[linux-l] OpenSource -Strategien

Thomas Schmidt schmidt at netaction.de
So Nov 28 15:34:37 CET 2010


Hallo Volker!

> +1 für den Mut, das Wordpress-Plugin ohne Absprache mit dem
>   Kunden zu veröffentlichen.

Er wollte eine Funktion, nicht etwas programmiert haben. Ich habe in
die Wordpress-Plugin-Datenbank gegriffen und die Funktion rausgezogen.
Wie das Plugin entstanden ist, war uninteressant.

> -1 dafür, dass nicht einmal der _Versuch_ unternommen wurde,
>   dem Kunden die Vorzüge Freier Software zu erklären.

Sehe ich in diesem Kontext ein. Den Nerd-Stempel bekommt unsereins
allerdings extrem schnell aufgedrückt. Ich fahre deutlich besser damit
OpenSource als Selbstverständlichkeit anzusehen und kein Wort darüber
zu verlieren. "Deine Skype-Software läuft nicht, der Skype-Server ist
offline? Oh. Mein Jabber-Client läuft wie immer, sonst würde ich den
Server wechseln." "Dein Hack läuft nicht? Oh, da kann ich dir nicht
helfen. Ich verwende Software, die gepflegt wird." Vorgestern mein
Linux-Kollege nebenbei zur Mac-Kollegin: "Als Linuxuser haste halt
gleich alles dabei, was du brauchst." So etwas wirkt erheblich besser.

> Auch hier gibt es ein klassisches Gegenargument: Der Kunde
> möchte, dass sein Plugin auch mit zukünftigen Versionen von
> WordPress funktioniert, oder?

<OT>
Die Diskussion wozu Updates sind führe ich nicht mehr, seit mir von
Informatikern eine eine Linux-Distro vorgestellt wurde, die bewusst
keine Updates durchführt, weil man damit nur Probleme hätte. Wenn ich
eine neue Funktion bräuchte, könnte ich doch gezielt dieses Programm
neu installieren.

Normale Menschen sehen in Updates nur noch eine überflüssige Meldung,
die man wegklickt, um sofort weiterarbeiten zu können. Schau dir zum
Beweis die Verbreitung von Trojanern über uralte Flashversionen oder
die IE6-Verbreitung an.

Dass alle paar Jahre ein neues Debian kommt, lässt sich nicht
kommunizieren. Vor allem da Kommerzsoftware locker zehn Jahre gepatcht
wird, z.B. Win XP. Die Lufthansa hat Code aus den 70ern im Einsatz, da
sie nicht in der Lage sind die Datenstruktur aufzuräumen.

Einmal habe ich ein Softwareprojekt von PHP4 auf PHP5 umgestellt. Viel
war da ja nicht zu machen. Der Kunde hat das nicht akzeptiert. Die
Software neu zu testen wäre nicht durchführbar, es musste unbedingt
PHP4 mit der darunterliegenden Distro weiterlaufen, egal ob es dafür
noch Patches gibt.

Ein anderes Mal hatte ich einen Kunden, der ein Programm auf nur einem
Rechner verwendet. Ich habe mich geweigert für den IE6 zu entwickeln,
und er hat sich geweigert parallel zum
"Ging-Doch-Sonst-Auch-Immer-IE6" den Firefox zu installieren. Der
Auftrag wurde abgebrochen.
</OT>

> Nun kann er sich überlegen, ob
> diese zukünftigen Anpassungsarbeiten lieber von der Community
> vorgenommen werden sollen, oder ob er regelmäßig einen eigenen
> Programmierer dafür engagieren will ...

... der auch nur zwei Augen hat und nicht jeden Blickwinkel der
Community abdecken kann, richtig.

Thomas



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