[linux-l] OpenSource -Strategien

Peter Ross Peter.Ross at bogen.in-berlin.de
Fr Dez 17 02:22:47 CET 2010


Hi Olaf,

Quoting olafBuddenhagen at gmx.net:

> Das Problem ist, dass freier Code ohne Copyleft die Entwicklung von
> unfreien Programmen fördern kann. Einige finden das OK; aber die meisten
> Anhänger freier Software wollen das verhindern, da es den Grund, warum
> der freie Code überhaupt geschrieben wurde, genau ins Gegenteil
> verkehrt.

Ich weiss nicht, ob "Anhaenger freier Software" das Gleiche ist wie  
die Erschaffer derselben.

Natuerlich gibt es auch den "Heimbastler", der mal aus Lust und Liebe  
ein ihm nuetzlich erscheinendes Werkzeug erstellt und als open source  
zur Verfuegung stellt.

Ich denke, das, was ich hier und heute verwende, ist aber zu einem  
grossen Teil von Programmierern erstellt worden, die fuer ihre Arbeit  
bezahlt werden, egal, ob es sich um proprietaere Software oder open  
source handelt, ob GPL- oder BSD- oder andersartig lizensiert (Apache,  
OpenOffice, Mozilla, OpenSolaris..).

Mal abgesehen davon, was der Programmierer denkt, er ist haeufig nur  
bedingt in der Lage, die Veroeffentlichung seines Codes zu bestimmen,  
und er hat dabei auch moeglicherweise die "Schere im Kopf", zwischen  
"purem Idealismus" und den Erfordernissen und Erwartungen seines  
Arbeitgebers.

Die BSD-Lizenz ist ein moeglicher Weg, da er den Managern eine eher  
offensichtlichen Weg bietet, mit dem bei ihm angestellten Entwickler  
Geld zu verdienen.

Als Beispiel Juniper, die regelmaessig zu FreeBSD beitragen, zur  
Grundlage fuer ein durchaus fruchtbares und lebensfaehiges  
Open-Source-Projekt, dabei aber auch die Moeglichkeit haben, in ihren  
Netzwerkgeraeten Eigenentwicklungen unterzubringen, die ihre Produkte  
auf dem Markt auszeichnet, ohne dass sie sich sofort in die Karten  
schauen lassen.

Das moegen manche Entwickler, vorallem aber einige Manager attraktiv finden.

(Neben lizenzrechtlichen und finanziellen Erwaegungen wird es bei  
Juniper auch technische Gruende fuer die Wahl von FreeBSD geben).

["Gesamtgesellschaftliche" Abschweifung. Kann ignoriert werden]

Ich persoenlich sehe BSD-Lizenzen als eine "opportunistische Lizenz",  
die durchaus in die gesellschaftliche Realitaet der westlichen Welt  
passt, die durchaus versucht, Besitzanspruch mit Gemeinwohl zu  
"versoehnen".

Und wenn es aus purem Eigeninteresse auch der Reichen ist. Russland  
mag vom Gemeinwohl nicht mehr viel halten, dafuer ist dann auch das  
Besitztum wesentlich gefaehrdeter. Frag mal Mikhail Khodorkovsky. Als  
Reicher lebt es sich auch sicher und besser in Berlin oder Melbourne,  
wenn man sich nicht vor Slumbewohnern hinter Stacheldraht absichern  
muss. Selbst Abramovich sitzt lieber bei Chelsea in London auf der  
Tribuene als in Moskau. (Das dem vorhergegangene sowjetische  
"Gemeinwohlprojekt" verlief ja auch nicht so prickelnd.)

[Ende der Abschweifung]

Natuerlich ist es schoen, den Code lesen zu koennen. Aber abgesehen  
vom Code gibt es ja auch noch die Ideen dahinter, und die kommen nun  
wirklich aus allen Ecken.

Unixphilosophie, wie ich sie verstehe, hat schon immer was damit zu  
tun gehabt, dass da keine "Magie" stattfindet, sondern gut durchdachte  
Architektur zusammenwirkt und so dem Administrator _verstaendliche_  
Werkzeuge bietet, die er braucht, um den Anforderungen gerecht zu  
werden.

In der Hinsicht stehen sich AIX und Linux naeher als Windows und AIX.

Und Linux hat nicht wenig von Unixen gelernt. LVM z.B. hat ziemlich  
sicher was mit AIX zu tun.

Und es gibt in der Neuzeit so einiges, was zwar Open Source ist, aber  
nicht unbedingt verstaendlich. Leider.

Es gruesst
Peter





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