[linux-l] OpenSource -Strategien

Jörg Schmidt joesch04 at web.de
Mi Dez 1 20:02:07 CET 2010


Hallo,

Volker Grabsch schrieb:
> Ja, eben. Mit pragmatische Gründen überzeugen und die politischen
> möglichst außen vor lassen, um nicht anzuecken.

Nein, es geht nicht um Nicht-Anecken, sondern darum marktkonforme
Begriffe zu nutzen bzw. das was manche dafür halten.

> > und im Übrigen sollte man die politischen Dinge genau betrachten.
>
> Da stimme ich absolut überein. Und genau deshalb rede ich lieber
> von Freier Software als von OpenSource.

Verstehe ich nicht, denn freie Software macht dort Politik wo sie keine
machen sollte, genau das ist ja das Problem.

>
> > Die Kritik an
> > bestimmten Argumentationen aus der OpenSource-Szene macht
> sich nämlich
> > häufig nicht daran fest das hier unpolitisch agiert würde,
> sondern das
> > Teile der FreieSoftware-Bewegung recht eigenwillige Maßstäbe an
> > politische Betrachtungen anlegen.
>
> Ach so? Hast du dafür irgendwelche Belege?

Ja, sie Projekt Ökonux (hatte ich am Anfang des Threads genannt).

> > Bestimmte Teile der FreienSoftware-Bewegung setzen z.B.
> voraus das man
> > ohnehin nur dann wirklich für freieSoftware sein könne wenn
> man gegen
> > Kapitalismus sei,
>
> Von welchen Teilen redest du?

Von denen die Politik immer mit Software vermischen und beispielsweise
mit Busswörtern wie 'soziokultureller TEilnahme' argumentieren, als
Synonym dafür das Freie Software häufig auch kostenfrei ist und das für
Manchue nötig ist weil sie sich sonst keine (hochwertige) Software
leisten können. UNd genau sowas ist eine Art Politik die mit Software
eben nichts zu tun hat.

Somit:
WEnn wir denn nun leider zur Kenntnis nehmen müssen das es Armut in der
Gesellschaft gibt, dann gilt es diese Arrmut zu beseitigen, aber nicht
zu versuchen die Leute in Armut zu belassen und ihnen dadurch zu helfen
das freie Software vielfach nichts kostet.

Software als ERsatz für gesellschaftliche Notwendigkeiten zu sehen ist
genauso falsch wie freiwillig organisierte Suppenküchen als ERsatz für
eine vernünftige Sozialpolitik.

> Und: sind diese relevant?

Ja, leider.

> Ich meine,
> es gibt immer ein paar Spinner, die über das Ziel hinausschießen.
> Die würde ich aber nicht als Maßstab sehen.
>
> Insbesondere die Gleichstellung von Freier Software mit Kommunismus
> (oder Anti-Kapitalismus) ist etwas, dass eher aus der Propaganda-
> Ecke von Microsoft & Co. stammt.

Schau Dir einfach das Projekt Ökunux (http://www.oekonux.de/) an, von
Microsoft kommt das bestimmt nicht.

> Leute wie Stallman werden sich hüten,
> so einen Mist von sich zu geben. Es ist sogar das ausdrückliche Ziel
> der Freien- Software-Bewegung, die Wirtschaft mit ins Boot zu holen.

Ich messe dann die Leute in ihrem praktischen Handeln, z.B. wenn die FSF
Community-Mitglieder gegen ihr eigens Projekt aufhetzt, so geschehen bei
OOo, wo es der FSF ein Dorn im Auge war bei Extensions kommerzielle
Aktivitäten als gleicchberechtigt zu aktzeptieren.

> Das trifft auf die Freie-Software-Bewegung genauso zu. Sag mal,
> hast du in letzter Zeit überhaupt irgendwelche Pressemitteilungen
> von der FSFE oder ähnlichen Organisationen gelesen?

Ja.


> Microsoft fördert zudem auch jetzt schon Freie Software,

GANZ GENAUSO IST ES:

> und diese
> Entwicklung wird i.A. wohlwollend zur Kenntnis genommen.

NEIN, absolut nicht, die Entwicklung wird eben nicht wohlwollend zur
Kenntnis genommen.

> > Oder blicken wir auf die 'doc-ODF-OOXML-Story', auch da
> kann man teils
> > nur mit dem Kopf schütteln, wenn man _bestimmte_ politische
> Statements
> > von _bestimmten_ Vertretern freier Software über die Jahre liest.
>
> Auch hier: Beispiele?

aber gerne:

Am Anfang war doc und es war finster (und das war es tatsächlich!) und
dann kam ODF als ISO-Standard und es wurde Licht (und das war gut so!)
und dann kam OOXML als zweiter ISO-Standard (und wer wollte die
Mauscheleien von MS diesbezüglich bestreiten), aber alles was in Folge
kam bewies echte 'politische Kreativität':
kaum war OOXML von der ISO als Standard anerkannt, gewann man fast den
Eindruck das doc nunmehr sehr milde gesehen wurde, weil ja nun die
Marschrichtung hieß das zwar properitäre Formate schlecht sind (stimmt
ja auch) aber ein offengelegter Standard unter Quasi-Kontrolle von MS
noch viel schlechter sei als ein völlig geschlossenes Format wie
einstmals doc.
Dann kam die 'Rettungsaktion' von SUN durch die Entwicklung eines
entsprechenden AddIns (übrigens propritär!), zum Lesen/Schreiben für ODF
in MS Office, mit der Verkündigung das MS ja niemals etwas tun würde.
Als MS dann nachzog und ein eigenes AddIn (übrigens unter
OpenSource-Lizenz!) herausbrachte wurde das auch wieder kritisiert,
Motto: besser kein AddIn als Eines von MS.
Diese ganze Entwicklung beanspruchte die Kräfte bei OOo anscheinend so
sehr das man plötzlich vom ISO-Standard abwich und ODF nach
OASIS-Standard implementierte, natürlich nicht ohne gleichzeitig zu
kritisieren das das AddIn von MS sich ist bestimmten Dingen böswilliger
WEise an den ISO-Standard hielt, was deswegen böswillig wäre weil doch
MS erkennen müsse das es richtig wäre in den Punkten vom ISO-Standard
abzuweichen wo das OOo auch tat, denn wo OOo vom ISO-Standard abwiche
geschähe das ja nur zum Besten dieses Standards.
Im Moment ist es etwas still geworden, denn Vieles ist überschattet von
der Übernahme von SUN durch Oracle (und diese ist wirklich an vielen
Stellen eine schwere Hypothek), gleichzeitig aber ist die
Zwischenbilanz: es gibt aktuell weiterhin kein OfficePaket welches
*ISO*-ODF (oder ISO-OOXML) uneingeschränkt implemetiert.
Ausgang? - und es ist traurig das sagen zu müssen - leider ungewiss.


Gruß
Jörg




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