[linux-l] OpenSource -Strategien

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Do Dez 2 04:45:29 CET 2010


Jörg Schmidt <joesch04 at web.de> schrieb:
> > FOSS übt Wettbewerbsverzerrung aus?
> 
> Ja sicher. Natürlich nicht böswillig, aber eben praktisch.
> 
> Es ist doch garnicht zu bestreiten das bestimmte Entwicklungen die bei
> freier Software stattfinden in anderen Wirtschaftbereichen ganz klar als
> Dumping gelten.
>
> Wenn ich in meiner Freizeit OpenSource kostenlos entwickle und
> anschließend kostenlos dem Markt zur Verfügung stelle ist das
> Wettbewerbsverzerrung.

Wenn ein Unternehmen Probleme hat, mit einer der Freizeit-
Aktivität eines Einzelnen zu konkurrieren, dann sehe ich
darin keine Wettbewerbsverzerrung, sondern ein unfähiges
Unternehmen, das zurecht vom Markt gefegt wird. Ich meine,
ein Restaurant muss schließlich mit Hobby-Köchen mithalten
können.

Ich habe auch genrell ein Problem mit dieser Art von Argumentation.
Vielleicht auch, weil sie aus der Microsoft-Propaganda-Ecke kommt,
wo Bill Gates schon vor vielen Jahren gegen Hobbyprogrammierer
wetterte.

Mir kommt das ähnlich absurd vor, als würde man sagen, der
Markt der Prostitution wird dadurch verzerrt, dass es sehr
viele Menschen gibt, die kostenlos und ohne wirtschaftliche
Interessen Sex haben. Und Leute, die sich selbst ihr Essen
zubereiten, verzerren den Markt der Köche?

Direkte Parallelen zum Preis-Dumping kann ich da absolut nicht
erkennen. Dann wäre ja jedes freie Gut inklusive der Luft, die
wir atmen, das Ergebnis von Preis-Dumping und damit ein Zeichen
von Wettbewerbsverzerrung.

Würde man den Begriff "Wettbewerbsverzerrung" tatsächlich so
inflationär gebrauchen, dann würde er doch jede Bedeutung
verlieren.

> (Du glaubst ich kritisiere Freie Software und Du empfindest ich
> tue das mit merkwürdigen Argumenten,

Es tut mir leid, dass du meine Kritik persönlich genommen
hast. So war das nicht gemeint. Zum Beispiel würde mich
ernsthaft interessieren, inwiefern obige Beispiele Wettbewerbs-
Verzerrungen darstellen.

> denn sonst etsteht eine Spirale
> derart wie ich sie hinsichtlich der Aussage des Linux-Hotels sinngemäß
> zitiert hatte, nämlich das Preisdumping dadurch betrieben wird das Freie
> Software kostenlos entwickelt wird und faktisch doch vorhandene Kosten
> quersubventioniert werden.

Und wieso ist das schlimm? Nimm zum Beispiel den Linux-Kernel, da
arbeiten 'zig Firmen mit, die in die Entwicklung investieren, sich
also die Kosten quasi teilen, und jede investiert in genau die Ecken
des Kernels, die für sie am wichtigsten sind. Soweit ich weiß,
funktioniert das relativ gut.

Dazu muss man Software aber als Infrastruktur betrachten, und nicht
als Produkt. Vielleicht ist das auch einer der wesentlichen Unterschiede
zwischen FS und OS. Die Freie-Software-Bewegung sieht in einer FOSS
meist ein gemeinsames Gut. Die Open-Source-Bewegung sieht in einer
FOSS hingegen meist ein Produkt.


Gruß
Volker

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Volker Grabsch
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