprache ist eine der schwierigsten. Sensibel und poetisch lassen 
sich sehr viele schöne Sachen ausdrücken, so dass viele ausländische Dichter 
Deutsch lernen - auch wenn phonetisch andere Sprachen viel besser klingen.

Historisch gesehen:
- Tatsache ist aber auch, dass wir Deutsche durch unsere jüngste historische 
Vergangenheit kein nationales "deutsches" Selbstbewusstsein aufbauen, ohne 
Angst zu haben, dass uns ein anderer Neonazismus unterstellt.
- Die deutsche Sprache ist durch viele benachbarte ausländische Begriffe erst 
so reichhaltig und schön geworden: Französich, Latein, ... und "last but not 
least" auch Englisch.
- Du kannst in der angelsächsischen Sprache viele deutsche Ursprünge 
erkennen ... http://de.wikipedia.org/wiki/Angelsachsen.

ABER die Tatsache, dass der erste elektronische Computer in Deutschland gebaut 
wurde, ist für den Engländer oder Amerikaner noch lange kein Grund seine 
Sprache modisch mit deutschen Fachbegriffen zu verzieren - so wie hierzulande 
üblich (ich wiederhole mich).

Es bleibt also Dir überlassen, ob Du nun von "allozieren" 
oder "Speicherzuordnen" sprichst.
Entscheidest Du Dich sprachlich für den ersten Punkt, hast Du weniger Probleme 
bei der persönlichen und fachlichen Annerkennung Deiner Person als IT-ler.
Ich persönlich nehme nur noch die Projekte an, in der die Sprache des Landes 
gesprochen wird - somit bin ich mir sicher, dass ich mich mit Sprachspinnern 
nicht mehr auseinandersetzten muss.

Gruß in die Hauptstadt

Achim



Am Donnerstag, 27. November 2008 14:25 schrieb Ivan F. Villanueva B.:
> Am Thu, Nov 27, 2008 10:51:36PM +1100, Peter Ross schrieb:
> > allozieren, allozieren, es wird knapp, Garbage Collection zum
> > reduzieren, allozieren..),
>
> Für mich hört sich 'allozieren' sehr komisch an. Ist es üblich in der
> deutschen technischen Literatur?
>
> Nicht lieber 'Speicherzuordnung' oder als Verb 'speicherzuordnen' oder
> 'speicherzuweisen'?
>
> In Leo steht für 'allocation' 'Belegung', 'Speicherverteilung', uvm.



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