[pkl] Herleitung "dreiwertiges Bewusstsein" in Bew. d. Maschinen (2002)
Oliver Bandel
oliver at first.in-berlin.de
Mo Mär 8 17:04:08 CET 2010
Hallo,
vor Kurzem habe ich nun also angefangen, Günther's
"Das Bewusstsein der Maschinen" zu lesen.
Ich darf feststellen, das Buch ist hochgradig interessant. :)
Ein bischen seltsam fand ich aber Teil II, wo die Darstellung der
klassischen Logik und der Übergang zur transklassischen Logik
vorgenommen wurde.
An einigen Stellen ging es um das klassische Weltbild der Trennung in
Subjekt und Objekt und die Trennung in "Absolutes" vs. nicht-Absolutes,
also in den Ort, wo beides zusammen fällt und den Ort, wo beides
getrennt ist. Das sind doch eigentlich schon ZWEI Unterscheidungen,
nicht nur eine. Daher kann doch schon dieses Zusammenfügen des
getrennten IMHO nicht allein in einer Kontextur erfolgen?
Das wird aber von Günther so nicht thematisiert, oder ich habe das an
irgend einem Punkte vielleicht übersehen?!
An einem anderen Punkte (ab Seite 88, bei der Ausgabe aus dem Jahre
2002) wird dann das System mit drei Kontexturen und drei Werten, wobei
je ein Wert zu zwei Kontexturen zugehörig ist, eingeführt.
Günther gibt dort auch eine inhaltliche Deutung dieser Struktur der
Kontexturen an. Er spricht von "Irreflexivität" ("I"), "Reflexion" ("R")
und "doppelter Reflexion" ("D").
"Was aber ist ein dreiwertiges Bewußtsein,
und wie verhält es sich zu zweiwertigen
Bewusstseinszuständen?" (S. 87)
Danach folgen auf Seite 88 und den weiteren Seiten einige Tabellen, die
die zweiwertigen Funktionen für VerUNDung und verODERung darlegen.
Welcher Wert als TRUE und welcher Wert als FALSE gesetzt wird, schien
mir erst etwas willkürlich. Dann habe ich mit obigem Satz und Günthers
Vorgabe, daß im I-R-System "I" als TRUE und "R" als FALSE angesetzt
wird, dahingehend interpretiert, daß der komplexere bzw. "mehr
reflektierende" Wert als FALSE und der andere als TREU angenommen wird,
und zwar, weil bei der ver-UND-ung der FALSE-Wert sich durchsetzt.
Damit wäre die Tabelle (I) auf Seite 88, also abgekürzt auf's UND:
p | q | p UND q
---+---+--------------
I | I | I
I | R | R
R | I | R
R | R | R
dahingehend interpretierbar, daß ein "Etwas", das irreflexive UND
irreflexive Anteile besitzt, irreflexiv ist, eines, das irreflexive UND
reflexive Anteile besitzt, reflexiv ist, und eines, das nur reflexive
Anteile besitzt, ebenfalls reflexiv ist.
Damit würde die formale mit der inhaltlichen Interpretation zusammen passen.
Also: beim verUNDen mit I zwingt ein R ein R.
Wenn ich das für die Tabellen (II) und (III) fortführe, würde ich
folgendes erwarten:
Im R-D-System: ein D zwingt ein D beim UND.
Im D-I-System: ein I zwingt ein D beim UND.
Dies ist bei Günther auch so.
Hier zeigt sich meines Erachtens aber eine Hierarchie,
weil:
Im I-R-System setzt sich R durch
Im R-D-System setzt sich D durch
Im I-D-System setzt sich D durch
Den auf Seite 92 angegeben Kreisen zufolge würde ich intransitives
Verhalten erwarten, und daher, daß sich im
I-D-System das I durchsetzt.
Somit:
Im I-R-System müsste sich das R durchsetzen
Im R-D-System müsste sich das D durchsetzen
Im I-D-System müsste sich das I durchsetzen
Das würde dann zwar der inhaltlichen - oben zitierten - Deutung widersprechen
(oder zumindest MEINER Interpretation davon),
das Kreissystem (nicht transitiv-hierarchisch) von Seite 92 jedoch abbilden.
Irgendwie passen meine Überlegungen an dem Punkte nicht mit denen von
Günther überein. Wurde dies später von Günther korrigiert, bzw. anders
dargestellt, oder habe ich irgendwo etwas übersehen?
Gruß,
Oliver Bandel
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