[linux-l] OpenSource -Strategien

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
Do Dez 16 17:49:04 CET 2010


Hallo,

On Sat, Dec 04, 2010 at 02:08:17PM +0100, Jörg Schmidt wrote:
> olafBuddenhagen at gmx.net schrieb:

> > Diese Anbieter machen keinen direkten Umsatz durch Verkauf von
> > Nutzungsrechten an der Freeware; aber sie nutzen die Eigentumsrechte
> > indirekt: Entweder um bestimmte Dienstleistungen dank der
> > Eigentumsrechte exklusiv anzubieten; und/oder um den Anwender zu
> > binden, so dass er dann Nutzungsrechte für andere Software des
> > Anbieters kauft...
> >
> > Wenn ein Anbieter keinen Umsatz (direkt oder indirekt) aus den
> > Eigentumsrechten ziehen wollte, hätte er ja keinen Grund, die
> > Software proprietär zu halten.
> >
> > (Ich spreche hier natürlich von kommerziellen Anbietern.
> > Hobbyprogrammierer, die proprietäre Freeware anbieten, haben andere
> > Motivationen -- allerdings sind diese nicht sehr stark, weshalb
> > diese Gattung zunehmend von freier Software verdrängt wird...)
> 
> UNd was soll das? Du erklärst doch hier nur das jemand sobald er neben
> Freeware noch irgendwas Anderes vertreibt seine Freeware indirekt
> damit in ZUsammenhang stehen MÜSSE

Ja, ich erdreiste mich zu behaupten, dass ein profitorientiertes
Unternehmen nur dann (proprietäre) Freeware verteibt, wenn es sich
dadurch indirekt Gewinnsteigerungen erhofft. Willst Du dem
widersprechen?

Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, wieso Du auf diesem Nebenaspekt
herumreitest. Interessant ist hier nicht, wie man über Eigentumsrechte
Umsatz macht, sondern wie man *ohne* Nutzung von Eigentumsrechten Umsatz
macht...

> - das ist problematisch, und zwar deshalb weil es jeden der
> irgendwelche Software vertreibt hindert das REcht wahrzunehmen das Du
> jedem Hobbyprogrammierer zubilligst.

Ich bin mir nicht bewusst, irgendwo geschrieben zu haben, dass ich diese
Praxis untersagen will...

(Persönlich bin ich der Ansicht, dass das Vertreiben proprietärer
Software *generell* untersagt werden sollte -- aber das hat mit der
Diskussion hier wenig zu tun.)

> > > > Für einen Anbieter, der eine unangefochten dominante Stellung in
> > > > einem bestimmten Bereich hat, wäre ein freies Modell
> > > > betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll,
> > >
> > > Nur eine Hypothese wie mir scheint.
> >
> > Ich würde es eher als naheliegende Schlussfolgerung bezeichnen :-)
> 
> Ja und da machst Du wohl einen Fehler.
> 
> Es erscheint nämlich auch naheliegend zu glauben das man umsomehr
> Profit aus Menschen pressen kann  umsomehr die in Abhängigkeit stehen.
> Die Geschichte lehrt uns aber das genau das nicht stimmt, denn die
> Sklaverei wurde nicht deshalb beseitigt weil sie unmoralisch erschien,
> sondern weil sie wirtschaftlich viel schwächer war als der
> Kapitalismus.

Der Vergleich ist in doppelter Hinsicht falsch. Erstens hat sich der
Kapitalismus *gesammtwirtschaftlich* als effizienter erwiesen -- was
nicht zwangsläufig ein Widerspruch zu der Aussage ist, dass ein
*einzelner* Unternehmer mit dem anderen Modell mehr Gewinn machen kann.
Und zweitens geht es hier um die Abhängigkeit von Kunden, nicht von
Arbeitskräften.

Musst schon ein passenderes Beispiel finden, wenn Du "meine" Hypothese
widerlegen willst :-) (Die größtenteils nicht von mir stammt...)

> Sollte hingegen ich mich irren wäre Deine Hypothese, zwar auf keinen
> Fall eine _naheliegende_ Schlussfolgerung, aber wäre sie wirklich
> handfest begründbar, wäre das ein äußerst interessanter Ansatz für die
> wissenschaftliche Betrachtung volkswirtschaftlicher Prozese, denn Du
> hättest hier quasi den Stein der Weisen in der Hand wie man Monopole
> verhindert - ich glaube daran nur nicht, auch wissend um den Stand der
> Volkswirtschaft in diesen Fragen.

Sorry, mir ist nicht klar wieso das ein "Stein der Weisen" sein sollte?
Ich bin fest überzeugt, dass freie Software effektiv Monopole im Bereich
des Softwarevertriebs verhindert (und finde es wirklich naheliegend) --
ich wüsste aber nicht, wie sich das auf andere Bereiche der Wirtschaft
übertragen sollte.

> Im Übrigen wäre ess interessant von Dir irgendein praktisches Beispiel
> zu hören,

Beispiel für was genau?...

> denn DEine These sagt ja zwangläufig auch, zumindest solange ich
> voraussetze das Menschen sich überwiegend sinnvoll verhalten, ein
> Anbieter dem es gelungen ist mit einer Software unter freier Lizenz
> einen bestimmten Marktbereich zu dominieren, wird von da an nicht mehr
> unter freier Lizenz _weiter_entwickeln, sondern eine propritäre
> Zweilizensierung seiner Software als Fork auf den Markt bringen und
> nur noch diesen Zweig pflegen.

Tatsächlich passiert es häufig, dass Anbieter, die mit einer freien
Software besonders erfolgreich sind, versuchen zu einem
halb-proprietären oder gar gänzlich proprietären Modell überzugehen.
(Zum Beispiel MySQL oder SSH.) Was allerdings langfristig wenig bringt,
da sich dann wieder andere, wirklich freie Projekte durchsetzen -- oft
sogar Forks des ursprünglichen Projekts... (Mambo->Joomla; SSH->OpenSSH)

Das ist auch der Grund, wieso es aus sicht freier Software immer
problematisch ist, wenn ein einzelnes Unternehmen das Copyright hält
(MySQL, Trolltech). Besser ist es, wenn das Copyright auf verschiedene
Personen/Gruppen verteilt ist (Linux, GNOME), oder von einer
unabhängigen Stiftung gehalten wird (GNU/FSF) -- dann kann nämlich ein
einzelnes Unternehmen nicht einfach entscheiden, plötzlich die Software
proprietär zu machen.

> > > > da die Anwenderbasis sowieso beinahe maximal ist, und daher der
> > > > Verzicht auf Umsatz durch Eigentumsrechte nicht ausgeglichen
> > > > würde durch gesteigerten Umsatz über Effizienz.
> > >
> > > Nun geht es ja, alternativ zu Lizenzgebühren, nicht nur um
> > > Effizienz, sondern ggf. z.B. auch um Effektivität
[...]
> "Effektivität" ist ein Maß dafür wie gut sich etwas zur Erzielung
> eines ERgebnises überhaupt eignet, "Effizienz" hingegen ein Maß dafür
> wie gut die KOsten-Nutzen-RElation dabei ist.

OK; mir ist aber nicht klar, worauf Du hinaus willst... Es ging darum,
wann es für ein Unternehmen wirtschaftlich sinnvoller (also profitabler)
ist, auf den Gebrauch von Eigentumsrechten/Nutzungsrechten zu
verzichten, und stattdessen voll auf effizienz-basierte Dienstleistungen
zu setzen. Wie kommt Effektivität da ins Spiel?

-antrik-



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