[linux-l] OpenSource -Strategien

Jörg Schmidt joesch04 at web.de
Mi Dez 1 20:02:10 CET 2010


Hallo,

> Allerdings stimme ich zu, dass einige Lizenzen wie die GPL über das
> Ziel hinaus schießen, indem sie versuchen, Einfluss auf
> andere Bereiche
> wie das Patentrecht zu erhalten. Das riecht in der Tat sehr nach einer
> üblen Notlösung.

eben

> FOSS übt Wettbewerbsverzerrung aus?

Ja sicher. Natürlich nicht böswillig, aber eben praktisch.

Es ist doch garnicht zu bestreiten das bestimmte Entwicklungen die bei
freier Software stattfinden in anderen Wirtschaftbereichen ganz klar als
Dumping gelten.

Wenn ich in meiner Freizeit OpenSource kostenlos entwickle und
anschließend kostenlos dem Markt zur Verfügung stelle ist das
Wettbewerbsverzerrung.

Und solche Aussage treffe ich nicht böswillig sondern als überzeugter
Anhänger von FOSS, nur es geht hierbei um Probleme die mit zunehmender
Verbreitung von FOSS Lösungen erfordern.
Und Diskussionen dazu gehören eben nicht ins Tagesfgeschäft von
Mailinglisten, denn da führen sie leicht zu unnötiger Aufregung weil sie
mißverstanden werden, wie Du mich hier beispielsweise mißverstehst.

Und genau wegen des Mißverständnisses was hier ganz augenscheinlich
entsteht (Du glaubst ich kritisiere Freie Software und Du empfindest ich
tue das mit merkwürdigen Argumenten, ich hingegen suche theoretisch
fundiererten Gedankenaustausch zu Wirkungen von FOSS in
volkswirtschaftlicher Hinsicht) bedauere ich mich hier zu Wort gemeldet
zu haben.
Ich hätte so schlau sein müssen das die Liste einer LUG nicht der
richtige Ort für solche Diskussionen ist, sondern man zwangsläufig in
Vordergründigkeiten abgleitet.

Vordergründigkeiten?
Ja, denn wenn hier vergleichsweise eine Liste zu Wirtschaftsfragen wäre,
war mein Diskussionsziel NICHT darüber zu reden wie ich den Gewinn in
meinem Unternehmen steigern kann sondern darüber zu reden wie man
beispielsweise Marktmodelle verbessern kann oder wirtschaftliches
Geschehen theoretisch besser erklären kann.

UNd warum mich sowas interessiert ist sehr einfach: ich habe zu freier
Software diplomiert, ich verdiene mein Geld mit freier Software und ich
engagiere mich seit Jahren ehrenamtlich für OOo (zukünftig LibO) und mir
sind inzwischen vertiefende theoretische Betrachtungen wichtiger als
Offensichtlichkeiten, denn augenscheinliche Dinge erlebe ich ohnehin
täglich beruflich, wie in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit.

Nichts für ungut.

> Soweit ich weiß, wird Wettbewerbs-
> Verzerrung im Software-Bereich vorallem durch Vendor-Lock-In
> betrieben,
> und genau dieser wird durch Freie Software durchbrochen - sowohl bei
> BSD-artigen Lizenzen als auch im Copyleft.
>
> Ich würde sogar noch weiter gegen und sagen, dass bei Freier Software
> ein ganz besonders harter und unverzerrter Wettbewerb läuft, in dem
> unbarmhäerzig alle schlechten laufenden Projekte früher oder später
> geforkt, übernommen oder was-auch-immer werden. Den "Markt" der Freien
> Software (wie auch immer man ihn definiert) würde ich also noch eher
> als "Markt" bezeichnen wollen als den "Markt" der
> proprietären Software,
> bei dem in vielen Bereichen die sonst so hochgepriesenen
> Marktstrukturen
> kaum noch erkennbar sind.

Das ist eine Seite der Medaillie, die andere SEite ist die die ich oben
andeutungsweise nenne.

Wie gesagt, ich bashe hier nicht sondern es geht mir um langfristige
Entwicklungen die LÖsungen brauchen, denn sonst etsteht eine Spirale
derart wie ich sie hinsichtlich der Aussage des Linux-Hotels sinngemäß
zitiert hatte, nämlich das Preisdumping dadurch betrieben wird das Freie
Software kostenlos entwickelt wird und faktisch doch vorhandene Kosten
quersubventioniert werden.
Ich lebe quasi täglich was ich hier kritisiere, denn wenn ich mein Geld
mit Support zu OOo verdiene und mich dann zusätzlich in meiner Freizeit
für OOo engagiere bin ich Teil einen solchen Prozesses wo ich mit meinen
Einnahmen meine ehrenamtliche Tätigkeit flankiere bzw. bezahle oder
eben, im volkswirtschaftlichen Sinn, quersubventioniere.

>
> > > *nicht* strategisch für sinnvoll halten, die politischen
> Aspekte unter
> > > den Teppich zu kehren, wenn wir Leuten freie Software
> > > schmackhaft machen wollen...
> >
> > Auch das ist nicht ganz richtig, denn Teile der
> FreienSoftware-Bewegung
> > machen nicht politische Aspektre freier Software
> schmackhaft, sondern
> > glauben am demokratischen Konsens der Gesamtgesellschaft vorbei
> > politische Dinge regeln zu können.
>
> Es gibt einen Konsens der Gesamtgesellschaft bezüglich Freier
> Software?

NEIN, es gibt aber einen Konsens zur bürgerlichen Gesellschaft und
deshalb sollte man wenn man das anders sieht und z.B. mehr linke Politik
will, sich politisch engagieren und nicht mit Projekten wie Ökonux einen
Zustand herbeireden als wenn FReie Software jegliche politischen
Probleme lösen kann.



Gruß
Jörg




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