[linux-l] OpenSource -Strategien

Jörg Schmidt joesch04 at web.de
Sa Dez 18 20:37:05 CET 2010


Hallo,

> Da Ökonux nun überhaupt nirgendwo relevant in Erscheinung tritt
> (zumindest sind die auf meinem Schirm das letzte Mal vor Jahren
> aufgetaucht, als sie sich gegründet hatten), sehe ich nicht,
> warum sich
> alle davon distanzieren sollten.

ich sprach davon das es sinnvoll wäre wenn sich Personen und
Organisationen, mit Einfluss auf die allgemeine Meinung, davon
distanzieren und zwar dort wo möglich und nötig.
WEnn Du heute konstatierst das Okonux 'tod' sei, so stimmme ich dem
nicht zu, vor allem aber hatte Ökonux Zeiten wo es bekannt war _und
selbst zu diesen ZEiten hat sich niemand wirkungsvoll distanziert_.

> In meinen Augen: Das Projekt ist tot, es ist nicht im geringsten
> relevant, es kommt in der öffentlichen Wahrnehmung überhaupt
> nicht vor.
> Warum sollte man sich dann davon distanzieren?

Um anderen falsche (Denk-) WEge zu ersparen beispielsweise.

> Verschwendete
> Arbeit - in
> meinen Augen -

in meinen nicht, denn ich halte es ja auch für sinnvoll noch 60 Jahre
später zu mahnen welche Gefahr Faschimus ist oder 20 Jahre nach dem
Mauerfall an Menschenrechtsverletzungen zu erinnern - solche Dinge halte
ich nicht für überflüssig und genau wie solchen Entwicklungen von damals
heute immer wieder noch Leute auf den Leim gehen.

> Ich fand den Dump von ca. 6000 Seiten Spezifikation ebenfalls
> als nicht
> sinnvoll

Hierzu müßte, wenn man wirklich vorankommen will, ernsthafte
Diskussionen geben und die gibt es nirgens wirklich. Microsoft-Gegner
sind schnell bei der Hand mit dem Vorwurf das MS denn Standard bewußt
ausführlich beschrieben hat und MS selbst spricht von der Notwendigkeit
der ausführlichen Beschreibung.

Auch gibt es selbst zu der ganz allgemeinen Frage wie umfangreich ein
solcher Standard sein müsse zwei 'Denkschulen' und die Grenzen verlaufen
dabei nicht zwischen MS-Freunden und Gegnern, sondern beispielsweise in
der FRage ob ein Standard alles Notwendige umfassen muß (dann wird er
potetiell lang, aber auch eindeutig und klar) oder ob er sich
beschränken muß um leicht implementierbar zu sein (dann kann er nicht
umfassend und eindeutig sein).

Das z.B. ODF heutzutage viel zu kurz ist, weiß doch jeder der weiß was
OOo alles optional in die Dateien schreibt. "optional" heißt nicht am
Standard vorbei, heißt aber das der Standard  seiner Wirkung teilweise
enthoben ist, weil Dritte OOo fragen müssen was man dort wie
reinschreibt, denn es steht nun einmal nicht explizit im Standard.

> und ich sehe auch nicht, wo das eine Aktionin Hinblick auf
> Open Source ist. Offene Standards sind wichtig, aber das hat
> mit Freier
> Software erst mal wenig gemein,

offen einsehbarer Quelltext und offen einsehbare Standards haben
eigentlich recht viele Gemeinsamkeiten, so das ich diese Relativierung
nicht ganz verstehe.

Was offene Standards hingegen für die FOSS-Seite wichtig macht (neben
den rein technischen vorteilen der Offenheit) ist das man mit solchen
Standards Firmen wie MS in die richtige Richtung drängen kann, weil man
Fehlverhalten immer direkt belegen kann und irgendwann den
'Standardverletzern' die Ausreden ausgehen.

Im Übrigen eignet sich das Thema für die FOSS-Seite auch ganz
hervorragend Verbündete in der (mittelständischen) Wirtschaft zu finden,
denn jedes UNternehmen welches nicht Quasi-Monopolist in einem
bestimmten Marktsegmet ist hat, aus reinem Eigeninteresse, letztlich
eine Affinität zu offenen Standards.

> > Oder wie war es den beispielsweise beim Deal MS-Novell, der
> Tenor der
> > öffentlichen Meinung war nicht etwa 'aha, MS hat also die
> Wichtigkeit
> > von Linux erkannt und will sich nun selbst mal schlau machen, selbst
> > einen Fuß in die Tür stellen, selbst geschäftliche Möglichkeiten
> > ausloten, ..., alles normale Dinge die Unternehmen
> üblicherweise tun,
> > statt dessen kamen nur Flames der Art Novell verrate Linux
> oder Novell
> > sei das trojanische Pferd von MS um Linux zu unterwandern oder MS
> > plane insgesamt Linux zu zerstören.
>
> Hier ging es um Patentindemnifikation (gibt es da ein deutsches Wort
> für?), um streuen von FUD ("andere Distributonen sind dadurch
> nicht vor
> Patentangriffen durch MS geschützt, sondern nur Novell"),

siehe meine Mail an Volker

> und nicht um
> freie Software

wenn also MS einer bestimmten Linux-Distribution bestimmte Vorteile
verschafft hören deren freie Grundlagen auf zu existieren?

Tut mir leid nur solcherlei Betrachtungen verstehe ich nicht.

Microsoft verschafft hier, auf dem 'Umwege' Patente, einer bestimmten
Linux-Distribution Vorteile, Vorteile die sich auch in Geld umrechnen
ließen wenn man nur jemanden befragen würde der für solcherart monetäre
Betrachtuzngen kompetent ist.

Macht Herr Shuttleworth das Gleiche bei Ubuntu, indem er direkt Geld in
diese Distribution steckt, und ihr damit auch Vorteile gegenüber anderen
Distributionen verschafft, ist er hingegen der Gute.

> Damit hätte ja niemand ein Problem, wenn sich der oben genannte
> Monopolist an die Spielregeln halten würde.

DAnn können wir morgen beginnen eine KLage vorzubereiten.

Gibt es jedoch nichts was MS juristisch vorzuwerfen wäre macht MS nichts
falsch, denn Moral ist weder für Konzerne noch für Mutter Theresa
justiziabel.

> Ich finde es auch
> gut, dass
> MS nicht gegen Mono vorgeht,

OK, dann ist hier tatsächlich mal eine pro-MS Aussage.

> Damit hat glaube ich auch niemand ein Problem.

Das sehe, und erlebe, ich leider andes.

> Alleine: Sie haben es
> bisher nicht gemacht, bzw. nur im geringen Ausmaß

Man stelle sich einmal vor das sich auf politischer Bühne solch große
Verschiebungen ergeben würden wie im Denken von MS zu FOSS, dort würde
man das wohl einen Umbruch nennen, und bei MS nimmt man es kaum zur
Kenntnis.

Nicht viel gemacht?
Das kann man so und so sehen. Russen und Amerikaner haben ja eigentlich
auch nicht viel gemacht, außer den kalten Krieg zu beenden - oder war es
nicht vielleicht doch so das alles was dazu notwendig war diesen WEg
überhaupt zu beschreiten unendlich schwer war, wegen eingebrannter
Vorurteile und Mißtrauen?


Rede ich hier insgesamt eigentlich MS-freundlich?

Nö, ich versuche nur Realitäten zu sehen und in der politischen WElt
lauten diese: egal was ich international erreichen will, in jedem FAlle
brauche ich so dominierende Staaten wie die USA heutzutage mit auf
meiner (Denk-)SEite (egal ob mir das gefällt oder nicht) und wenn ich in
der 'Softwarewelt' etwas wirkungsvoll ändern will, beispielsweise
propritäre Software als Massenerscheinung überwinden, so brauche ich so
marktdominierende Firmen wie MS letztlich auf meiner (Denk-)Seite (egal
ob mir das gefällt oder nicht).

In 50 Jahren mag beides anders aussehen, momentan scheinen mir die
Wahrheiten aber so gesetzt zu sein.



Gruß
Jörg





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