[linux-l] OpenSource -Strategien

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Mi Dez 1 00:00:13 CET 2010


Jörg Schmidt <joesch04 at web.de> schrieb:
> olafBuddenhagen at gmx.net schrieb:
> > Nun, was soll man dazu sagen? Der Begriff "Open Source" bekommt seinen
> > großen Zuspruch von Leuten mit der Einstellung: "Politik?
> > Lass mich bloß damit in Ruhe!".
> 
> Der Begriff OpenSource erfährt im Gegenteil seinen großen Zuspruch von
> Leuten die verstanden haben das man politische Probleme im politischen
> Rahmen lösen muß und nicht auf dem Umweg über Software-Lizenzen lösen
> kann.

Der Begriff Freie Software erfährt hingegen seinen Zuspruch von Leuten,
die verstanden haben, dass man politische Probleme nicht "der Politik"
überlassen darf, sondern in der Bevölkerung und vorallem in der Wirtschaft
ein politisches Bewusstsein für die Problematik wecken muss. Denn erst
das, was es in die öffentliche Diskussion schafft, wird auch von der
Politik wahrgenommen.

Der größte Teil der Problematik liegt auch tatsächlich im Urheberrecht,
sowas entsprechende Software-Lizenzen eine natürliche, sinnvolle Lösung
darstellen. Das Urheberrecht setzt ungünstige "Defaults", die von Freie-
Software-Lizenzen mit sinnvolleren Werten belegt werden.

Allerdings stimme ich zu, dass einige Lizenzen wie die GPL über das
Ziel hinaus schießen, indem sie versuchen, Einfluss auf andere Bereiche
wie das Patentrecht zu erhalten. Das riecht in der Tat sehr nach einer
üblen Notlösung. Angesichts der ständigen einseitigen Verschärfungen
der Gesetze ist das aber zur Zeit das beste, was wir haben.

> Ein Problem, was mich diesbezüglich beschäftigt, ist die Frage der
> volkswirtschaftlichen Wirkung von FOSS und ihrer davon abgeleiteten
> gesetzlichen Einordnung, denn es ist doch garnicht zu bestreiten das
> FOSS Einfluss auf den Markt ausübt, gleichfalls aber völlig ungeregelt
> ist so das sie das teils unter Wettbewerbsverzerrung tut.

FOSS übt Wettbewerbsverzerrung aus? Soweit ich weiß, wird Wettbewerbs-
Verzerrung im Software-Bereich vorallem durch Vendor-Lock-In betrieben,
und genau dieser wird durch Freie Software durchbrochen - sowohl bei
BSD-artigen Lizenzen als auch im Copyleft.

Ich würde sogar noch weiter gegen und sagen, dass bei Freier Software
ein ganz besonders harter und unverzerrter Wettbewerb läuft, in dem
unbarmhäerzig alle schlechten laufenden Projekte früher oder später
geforkt, übernommen oder was-auch-immer werden. Den "Markt" der Freien
Software (wie auch immer man ihn definiert) würde ich also noch eher
als "Markt" bezeichnen wollen als den "Markt" der proprietären Software,
bei dem in vielen Bereichen die sonst so hochgepriesenen Marktstrukturen
kaum noch erkennbar sind.

> > *nicht* strategisch für sinnvoll halten, die politischen Aspekte unter
> > den Teppich zu kehren, wenn wir Leuten freie Software
> > schmackhaft machen wollen...
> 
> Auch das ist nicht ganz richtig, denn Teile der FreienSoftware-Bewegung
> machen nicht politische Aspektre freier Software schmackhaft, sondern
> glauben am demokratischen Konsens der Gesamtgesellschaft vorbei
> politische Dinge regeln zu können.

Es gibt einen Konsens der Gesamtgesellschaft bezüglich Freier Software?

Der größte Teil der Bevölkerung weiß doch nicht nichtmal, was Freie
Software überhaupt ist!


Gruß
Volker

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Volker Grabsch
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