[pkl] Sprache oder Sprachen? (Re: [jpaul at xpertnet.de: vordenker news - August 2011])

oliver oliver at first.in-berlin.de
Sa Sep 10 20:09:40 CEST 2011


Hallo,

ich habe kürzlich angefangen, den VGO-Text zu lesen,
nach mehrmaligem Überfliegen jetzt also mal im Detail
(bin aber noch weit vorne).

Also, ich meine "Leibniz reloadet":

  http://www.vordenker.de/vgo/anmerkungen_leibniz_a.pdf
  http://www.vordenker.de/vgo/anmerkungen_leibniz_b.pdf


Dazu viel mir noch ein Link auf, den ich hier gleich mit
erwähnen möchte (siehe weiter unten)...



On Sat, Aug 27, 2011 at 11:43:06PM +0200, oliver wrote:
> Hallo,
> 
> (aus technischen Gründen) geforwadete Mail von Joachim Paul, mit der Info
> "vordenker news - August 2011":
> 
> 
> 
> 
> ----- Forwarded message from Joachim Paul <jpaul at xpertnet.de> -----
> 
> Date: Sat, 27 Aug 2011 22:17:00 +0200
> From: Joachim Paul <jpaul at xpertnet.de>
> To: jpaul at xpertnet.de
> Subject: vordenker news - August 2011
> User-Agent: Mozilla/5.0 (Windows NT 5.1; rv:6.0) Gecko/20110812 Thunderbird/6.0
> 
> Liebe Vordenkerinnen und Vordenker,
> 
> auch in diesem Jahr gibt es eine Sommerausgabe des vordenker,
> gleichwohl die Jahreszeit sich die Bezeichnung Sommer hierzulande
> nicht so recht verdienen will.
> 
> Wie immer alles auch unter http://www.vordenker.de/news.htm
> oder im Blog.
> 
> Der Beitrag Eberhard von Goldammers, "Leibniz reloaded ..." bildet
> Einführung und Klammer um das Thema eines universellen
> Verständigungsmittels. Von Goldammer stellt anhand des Essays
> "Kosmopolis" des englischen Philosophen Stephen Toulmin den großen
> Rationalisten in seinen historischen Kontext, den Umbruch in die
> beginnende Moderne im 17. Jahrhundert, und diskutiert die
> Möglichkeiten der Konstruktion einer Universal-Schrift-Spache. Dabei
> wird auch deutlich, dass Leibniz weder der erste noch der Letzte war,
> der sich einem solchen Bemühen hingab, und dass Zeiten des Umbruchs,
> damals wie heute, geradezu danach rufen, ein universelles
> Verständigungssystem in Angriff zu nehmen. Das selbstredend dabei der
> schon von Leibniz gesehene Bezug zum Maschinellen eine Rolle spielt,
> veranlasst den Autor zu einer detaillierten Kritik des auf dem Gebiet
> der Künstlichen Intelligenz bisher Erreichten.
[...]


Zum Thema Sprachen, aus einer anderen Sicht beleuchtet:

  Kann sich unsere Welt noch so viele Sprachen leisten?
    http://www.wissenrockt.de/2011/08/09/kann-sich-unsere-welt-noch-so-viele-sprachen-leisten-21294/

Original bei TED-Talks:

  Mark Pagel: How language transformed humanity
    http://www.ted.com/talks/mark_pagel_how_language_transformed_humanity.html

  Und eine Diskussion:
    What would it take to make sign language is a universal language?
    http://www.ted.com/conversations/4783/what_would_it_take_to_make_sig.html


Ob man wirklich zu viele Sprachen hat, das ist IMHO fraglich.
Man braucht eher bessere Sprachen (oder Schriften).

Ich las mal zum Thema Quantenphysik, daß von einem japanischen
Forscher aufgedecktes Phänomen von Asyymetrien in der Quantenwelt
wohl nicht zufällig von einem Asiaten gefunden wurde, weil die andere Denkstruktur
für das Aufdecken dieser speziellen Eigenart förderlich war.

Das heisst: mit westlichem Denken hätte man diese Quanten-Eigenschaft
nicht, oder nur viel später heraus gefunden.

Mit dem im Hinterkopf finde ich Sprachabschaffungs-Ideen, besonders wenn es
mit einem bloß ökonomischen Argument gerechtfertigt wird, ziemlich krude.


Eine Universalsprache müsste die verschiedenen Denkperspektiven / Denkarten
bzw. Art und Weisen des Erkennen könnens mit abbilden/modellieren können, sonst
bringt die Einengung auf nur _eine_ Sprache keinen Gewinn (ausser einen
_vorübergehend_ ökonomischen), sondern hat eher desaströse Auswirkungen.

Es wäre sonst eher die Zerstörung von Erkenntnis-Nischen, angelehnt an
den Begriff der ökologischen Nische.
Daß das Konzept ökologische Nische auch im Bereich der Ökonomie z.B.
sinnvoll Anwendung finden könnte (wenn man wollte), sieht man an der
Verheerenden Wirkung, die Einheitswährungen über große geographische
Gebiete nach sich ziehen. (Z.B. aktuelle krisen in Europa, Bsp. Griechenland....)

Es bedeutet: unterschiedliche reale Bedingungen in Ökonomie und Kultur etc.
über einen einzigen Wert der Ökonomie (Geld; eine Währung für alle) miteinander
strikt zu verkoppeln.
Das führt zwangsweise zur Nivellierung (Tendenz abwärts), bzw. verödung, "vertotung",
Erosion von Kultur.

Die unterschiedlichen strukturellen Gegebenheiten lassen sich eben nicht mit einer
einzigen Maßzahl - der des Geldes, und obendrein einer Währung für "alle" - abbilden.

Das ist Reduktionismus vom feinsten.
Oder de-Lokalisierung und wird der räumlichen Verteiltheit (und
unterschiedlichen Strukturiertheit) nicht gerecht.

Und was in der ökologie bekannt ist, in der Ökonomie allmählich bekannter wird
(werden sollte), das kann man sicher auch auf die Sprachen beziehen...?!


Aber soweit ich VGO's Text bisher nach Überfliegen einschätze, sieht es
eher danach aus, Domänen-spezifische Schriften / Notationen zu finden,
die einen bestimmten fachlichen Bereich Abdecken: da gab es die Beispiele
Chemie-Notation, Musik-Notation und einige weitere.

Ich möchte da noch die Bewegungsnotation von Rudolf von Laban ergänzen, sowie
andere Bewgungsnotationen (Benesh, Eshkol Wachman Movement Notation (EWMN) usw.).


Das mal vorab als Anmerkungzu dem Text; vielleicht she ich nach der Lektüre
noch einige Dinge etwas anders... dann liesse sich das hier ja diskutieren.

Dennoch... das Beispiel mit dem Symmetriebruch in der Quantenwelt scheint mir
wichtiges Argument zu sein. Inwieweit dies direkten Bezug zur benutzten Notation
hat, ist nochmal eine andere Frage. Vielleicht sind dies ja auch zweierlei
Themen?


Gruß,
   Oliver Bandel



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