[linux-l] Spam the Spammers-Konzept
eridanus at gmx.de
eridanus at gmx.de
So Aug 12 13:10:22 CEST 2012
http://www.heise-medien.de/presse/Die-Spam-Connection-1610927.html
http://www.heise.de/artikel-archiv/ct/2002/22/154
Am 12.08.2012 12:50, schrieb Volker Grabsch:
> Olaf Radicke schrieb:
>> Ich wollte mal wissen was ihr zu dem "Spam the Spammers-Konzept" denkt. Mehr
>> Infos unter: http://www.mytrashmail.com/anti_spam.aspx
>> Die Idee dahinter ist, die Spammer sich gegenseitig zu spammen zu lassen. Glaubt
>> ihr, das dass funktionieren kann?
>
> Ich habe mir die Seite angesehen und mir sträuben sich die Haare.
> Das ist in jeder Hinsicht falsch. Ich kann nur dringend davon
> abraten, dieses Konzept weiter zu unterstützen.
>
> Konkret sehe ich folgende Probleme: Fragwürdige Motivation,
> leicht zu umgehen, stinkt nach SEO, wirkungslos und verschwendet
> wertvolle Daten. (Details siehe unten: "Probleme")
>
> Wer sich gegen Spam engagieren will, sollte sich lieber auf
> andere Art und Weise engagieren: Aufklärung, Selbstschutz
> betreiben, beim Richtigen beschweren, dezentral agieren, und
> Aktionen sollten weh tun. (Deails siehe unten: "Alternativen")
>
> Ach ja, und auf keinen Fall sollte man Spam als Problem abtun,
> das aus dem fernen Ausland auf uns zu gerollt ist! [1]
>
>
> Probleme
> ========
>
> 1) Fragwürdige Motivation: Es geht nicht darum, das Spam-Problem
> einzudämmen, sondern es zu verschlimmern. Auf Kosten eventuell
> unbeteiligter.
>
> 2) Ganz leicht zu umgehen: Andere Webseiten sollen auf diese
> verlinken. Ein Spammer braucht also nur "mytrashmail.com/anti_spam.aspx"
> auf die Blacklist seines Web-Spiders zu setzen, und fertig.
>
> Wirksam wäre das höchstens, wenn Skripte und Blacklists bereit
> gestellt würden, sodass auch andere Webseiten diese E-Mail-
> Adressen selbständig generieren und direkt bei sich anzeigen.
>
> 3) Stinkt nach SEO: Aufgrund von 2) ist zu befürchten, dass es den
> Betreibern langfristig nur um möglichst viele Links zu ihnen
> geht. Das "stinkt" nach "SEO" (Suchmaschinen-Spam) zum Aufpeppeln
> ihres PageRanks. Ich bin generell misstrauisch, wenn jemand einen
> zentralisierten Dienst anbietet, der dezentral genauso gut, wenn
> nicht sogar viel besser funktionieren würde.
>
> 4) Wirkungslos: Es werden keine funktionieren E-Mail-Adressen gezeigt,
> sondern Zufallsketten vor die Domainnamen gepackt. Wenn dort
> wirklich Spam aufschlägt, wird das doch sofort entsorgt. Der
> sendene Spammer weiß sofort, dass er nichts mehr dorthin senden
> braucht, und beim empfangenen Spammer dringt die E-Mail niemals
> zu einem Menschen durch - wahrscheinlich noch nicht einmal bis
> zum dortigen Spam-Scanner. Also: höchstens ein bisschen Netzwerk-
> Last, wenn überhaupt. Nichts, was wehtut.
>
> 5) Verschwendung: Die gesammelten Informationen über Spammer sollten
> die Betreiber lieber verwenden, um Abuse-Beschwerden bei den
> Provider dieser Spammer-Domains einzureichen. Wenn der Provider
> halbwegs ordentlich arbeitet, wird auf diesem Wege tatsächlich
> etwas bewirkt, und sei es nur, dass ein paar Zombie-Spamschleudern
> vom Netz getrennt werden.
>
>
> Alternativen
> ============
>
> 1) Aufklärung: Der Kern des Problems ist, dass immer noch genügend
> viele Leute die spam-beworbenen Produkte kaufen. Wenn du in
> deinem Bekanntenkreis von so etwas erfährst, bemühe dich bitte um
> Aufklärung.
>
> Es gibt auch sehr schöne Webseiten zu dem Thema, etwa:
> http://www.spamdontbuyit.org/
>
> 2) Selbstschutz: Bevorzuge Provider mit gutem Spamfilter, bzw. richte
> bei dir selbst gute Filter ein. Verbessere den Filter, entweder
> durch Training oder eigene Filterregeln. Mache die Regeln aber
> nicht zu kompliziert: Das ganze soll dir insgesamt Zeit sparen
> und nicht zu einem neuen Hobby ausarten.
>
> 3) Konzentration aufs Wesentliche: Deine Lebenszeit ist begrenzt.
> Wenn du gegen einen Spammer vorgehen möchtest, dann bitte gegen
> einen, bei dem es sich lohnt, d.h. der es öfters durch deinen
> Filter geschafft hat.
>
> 4) Beschwerden beim Richtigen: Wenn du gegen einen Spammer vorgehen
> willst, dann richte die Beschwerde nicht an ihn, und antworte
> nicht auf dessen E-Mails. Das wäre genauso absurd, als würde man
> gegen Falsch-Aussagen einer Boulevardzeitung vorgehen, indem man
> ihnen einen Leserbrief schreibt. Stattdessen: Beschwerde an den
> Provider des Servers der beworbenen Webseite.
>
> In Zukunft könnten auch Beschwerden beim Verbraucherschutz und/oder
> der Bundesnetzagentur helfen, aber die schaffen es im Moment ja
> noch nicht einmal, Telefon-Spammer zeitnah und wirkungsvoll
> abzuklemmen.
>
> 5) Dezentrale Aktionen: Wenn du die Zeit dafür hast, erstelle dir
> selbst eine E-Mail-Adresse, die nur an Stellen platzierst, wo
> sie Spammer abgrasen. Baue Spammer- und Honeypot-Adressen selbst
> in deine Webseiten ein. Falls du dafür kleine Scripte schreibst,
> stelle sie auch Freunden zur Verfügung.
>
> Man kein großer E-Mail-Provider sein, um Fake-Adressen auf seine
> Webseite zu packen oder Honeypots aufzustellen.
>
> 6) Aktionen müssen wehtun: Eine sehr coole Auslegung der Rechtslage
> in den USA nutzt "Snark" aus. Da wird die erhaltene Spam-E-Mail
> als Auftragsbestätigung interpretiert und eine entsprechende
> Rechnung an den Spammer gesendet. Leider weiß ich nicht, ob das
> dort wirklich funktioniert, und erst recht nicht, ob sich diese
> Idee auf Deutschland übertragen ließe:
>
> http://snark.com/e-mail/
>
> Aber *solche* Aktionen sind mal wirklich kreativ. Vorallem,
> weil sie ans Eingemachte (ans Geld) gehen, und nicht einfach
> nur mehr Last auf dem Netzwerk erzeugen, ohne erkennbaren Effekt.
>
>
> Gruß
> Volker
>
>
> [1] Spamproblem in Deutschland: Wer denkt, gegen den ganzen Spam
> könne man nicht vorgehen, weil der aus dem Ausland kommt: Sehr
> viel Spam ist absichtlich schlechtes Englisch bzw. schlechtes
> Deutsch! Selbst wenn das auf Servern im fernen Ausland läuft,
> stecken letzten Endes sehr oft Deutsche dahinter. Die dafür
> notwendigen Recherchen sind jedoch recht aufwändig.
>
> Ich erinnere mich an einen Artikel in der C't (oder iX?), wo
> einige Spam-Quellen tatsächlich recherchiert wurden und gezeigt
> wurde, dass der Profit letztendlich in Teile der rechten Szene
> in Deutschland fließt. Sehr gruselig. Leider finde ich diesen
> Artikel nicht mehr. :-(
>
> Wenn ich danach suche, finde ich nur Artikel über Propaganda-Spam
> für die rechte Szene. Das meinte ich aber nicht. Mir geht es um
> "normalen" Spam, dessen Einnahmen hintenrum in die rechte Szene
> geflossen sind. Der Artikel ist schon ein paar Jahre alt.
>
> Falls jemand diesen Artikel wiederfindet, wäre ich für eine
> URL sehr dankbar.
>
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