[linux-l] LPI-Zertifikat

Olaf Radicke briefkasten at olaf-radicke.de
Di Jan 4 13:26:59 CET 2011


Hallo Michael,

war unterwegs von Essen nach München. Deshalb erst jetzt eine Antwort.

Am Sonntag, den 02.01.2011, 23:07 +0100 schrieb Michael Gisbers:
> On Sunday 02 January 2011 20:44:45 Olaf Radicke wrote:
[...]
> > ich lerne gerade für die LPIC-101&102 (v 3.0). Mir fiel beim lesen und
> > lernen auf, das völlig veraltetes Wissen abgefragt werden. Nur mal ein
> > paar Beispiele:
> 
> > 1.) Der LILO-Bootloader wird rauf und runter gebetet. Von den
> > Major-Distris ist die letzte ca. 2001 zu GRUB gewechselt.
> 
> Es ist richtig, dass LILO noch immer geprüft wird. Dies ist aber auch richtig, 
> da LILO noch immer im Einsatz ist und Administratoren damit noch immer in 
> Kontakt kommen und damit arbeiten können müssen. In meinem Alltag habe ich 
> noch mit genug LILO - Systemen zu tun, die ich nicht updaten kann und daher 
> damit weiterarbeiten muss.

Die müssen über 10 Jahre alt sein, oder Exoten-Distries. Ich arbeite in
einer 100% Linux-Firma. Hier laufen auch die Desktops unter Linux. LILO
spielt in meinen Umfeld keine Geige. Im Gegenteil. Hier wird absehbar
irgendwann Grub2 aufschlagen und dann ist wieder alles völlig anders...

 
> > 2.) Die Konfiguration des Init-Prozess ist ebenfalls veraltet. Wer viel
> > mir Ubuntu arbeitet wird mir dem abgefragten Wissen nichts anfangen
> > können.
> 
> Daher wird auch seit dem Wechsel von der Version 2 auf 3 der Objectives 
> weniger an tiefem SystemV - Init - Wissen abgefragt. Auch hier kommt es wieder 
> auf das Verhältnis der eingesetzten Systeme an. Ubuntu ist im Serverumfeld bei 
> weitem nicht der Marktführer. 

Wie schon gesagt: Hier wird ausschlißlich mit Linux gearbeitet und auf
den Desktops der Non-Techis ist Ubuntu defakto Standard. Nur die
Techniker bei uns arbeiten z.T. mit Fedora auf den Desktops.

> Das von mir eingesetzte Gentoo leider auch nicht 
> ;-(

Wir haben genau _EINEN_ Kunden mit Gentoo. Und das ist "self supported".
Der Kunde bekommt weder von SAP noch von Oracle Support. Wenn die
Maschine steht, ist das sein Problem. Wir gucken dann (gegen Honorar)
gerne mal drüber, aber garantieren tun wir auch für nichts.  

> > 3.) Die Konfiguration des X-Server auf die sich LPIC bezieht gibt es weder
> > unter Debian, RedHat noch SuSE. Die genannten Dateien gibt es schlicht weg
> > nicht mehr.
> 
> Wenn ich mir die Dateien aus den Objectives ansehe, dann kommt mir das von 
> meinem Notebook, an dem ich gerade arbeite, sehr bekannt vor. Es gibt eine 
> /etc/X11/xorg.conf. (Man kann ohne arbeiten, aber muss es nicht, vor allem 
> beim Einsatz von NVIDIA-Grafikkarten.) Auch die Befehle xhost, xwininfo, 
> xdpyinfo und X gibt es weiterhin, genau wie die Umgebungsvariable DISPLAY.

Gut, ich habe das Buch hier verwendet für das Lernen:
http://www.galileocomputing.de/katalog/buecher/inhaltsverzeichnis/gp/titelID-2181?GalileoSession=80758889A411lRlPWHQ

Vielleicht taucht das Buch nicht. Ich hatte mir die Konfiguration von
Umbuntu, Fedora, CentOS und RedHat angesehen und konnte das beschriebene
nicht nachvollziehen.

Praktisch ist es so, das auf den Server X keine Geige spielt. Auf den
Desktops wird die Hardware nach dem OS ausgesucht. Was X nicht
automatisch richtig erkennt und konfiguriert bekommen wir in aller Regel
auch nicht gebogen. Aktuelles Beispiel: Ein Dell Notebook, ein Externer
Monitor, drei gestandene Linux-Admin und eine Woche Arbeit. Ergebnis: no
way! Und ab in die Tonne....


> > 4.) LPIC geht davon aus, das man noch auf Hardware mit BIOS stößt, die nur
> > begrenzte Größen von Partitionen zu lassen. Das betrifft Hartware vor
> > 1998! Das waren Zeiten, wo man stolz war 64mb RAM zu haben. Weder privat,
> > noch beruflich kann ich mich erinnern, in den letzten Jahren solch alte
> > Hardware vor mir gehabt zu haben.
> 
> Mhhh... Da musst Du mir mal die genauen Objectives zeigen. 

Entnahm ich aus dem oben genannten Buch...

> > 5.) In der LPIC wird man abgefragt nach den Eigenarten des 2.2 Kernel
> > (Etwa bezüglich der USB-Unterstützung.) Der Kernel wurde 2004
> > abgekündigt!! Ich vermute mal, das man 2.2er Kernel in Betrieb nur noch
> > als Steuerungseinheit in irgend welchen Satelliten um die Erde kreisen
> > sehen wird. Wenn ich nicht irre, war der 2.2er in der RedHat 7.0 noch
> > drinnen. Die Version hatte ihre Release im Jahre 2000!
> 
> Der Kernel 2.2 ist nicht mehr Bestandteil der LPI Prüfungen Version 3.0. Bitte 
> auch hier die entsprechenden Objectives heraussuchen in denen Du das Problem 
> vermutest.

Entnahm ich aus dem oben genannten Buch...

> > In Anbetracht dessen, stell ich mir die Frage, ob RedHat-Zertifikate nicht
> > sinnvoller sind. Mag sein das sie nicht so universell ist, aber dafür
> > bezieht sich die Prüfung auf eine Distribution bzw. dessen Technologie,
> > die auf tatsächlich in der Praxis Anwendung findet.
> 
> Eine gute und oft gestellte Frage...
> 
> Die LPI - Prüfung hat natürlich Ihre Schwächen, da sie nicht an einer 
> bestimmten Distribution nachzuvollziehen ist und auch nicht an einer 
> bestimmten Versionsnummer fest zu machen ist. 
> 
> Dafür hat sie kein 'Ablaufdatum' und wendet sich genau an die Administratoren, 
> die sich nicht von einer Distribution abhängig machen wollen. Da liegen die 
> Schwächen der anderen Prüfungen.

Das kann ich schon nachvollziehen. Bei uns im Betrieb gilt der
Grundsatz: "Keine Standardisierung ohne Referenz-Implementierung". Ich
denke es wehre besser mindestens eine, oder meinetwegen auch drei
Major-Distris als Referenz zu benutzen um ein Orientierungspunkt zu
haben.  

Gruß

Olaf





Mehr Informationen über die Mailingliste linux-l