[linux-l] OpenSource -Strategien

Jörg Schmidt joesch04 at web.de
So Dez 19 14:33:30 CET 2010


Hallo,

> Vielen Dank für den Link. Ich sehe aber leider nicht, inwiefern das
> die ursprüngliche Frage beantwortet.

und genau deswegen wollte ich besser keinen Link 'on the fly' anbieten

> Versteh mich nicht falsch, ich erwarte keine halbtätige Recherche
> nach dem perfekten Beleg. Aber bei obigem Heise-Beitrag kann ich
> _überhaupt keinen_ Zusammenhang zur ursprünglichen Frage sehen.
>
> Dort wird Microsoft für ihren OOXML-"Standard" kritisiert.

Ja, und ein freies Office-Dateiformat ist eine Kernforderung der Freien
Softwarebewegung.

Gleichzeitig, und nun sind wir wieder am Anfang des Threads, wird nicht
OOXML (im Gesamtkontext, denn im DEtail gibt es sicher einiges kritisch
zu betrachten) als Fortschritt gesehen, statt das es inzwischen so
erscheint das, seitdem OOXML als ISO-Standard existiert, das völlig
propritäre doc-Format als kleineres Übel betrachtet werden könnte.

> Aber was das mit dem
> Veröffentlichen freier Software zu tun haben soll, ist mir völlig
> schleierhaft.

Na dann ... auf einer Linux-Liste ernsthaft erläutern zu sollen wie
wichtig freie Standards im ZUsammenhang mit Freier Software gesehen
werden, dazu habe ich wirklich keine Lust.

> > Hier sind wir dann nämlich wieder einmal beim Thema,
> nämlich statt das
> > man sich bemüht bestimmte TEile des Patentunwesens
> abzuschaffen, basht
> > man lieber Unternehmen die sich der derzeitig bestehenden
> Möglichkeiten
> > bedienen.
>
> Das eine schließt das andere nicht aus.

Nein, aber jeder sollte es sich gut überlegen.

Gesetze sind immer ein Kompromiss und wer den demokratischen
Grundkonsens rechtmäßige Gesetze ohne WEnn und Aber zu aktzeptieren
durchbricht, ist für Viele kein ernstzunehmender Partner mehr, denn es
steht zu erwarten das er auch zukünftig neue Gesetze (z.B. ein
verändertes Patentgesetz) wieder nicht vollens akzeptieren wird.

Sehr einfach:
wenn ich als Vater will das meine Kinder beispielsweise durch eine
Tempo-30-Zone geschützt werden, dann muß ich auch, ohne WEnn und Aber,
als Kraftfahrer mich an Tempo 30 halten, selbst wenn es mich als
Kraftfahrer nervt.
Generell gilt: wenn ich vorteile von Gesetzen genießen will muß ich auch
Nachteile von Gesetzen ertragen, sonst stelle ich mich außerhab des
Konsenses.

> > > > Genauso, wie hier Microsoft und Novell das Patentrecht
> missbrauchen,
> >
> > Moment ... entweder MS und Novell handeln im Einklang mit dem
> > PatentRECHT, dann sollte man das aktzeptieren, oder sie
> verstossen gegen
> > das existierende REcht, dann sollte man dagegen klagen -
> unterschwellige
> > Unterstellungen sind jedenfalls nicht in Ordnung.
>
> Ich wollte damit nicht unterstellen, dass sich MS oder Novell
> rechtswidrig verhalten, sondern nur, dass sie Gesetze entgegen
> deren Intention nutzen, zum Schaden der Allgemeinheit.

Scheinbar mißverstehst Du wie eine marktwirtschaftliche Gesellschaft
funktioniert, denn die funktioniert NICHT so das sich Unternehmen um die
Gesellschaft kümmern, sondern das sich Unternehmen um ihre Profite
kümmern und dabei positive Wirkungen für die Gesellschaft quasi nur
nebenher abfallen, beispielsweise hat kurz gesagt kein Unternehmer
wirkliches Interesse Arbeiter anzustellen und zu bezahlen und tut es
dennoch weil er ohne Arbeiter keinen oder weit weniger Profit erreicht.

> Eine
> solche Nutzung der Rechtslage ist zwar völlig legal, sollte
> aber meines Erachtens nach dennoch scharf kritisiert werden.

Meines Erachtens nein weil es hier um den demokratischen Grundkonsens
geht.

Man kann vergleichsweise ja auch jederzeit gerne UNternehmen dafür
kritisieren das sie Kernkraftwerke betreiben, denn das ist normale
Meinungsäußerung - wenn man aber anfinge zu behaupten das sie diese
Kernkraftwerke zwar im Einklang mit dem Gesetz aber gleichzeitig in
Missbrauch der Intension der Gesetze zum Nachteil der Gesellschaft
betreiben verlässt man irgendwo den Allgemeinkonsens.

> Denn wenn ein bestimmtes Recht nicht missbraucht wird,

Es liegt hier keinerlei Missbrauch vor, wenn er vorläge dann klage doch
bitte dagegen. Letzteres wäre keine Besonderheit sondern ein völlig
normaler Vorgang, wie es bei x anderen Gesetzen immer wieder geschieht,
nämlich das man klagt das das Gesetz nicht verfassungskonform sei (weil
Du ja unterstellst das sein Gebrauch sich auch gegen die Gemeinschaft
richtet) und so den Gesetzgeber zur Änderung des Gesetzes zwingt.

> also
> keinen Schaden anrichtet, warum sollte man es dann ändern
> bzw. abschaffen?

Weil man es nicht mehr benötigt weil sich Einsichten geändert haben? Mir
fallen hier Gesetze ein die sich einstmals gegen Homosexuelle richteten
oder Dinge wie der Abtreibungsparagraph und Ähnliches.

> Gut, gehen wir also davon aus, dass man niemanden dafür kritisieren
> sollte, dass er geltenes Recht nutzt, soweit wie möglich, um eigene
> Interessen durchzusetzen.
>
> Dann verstehe ich nicht, was Dich an der GPLv3 stört, denn dort
> passiert ebenfalls nur genau das.

Das hatte ich bereits klar gesagt. Im Übrigen kritisiere ich Dinge an
der GPL OHNE deren Macher zu beschuldigen ein Gesetz zu missbrauchen.

Ich beispielsweise bin auch nicht im Geringsten ein FReund der jetzigen
Software-Patentgesetzgebung, gleichzeitig bin ich aber für das REcht
eine Jeder (also auch MS) diese nutzen zu können solange sie besteht.
Und wer hier RECHTMÄSSIG ein Gesetz nutzt sollte nicht als
'Missbraucher' gebrandmarkt werden.



Gruß
Jörg




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