[linux-l] Zensur light (light = erste Uebung fuer den Ernstfall)

Norman Steinbach steinbach.norman at web.de
Mo Jan 1 22:10:20 CET 2007


Hi Lothar,

Lothar Gregor wrote:
> Ich schließe mich der Meinung an. Der Punkt kann nicht sein, das es
> keinen entsprechenden DRM- Player für Linux gibt.
> Ich habe mich jedenfalls bewusst gegen M$ Vista und für Linux entschieden.
> Die weiche Lösung wäre u.U. dann noch die Benutzung eines Binärpaketes
> wie z.B. Realplayer.
Halte ich für wenig sinnvoll. Zumal ich Binärpakete, die nicht von einer
Community als Quelltext gewartet/weiterentwickelt werden, für wenig
vertrauenserweckend halte und dementsprechend auch nur äußerst ungern
benutze. Ich bin schon seit Monaten mit mir am Hadern, ob ich das Teil
installieren soll, weil man sich damit die c't-TV-Sendungen gestreamt
anschauen kann. Da für einen Internet-PC jetzt GEZ-Gebühren anfallen,
müsste man es ja eigentlich machen. Aber: Wie sieht es mit der
Vertrauenswürdigkeit rein als binary verfügbarer Anwendungspakete aus?

> Was ich natürlich grundsätzlich für Diskussionswürdig halte, ist die
> Politik der EU die dahinter steht. Auf der einen Seite
> wird die Verwendung freier und offener Formate, wie z.B. dem Open
> Document Format, gefördert und gefordert auf der
> anderen Seite werden dann eigene Inhalte nur in einem extrem
> restriktivem DRM- Format angeboten.
Einerseits ist dies bereits ein schizophrenes Spagat, was früher oder
später kollabieren werden muss (weils so nicht gehen kann), andererseits
ist die Tatsache, dass die Sitzungsmitschnitte sozusagen als elementare
politische Informationen, welche weiterzuverarbeiten die Grundlage für
politischen Aktivismus im Internet ist, eigentlich unter das
Informationsfreiheitsgesetz fallen, und dass es sich bei Informationen,
die nur unter bestimmten Voraussetzungen verfügbar sind (einmal die
Tatsache, dass sie niemand von den EU-Servern gelöscht hat - vielleicht
weil darin etwas enthalten ist, was bei der Bevölkerung nicht so "gut
ankäme" bzw. dieser die wirkliche Haltung unserer (EU)-Politiker
anschaulich aufzeigen könnte; und dann die Voraussetzung dass man auch
noch bestimmte, unfreie Betriebssystemsoftware dazu benutzen muss),
eigentlich nicht um wirklich "freie" Informationen als solches handelt.
Vielleicht wäre dies (Informationsfreiheit) ja ein möglicher Ansatzpunkt
für eine (erfolgreiche) Klage des FFII vor dem EU-GH gegen diese Praxis?
Naja, wenn's einer ist, werden sie es auch tun, ohne dass ich mich dafür
engagiere. Einfach mal der Welt ihren Lauf lassen ;-)

> Die Frage die sich dann stellt ist, ob "die Oben" auch wissen, was "die
> Unten" machen. Ich möchte nicht ausschließen, das
NEIN, das können sie aber auch garnicht.
Noch nie was vom "SNAFU-Prinzip" gehört/gelesen? Ist in dem kleinen
Büchlein "Pfeif nicht, wenn Du pisst!" sehr schön und anschaulich
beschrieben ;-)

> Wenn sich dann im Parlament erst mal
> mehrere Zehntausend Briefe aus allen EU- Ländern stapeln, dann hat die
> Forderung plötzlich auch eine greifbare politische
> Relevanz.
SCNR, but: Glaubst Du auch an den Weihnachtsmann und/oder den Osterhasen?

> Bleibt am Ende noch eine Frage: Lohnt sich dieser Aufwand um
> Übertragungen von Sitzungen der EU live zu sehen?
> Wer sieht sich so etwas an oder geht es einfach um das Prinzip und
> sollte es zur Grundsatzfrage erklärt werden?
Eindeutig letzteres. Der Aufwand lohnt sich nicht für alle, die nicht
politisch aktiv oder zumindest interessiert sind. Dennoch ist es, damit
diese relativ kleine Menge an Einzelindividuen noch in irgend einer Form
tätig werden und damit auch etwas verändern kann, eine grundlegende
Notwendigkeit. Und gerade in Anbetracht der Tatsache, dass immer mehr
effektive und aktive Regimegegner aus den Kreisen "antikapitalistischen
Gedankengutes" stammen und somit tendenziell eher Linux bevorzugen, ist
diese Praxis schon fast als ein "Geniestreich" zu bezeichnen, da man
damit eben diese (die man wohl auch als mit die "Gefährlichsten"
politischen Aktivisten bezeichnet, siehe Bilderberg-Reportagen usw.)
Gruppen erstmal wirksam aussperrt bzw. dazu bringt, sich nicht vor
"Bundestrojanern" und ähnlichem Getier wirksam schützen zu können weil
ihnen auf Betriebssystemebene beim Einsatz von Windows dazu die
technische Grundlage fehlt...

> Sein wir doch mal ehrlich, vielen Bürgern geht die EU doch am A...
> vorbei. (Leider eine weit verbreitete Fehleinschätzung)
Hmm, ja und nein. Beides halte ich für nachvollziehbare Sichtweisen.


Viele Grüße,

Norman



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