[linux-l] Re: ex-ossis machen rabatz

Steffen Schulz pepe_ml at gmx.net
Di Feb 13 15:45:08 CET 2007


Hi,

On 070213 at 04:20, Peter Ross wrote:
> On Tue, 13 Feb 2007, Steffen Schulz wrote:
> 
> > Nun, ich bin ebenfalls nicht der Meinung, dass Kommunismus vom Design
> > her komplett falsch ist.
> Well, nur hat das Experiment schon mal ziemlich viel Unheil, Unfreiheit, 
> und mehrere Millionen Tote gekostet.

Ich sehe ein, dass Kommunismus autoritaere Politik foerdert, das ist
ein Nachteil.

Kapitalismus kann aber ebenso schief laufen, selbst wenn er mit
Demokratie gepaart ist. Meine letzten Bsp kamen alle aus einer solchen
Umgebung. Die USA als glaenzende Vorbilder zeigen sehr deutlich, dass
diese beiden Systeme keinen im Schnitt hoeheren Lebensstandard bedeuten
muessen. Die USA sind nicht nur Kriegstreiber und uneinsichtige
Ausbeuter(WTO, Klima, UN), auch im Landesinneren ist trotz dem Fokus
auf Ausbeutung und riesiger Ressourcen(was hat Deutschland? Kohle!)
kein im Schnitt hoeherer Lebensstandard:

"Insgesamt 40 Millionen US-Bürger haben keine Krankenversicherung.
Schätzungsweise noch einmal so viele sind unterversichert, da sie sich
die hohen Beiträge für einen umfassenden Schutz nicht leisten können.

Da der Staat nur in Notfällen die Behandlungskosten nicht-versicherter
US-Bürger übernimmt, sterben überproportional viele Amerikaner an
eigentlich beherrschbaren Infektionskrankheiten wie der
Lungenentzündung.

Die Lebenserwartung der US-Bürger liegt unter dem Durchschnitt der
OECD-Staaten."

Das ist der erste google-treffer, die Sueddeutsche Zeitung...

> Gib mir eine Testgesellschaft, in der ich den Kommunismus folgenlos mal 
> ausprobieren kann.
> 
> Ansonsten bin ich eher fuer langsamere Veraenderungen, die ja auch 
> durchaus schon erfolgreich verwendet wurden.

Ja klar, so tabula rasa und Neuanfang ist praktisch nicht erreichbar.
Aber die Politik schottet sich gegen Veraenderungen ab und der Trend
geht (fuer mich) in genau die falsche Richtung, dass immer mehr Leute
auf sich selbst angewiesen sind, immer mehr Prinzipien eingespart
werden. Es wird sehr interessant, wie sich diese Systeme in der
abzusehenden Energie/Rohstoff-krise verhalten werden.

Wieder spielt die USA eine Vorreiterrolle und ich hoffe, dass
Frankreich, Deutschland und andere diesem Beispiel nicht folgen.

> Deine Beispiele gehen in Richtung "soziale Marktwirtschaft", immerhin ein 
> Erfolgsrezept anderer Laender sowie der alten Bundesrepublik. Nicht gerade 
> ungetestet..

Richtig. Ich fordere ja auch keinen Kommunismus, ich sage nur, dass die
Idee nicht total falsch ist oder jedenfalls in manchen Faellen besser
funktioniert als Kapitalismus.

Kapitalismus funktioniert gut, wenn hohes Wachstumspotential vorhanden
ist. Er hat den Designfehler, dass bei niedrigem Wachstum, wie man es
momentan in vielen Industrienationen vorfindet, subjektiv alles
schlimmer wird. Bei vllt 4% tritt fuer den Normalbuerger der Stillstand
ein, darunter wird er aermer, das Geld fliesst den wenigen besser
gestellten Minderheiten zu(Banken, Versicherungen, Politiker, Manager,..)

Das ist so, weil er auf Anleihen basiert. Ich leih mir was und mach
damit was. Wenn meine Wirtschaft gut waechst, rentiert sich das fuer
mich. Wenn es normal oder schlecht waechst, kann ich kaum oder gar
nicht meine Anleihe+Zinsen zurueckzahlen. Die Bank gewinnt so lange,
wie es nicht wirklich schlecht steht. Dann ist eh Land unter.

> BTW: Es war die soziale Marktwirtschaft der BRD, die den "Kommunismus" in 
> der DDR so unattraktiv gemacht hat.

Genau diese laesst hier vor Ort aber deutlich nach. Das System verdaut
sich selbst und ein Ende ist nicht in Sicht. Und man kann real vor der
Tuer oder beim Arztbesuch sehen, wie die Qualitaet sinkt und
gleichzeitig die subjektiven Kosten steigen, weil ein Service
privatisiert wurde, also vom Modell Kommunismus ins Modell Kapitalismus
uebergeben wurde.



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