[linux-l] LPI-Zertifikat

Michael Gisbers m.gisbers at linux-schmie.de
Di Jan 4 11:24:45 CET 2011


On Sunday 02 January 2011 20:44:45 Olaf Radicke wrote:
> Hi,

Hallo Olaf, Hi Liste!!!

> ich lerne gerade für die LPIC-101&102 (v 3.0). Mir fiel beim lesen und
> lernen auf, das völlig veraltetes Wissen abgefragt werden. Nur mal ein
> paar Beispiele:

> 1.) Der LILO-Bootloader wird rauf und runter gebetet. Von den
> Major-Distris ist die letzte ca. 2001 zu GRUB gewechselt.

Es ist richtig, dass LILO noch immer geprüft wird. Dies ist aber auch richtig, 
da LILO noch immer im Einsatz ist und Administratoren damit noch immer in 
Kontakt kommen und damit arbeiten können müssen. In meinem Alltag habe ich 
noch mit genug LILO - Systemen zu tun, die ich nicht updaten kann und daher 
damit weiterarbeiten muss.

> 2.) Die Konfiguration des Init-Prozess ist ebenfalls veraltet. Wer viel
> mir Ubuntu arbeitet wird mir dem abgefragten Wissen nichts anfangen
> können.

Daher wird auch seit dem Wechsel von der Version 2 auf 3 der Objectives 
weniger an tiefem SystemV - Init - Wissen abgefragt. Auch hier kommt es wieder 
auf das Verhältnis der eingesetzten Systeme an. Ubuntu ist im Serverumfeld bei 
weitem nicht der Marktführer. Das von mir eingesetzte Gentoo leider auch nicht 
;-(

> 3.) Die Konfiguration des X-Server auf die sich LPIC bezieht gibt es weder
> unter Debian, RedHat noch SuSE. Die genannten Dateien gibt es schlicht weg
> nicht mehr.

Wenn ich mir die Dateien aus den Objectives ansehe, dann kommt mir das von 
meinem Notebook, an dem ich gerade arbeite, sehr bekannt vor. Es gibt eine 
/etc/X11/xorg.conf. (Man kann ohne arbeiten, aber muss es nicht, vor allem 
beim Einsatz von NVIDIA-Grafikkarten.) Auch die Befehle xhost, xwininfo, 
xdpyinfo und X gibt es weiterhin, genau wie die Umgebungsvariable DISPLAY.

Auch die verschiedenen Display Manager gibt es weiterhin und deren 
Konfiguration ist weiterhin durchführbar. Gerade bei Konfigurationsdateien darf 
man aber auch das LPI nicht unterschätzen. Es werden verschiedene 
Möglichkeiten für verschiedene Distributionen berücksichtigt um den 
Präferenzen der Administratoren nach zu kommen. Im Allgemeinen wird allerdings 
versucht die Pfade aus den distributionsunabhängigen Paketen als Basis zu 
nutzen.

> 4.) LPIC geht davon aus, das man noch auf Hardware mit BIOS stößt, die nur
> begrenzte Größen von Partitionen zu lassen. Das betrifft Hartware vor
> 1998! Das waren Zeiten, wo man stolz war 64mb RAM zu haben. Weder privat,
> noch beruflich kann ich mich erinnern, in den letzten Jahren solch alte
> Hardware vor mir gehabt zu haben.

Mhhh... Da musst Du mir mal die genauen Objectives zeigen. Bis Auf die 
Tatsache, dass es Begrenzungen zwischen 32Bit und 64Bit-Systemen gibt und LILO 
mit dem 1024 Zylinder Problem zu kämpfen hat ist mir innerhalb der Objectives 
nichts bekannt und auch bei kurzer Durchsicht aufgefallen.

> 5.) In der LPIC wird man abgefragt nach den Eigenarten des 2.2 Kernel
> (Etwa bezüglich der USB-Unterstützung.) Der Kernel wurde 2004
> abgekündigt!! Ich vermute mal, das man 2.2er Kernel in Betrieb nur noch
> als Steuerungseinheit in irgend welchen Satelliten um die Erde kreisen
> sehen wird. Wenn ich nicht irre, war der 2.2er in der RedHat 7.0 noch
> drinnen. Die Version hatte ihre Release im Jahre 2000!

Der Kernel 2.2 ist nicht mehr Bestandteil der LPI Prüfungen Version 3.0. Bitte 
auch hier die entsprechenden Objectives heraussuchen in denen Du das Problem 
vermutest.

> In Anbetracht dessen, stell ich mir die Frage, ob RedHat-Zertifikate nicht
> sinnvoller sind. Mag sein das sie nicht so universell ist, aber dafür
> bezieht sich die Prüfung auf eine Distribution bzw. dessen Technologie,
> die auf tatsächlich in der Praxis Anwendung findet.

Eine gute und oft gestellte Frage...

Die LPI - Prüfung hat natürlich Ihre Schwächen, da sie nicht an einer 
bestimmten Distribution nachzuvollziehen ist und auch nicht an einer 
bestimmten Versionsnummer fest zu machen ist. 

Dafür hat sie kein 'Ablaufdatum' und wendet sich genau an die Administratoren, 
die sich nicht von einer Distribution abhängig machen wollen. Da liegen die 
Schwächen der anderen Prüfungen.

Wie Du gemerkt hast gibt es eine neue Version (3.0). Diese wird nach 2,5 
Jahren überprüft und aktualisiert und nach 5 Jahren gibt es die nächste 
Version. Das ist der normale Zyklus der Erneuerung.

Leider kann man in einem solchen Zyklus nicht die Entwicklungen der Zukunft 
einfließen lassen, aber es wird versucht das aktuelle Arbeitsumfeld der 
Administratoren möglichst genau unter die Lupe zu nehmen.

Innerhalb der JTA - Job Task Analysis - wird von den teilnehmenden 
Administratoren erfragt welche Bereiche genutzt werden und welche nicht. Auch 
welche Bereiche welche Wertigkeiten haben. Hier gibt es einen direkten Einfluss 
derjenigen für die die Prüfungen erstellt werden auf den Inhalt der Prüfungen.

Falls Ihr noch Fragen zur Prüfungsentwicklung oder den Inhalten habt könnt Ihr 
mir gerne schreiben. Allerdings nur solang es nicht um die Prüfungsfragen 
geht. Über die kann und darf ich mit Euch nicht diskutieren.

Für diejenigen, die mich nicht kennen: Ich bin seit einigen Jahren 
ehrenamtlicher Proctor für das LPI und nehme in dem Umfeld papierbasierte 
Prüfungen auf Community Events ab. Zusätzlich bin ich im LPI e. V. aktiv und 
halte Vorträge über die LPI - Prüfungen, biete aber auch Schulungen zum LPIC 
1/2 an, da ich hier nicht in die Prüfungsentwicklung involviert bin. Bei dem 
LPIC-3 mit seinen zusätzlichen Prüfungen LPI-302/3/4 bin ich in die 
Prüfungsentwicklung involviert und darf diese daher nicht schulen.

Soweit zu meinem LPI - Leben.

Würde mich freuen von Euch Antworten und Kritiken (positiv oder negativ) zu 
hören, denn das LPI - Programm wurde von Admins für Admins aufgebaut und bei 
Unzufriedenheit am Programm gibt es viele Möglichkeiten sich selber 
einzubringen.

Gruß
-- 
Linux-Schmie.de

Michael Gisbers

Neukölner Str. 94
46147 Oberhausen
Telefon: +49 208 628 950
Telefax: +49 208 628 951
Mobil: +49 173 510 68 22
http://linux-schmie.de
St.-Nr. 123/5039/131



Mehr Informationen über die Mailingliste linux-l