[linux-l] OpenSource -Strategien

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
So Dez 19 20:28:50 CET 2010


Hallo,

On Fri, Dec 17, 2010 at 11:36:25AM +0100, Jörg Schmidt wrote:

> > Bei freier Software kann es aber vom Prinzip her kein Monopol eines
> > Anbieters geben!
> 
> Selbstverständlich kann es das, wenn man die Dinge realistisch
> betrachtet.

Dann erklär bitte, wie Du Dir ein solches Monopol vorstellst.

> "realistisch" meint hier das man die Dinge nicht rein formal sehen
> darf sondern auch Quatitäten berücksichtigen. Geht man nämlich
> schematisch ran kommt man soonst schnell zur 'Erkenntnis' das es
> strenggfenommen nirgens Monopole gibt da immer Konkurrenten mit
> 0,00000001% Marktanteil da sein werden.

Mir ist nicht klar was das zum Thema tut?...

> > Bei (wirklich) freier Software steht es *immer* anderen Anbietern
> > offen, ebenfalls in den Markt einzusteigen, und auf gleicher
> > Augenhöhe mitzuspielen.
> 
> Ja, natürlich steht es ihnen frei, nur es besteht kein Zwang dazu und
> wenn dann niemand das Recht wahrnimmt können eben Monopole entstehen.

Das könnte nur dann passieren, wenn es sich für Niemanden lohnt,
Konkurrenz zu machen. Dazu müsste der Monopolist für jeden erdenklichen
Bedarf perfekte Angebote machen, die sich weder in Qualität noch im
Preis überbieten (beziehungsweise unterbieten) lassen. *Wenn* das der
Fall sein sollte (was ich für sehr unwahrscheinlich halte), wäre das
Monopol in diesem Fall für Niemanden schädlich. Sobald der Monopolist
dagegen versucht, aus seiner Monopolposition zusätzlichen Profit zu
schlagen, wird es sich für Andere lohnen, in Konkurrenz zu treten.

In einem flüssigen Markt funktioniert die Theorie von Angebot und
Nachfrage tatsächlich -- und freie Software bietet einen solchen.

> > Ich glaube das größte Hinderniss für die Akzeptanz freier Software
> > ist die althergebrachte Vorstellung, dass Software ein Produkt ist,
> 
> das ist sie auch

Nein, nicht wirklich. Diese Sichtweise funktioniert nur bei proprietärer
Software. Bei (wirklich) freier Software ist ein Programm selbst nicht
ein Produkt, das Kunden gegen Geld angeboten werden kann; sondern es
werden Lösungen und andere Dienstleistungen rund um bestimmte Programme
angeboten. Und damit ist es *immer* anderen Anbietern möglich,
vergleichbare Dienstleistungen für die gleiche Software anzubieten.
Selbst wenn ein Programm in einem Bereich 100% Marktanteil haben sollte,
führt das nicht dazu, dass ein Anbieter ein Monopol bekommt.

> > > wenn Du mich beim Finanzamt anschwärzt das ich meinem Nachbarn
> > > angeblich kostenlos sein Haus gebaut habe, habe ich morgen das FA
> > > auf der Matte. Wenn Du mich anschwärzt das ich seit Jahren
> > > Software programmiere und unter freier Lizenz verteile geschieht
> > > mir nichts.
> >
> > Der entscheidende Punkt ist das "angeblich". Wenn es *wirklich*
> > kostenlos geschieht, dann ist *beides* absolut legitim.
> 
> Nein, das ist es eben nicht, denn sonst wäre es ja möglich das wir
> alle Steuern völlig vermeiden indem wir Tauschbörsen errichten und
> niemand mehr gegen Geld arbeitet.

Lies bitte nochmal was da steht. Der Punkt ist genau, dass es völlig
legitim ist (in steuerlicher und sonstiger Hinsicht), wenn etwas
*wirklich* kostenlos angeboten wird; wohingegen Tauschgeschäfte (auch
nichtmonetäre) grundsätzlich steuerpflichtig sind (abgesehen von
Schrankenregelungen) -- egal ob es sich freie Software handelt oder
Hausbau oder sonst etwas.

> > Die Volkswirtschaft ist nicht Selbstzweck -- sie dient einzig und
> > allein dazu, dass am Ende den Menschen die nötigen/gewünschten Dinge
> > und Dienstleistungen zur Verfügung stehen. Wenn das bei bestimmten
> > Dingen ehrenamtlich funktioniert, dann ist das volkswirtschaftlich
> > gesehen perfekt!
> 
> Nein, im Gegenteil denn unsere Volkswirtschaft basiert auf
> Kapitalismus und dessen Triebkraft ist einzig Profit und wo es weniger
> Profikt gibt wird die VW geschwächt.

Auch der Kapitalismus ist nicht Selbstzweck, sondern ein möglicher Weg,
die Ziele der Volkswirtschaft zu verwirklichen. Profit dient als Anreiz,
Waren und Dienstleistungen anzubieten. Wenn bestimmte Arbeiten (wie die
Entwicklung freier Software) auch ohne Profit erledigt werden, ist das
für die Volkswirtschaft durchaus gut.

Die Diskussion ist aber eh müßig, da heutzutage außer Frage steht, dass
es auch bei freier Software eine erhebliche Beteiligung bezahlter
Entwickler gibt.

> > Die wirklich guten Projekte (allen voran Linux) haben eine gesunde
> > Mischung, bei der kommerzielles Unternehmen und Hobbyentwickler
> > zusammenarbeiten und sich gegenseitig ergänzen.
> >
> > Das Verhältnis ist dabei von Projekt zu Projekt unterschiedlich, und
> > hängt hauptsächlich von der Zusammensetzung der Zielgruppe ab.
> 
> Nein, es hängt von der Interessenslage der Projektbeteiligten ab.

Äh? Die Zusammensetzung der Projektbeteiligten hängt von der
Interessenlage der Projektbeteiligten ab? Das ist eine Tautologie.

Ob ein Projekt kommerzielle Anbieter anzieht, hängt davon ab, ob es
kommerziell interessant ist. Das ist keine Frage von politischen
Vorgaben, sondern hängt davon ab, ob die Anwender Interesse haben, für
Dienstleistugen rund um diese Software zu bezahlen. Das ist für manche
Projekte nun Mal eher der Fall als für andere. Die Projektleiter können
das nur indirekt beeinflussen, indem sie die Zielgruppe festlegen.

-antrik-



Mehr Informationen über die Mailingliste linux-l