[linux-l] OpenSource -Strategien

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
So Nov 28 16:24:29 CET 2010


Thomas Schmidt <schmidt at netaction.de> schrieb:
> >
> > +1 für den Mut, das Wordpress-Plugin ohne Absprache mit dem
> >   Kunden zu veröffentlichen.
> 
> Er wollte eine Funktion, nicht etwas programmiert haben. Ich habe in
> die Wordpress-Plugin-Datenbank gegriffen und die Funktion rausgezogen.
> Wie das Plugin entstanden ist, war uninteressant.

Verstehe, das ist natürlich geschickt. BTW, sowas ähnliches
mache ich auch ab und zu, aber ich habe das Glück, dass ich
in den allermeisten Fällen mit den Leuten vernünftig reden
kann.

> > -1 dafür, dass nicht einmal der _Versuch_ unternommen wurde,
> >   dem Kunden die Vorzüge Freier Software zu erklären.
> 
> Sehe ich in diesem Kontext ein. Den Nerd-Stempel bekommt unsereins
> allerdings extrem schnell aufgedrückt.

Kann man das überhaupt irgendwie vermeiden? Ich meine, ich kenne
auch Leute, die voller Überzeugung ausschließlich für Windows und
unter Windows programmieren. Das müssten dann ja die "Normalos"
sein. Aber die landen noch viel schneller in der Nerd-Ecke! ;-)

> Ich fahre deutlich besser damit
> OpenSource als Selbstverständlichkeit anzusehen und kein Wort darüber
> zu verlieren. "Deine Skype-Software läuft nicht, der Skype-Server ist
> offline? Oh. Mein Jabber-Client läuft wie immer, sonst würde ich den
> Server wechseln." [...]

Sehr schön! Eben das meinte ich auch in meinem obigen "-1"-Kommentar.

Nur mit dem Unterschied, dass ich sehr wohl ein Wort darüber
verliere, wenn auch nur ein kurzes. Aber genau das scheinst du
ja auch zu machen.

Wenn man mit sinnlosen "Selbstverständlichkeiten" konfrontiert
wird, ist das meiner Ansicht nach auch der einzige Ausweg: Die
eigene Vorliebe ebenfalls als Selbstverständlichkeit darzustellen.
So vermeidet man es, in die "Alternativ"-Ecke gestellt zu werden,
und konfrontiert die Leute stattdessen mit ihrer eigenen Ignoranz.

"Warum ausgerechnet MySQL? Ich benutze immer PostgreSQL ..."

"Welche IDE ich benutze? Emacs, das ist ne ziemlich ausgereifte IDE,
 erfordert aber etwas Einarbeitung ..."

(Manchmal benutze ich auch eine andere IDE namens "Vim" ...)

<OT>
> Dass alle paar Jahre ein neues Debian kommt, lässt sich nicht
> kommunizieren. Vor allem da Kommerzsoftware locker zehn Jahre gepatcht
> wird, z.B. Win XP. Die Lufthansa hat Code aus den 70ern im Einsatz, da
> sie nicht in der Lage sind die Datenstruktur aufzuräumen.

Noch schwieriger wird es dann, denn Leuten das Prinzip der "Rolling
Releases" zu vermitteln ....

> Einmal habe ich ein Softwareprojekt von PHP4 auf PHP5 umgestellt. Viel
> war da ja nicht zu machen. Der Kunde hat das nicht akzeptiert. Die
> Software neu zu testen wäre nicht durchführbar, es musste unbedingt
> PHP4 mit der darunterliegenden Distro weiterlaufen, egal ob es dafür
> noch Patches gibt.

Das klingt nach einerseits nach einem Großkunden mit zu viel
Bürokratie. Andererseits hoffte ich, dass große Firmen die
Resourcen haben, verantwortungsvoller mit diesem Thema umzugehen.

> Ein anderes Mal hatte ich einen Kunden, der ein Programm auf nur einem
> Rechner verwendet. Ich habe mich geweigert für den IE6 zu entwickeln,
> und er hat sich geweigert parallel zum
> "Ging-Doch-Sonst-Auch-Immer-IE6" den Firefox zu installieren. Der
> Auftrag wurde abgebrochen.

Eine andere Strategie ist es, in solch einem Fall den Preis
sehr hoch anzusetzen. Dann kommt der Auftrag i.d.R. zwar auch
nicht zustande, aber falls doch, dann erhält man wenigstens
eine angemessene Entschädigung für diesen Schwachsinn.
</OT>


Gruß
Volker

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Volker Grabsch
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