[linux-l] OpenSource -Strategien

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
Do Dez 16 20:09:45 CET 2010


Hallo,

On Sun, Nov 30, 2008 at 06:12:00PM +0100, Jörg Schmidt wrote:

> Es ist immer wieder Teil der allgemeinen Diskussion kontra propritäre
> Software das Software vom Kopieren nicht weniger wird, im Eigentlichen
> also kein knappes Gut ist, sondern künstlich verknappt wird um Geld zu
> verdienen.
> 
> Legt man aber diesen Punkt an, so ist ein uneingeschränktes Copyleft
> eine über das Ziel hinauschießende Forderung, da nicht zu begründen
> ist wie es der Freiheit einer existierenden Software (die jederzeit
> durch Kopien beliebig zu vervielfältigen ist) abträglich sein könnte
> wenn sie mit anders lizensierter Software vermischt würde, denn selbst
> wenn aus einer völlig freien GPL_Software Ableitungen entstünden die
> völlig unfrei sind (was ja praktisch ohnehin nicht geht) wäre nicht
> ein Byte des ursprünglichen GPL-Codes unfrei, denn dieser lebt in
> einer beliebigen Anzahl von Kopien weiter.

Das Problem ist, dass freier Code ohne Copyleft die Entwicklung von
unfreien Programmen fördern kann. Einige finden das OK; aber die meisten
Anhänger freier Software wollen das verhindern, da es den Grund, warum
der freie Code überhaupt geschrieben wurde, genau ins Gegenteil
verkehrt.

Diese Einschränkung lässt sich auch sehr einfach moralisch begründen,
und existiert in ählicher Form in jeglichen Gesetzen. Das Stichwort
lautet "negative Freiheit": Wenn alles erlaubt ist, dann können
Individuen auch Aktionen durchführen, die die Freiheit anderer
einschränken. (Wie zum Beispiel Sklaverei; oder im Falle von Software,
restriktive Lizenzbedingungen.) Daher haben wir Gesetze, die die
negative Freiheit einschränken, um die positive zu Sichern. Nichts
anderes machen Copyleft-Lizenzen wie die GPL.

> Genau hier liegen auch die Gründe warum OpenSource keineswegs an einem
> Mangel an politischen Bewußtsein hat, sondern sie nur davon ausgeht
> das Freiheit das Recht zur Wahrnehmung eigener Interressen
> einschließt, auch auf das Risiko des Irrtums oder der Fehlentscheidung
> hin.

Die eigenen Interessen kann man wahrnehmen, solange sie die Interessen
der anderen nicht zu sehr hindern.

> Wäre Code vergleichsweise kein Code, sondern ein biologisches Kind des
> Entwicklers wäre schnell klar das Eltern zwar ihre Kinder geleiten
> sollten den richtigen Weg im Leben zu finden, das dieser aber nicht
> erzwingbar ist. Code mit uneingeschränktem Copyleft hingegen bevorzugt
> das was ein wohlwollender Patriarch täte, er macht es Kindern leicht
> in die Fußstapfen der Eltern zu treten, er fördert dieses Verhalten
> auf jegliche Weise, gleichzeitig aber er entzieht er Kindern dann
> Unterstützung wenn deren Interessen mit den Interessen der Eltern
> nicht genau gleich sind.

Würdest Du Dein "biologischen Kind" unterstützen, wenn es Slaverei
betreibt?...

Im übrigen finde ich diesen Vergleich schrecklich :-)

> Oder reden wir vergleichsweise über freie Meinungsäußerung, so ist es
> für jeden Demokraten eine Selbstverständlichkeit diese Rechte selbst
> denjenigen zu geben die sie bekämpfen. Jeder Demokrat wird also das
> Recht des Gegenüber verteidigen eine Meinung uneingeschränkt vertreten
> zu dürfen, nötigenfalls selbst dann wenn diese dem Inhalt nach ihm
> selbst schadet.

Es gibt einen wesentlichen Unterscheid: Freie Rede kann an sich niemals
die Freiheit von Anderen beschränken. Handlungen, wie das
Veröffentlichen von unfreier Software, dagegen schon.

> Und genau in solcherlei Betrachtungen liegt der Grund das Viele z.B.
> BSD-artige Lizenen für freier halten als z.B. die GPL.

Weil sie übersehen, dass negative Freiheit nicht die Freiheit im
eigentlichen Sinne fördert...

(Oder in einigen Fällen auch, weil ihnen die Freiheit der Nutzer egal
ist, und es ihnen nur darum geht, dass Entwickler machen können was sie
wollen...)

-antrik-



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