[linux-l] GPLv3 erschienen

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Sa Jun 30 18:42:13 CEST 2007


On Sat, Jun 30, 2007 at 01:32:26PM +0200, Norm at nSteinbach wrote:
> Wenn ein Entwickler seine Software unter "GPL v2 and 
> above" lizensiert hat, ist die Lizenz ja dann jetzt automatisch auf v3 
> "upgegradet";) worden.

Nein. Dann hätte dort stehen müssen "the newest available version" oder
ähnliches. So steht das aber nicht da, und so ist das auch nicht
gemeint, sondern:

|    This program is free software; you can redistribute it and/or modify
|    it under the terms of the GNU General Public License as published by
|    the Free Software Foundation; either version 2 of the License, or
|    (at your option) any later version.

Es ist dem Nutzer *freigestellt*, ob die Software zu den Bedingungen
der GPLv2 oder der GPLv3 nutzt.

> Wenn er nun aber mit der finalen Version der 
> GPLv3 nicht zufrieden ist und seine Software lieber weiter unter v2 
> lizensieren möchte: Muss er dafür dann eine neue Version unter 
> GPL-v2-only herausbringen, obwohl sich vielleicht gar nichts im Code 
> geändert hat?

Kann man machen, wäre aber sinnlos, wie du gerade selbst erkannt hast.

Nein, wenn jemand GPLv2-only oder GPLv3-only will, kann er das effektiv
erst aber der nächsten Version festlegen, denn in der aktuellen Version
hat er es bereits jedermann freigestellt.

Genauso, wie man nicht einfach so ein Geschenk zurückverlangen kann,
kann man auch nicht nachträglich die Lizenz eines Software-Releases
einschränken.

> Könnte die alte Version, die unter GPLv2++ steht nicht 
> auch einfach "geforkt";) werden, um so das Projekt auf v3 hochzuhieven? 

Ja, aber dann gibt es immer noch die ursprüngliche Version, die nach
wie vor unter GPLv2 genutzt werden kann.

> Hat so jemand die Chance, sich dagegen zu wehren dass seine Software 
> *auch* unter v3 existiert?

Ja, aber erst in zukünftigen Versionen. Die aktuellen und alten
Versionen

Ein ähnliches Problem hatte Wine. Das war früher BSD-lizensiert, und
hat dann ein "update" zu GPL gemacht. Proprietäre Wine-Derivate können
sich aus dem alten (BSD-lizensierten) Code frei bedienen, lediglich von
den Neuerungen seit der GPL-Lizensierung müssen sie die Finger lassen.
(oder ihr Produkt selbst GPL machen)

> Und wenn nicht, für die Zukunft: Wie einig 
> sind sich die Kernel-Entwikler von Linux bzgl GPL v2/v3? Wird es künftig 
> einen GPLv2-Kernel und einen GPLv3-Kernel geben, oder wird man sich auf 
> eine Lizenz einigen?

Der Kernel wurde vor einiger Zeit auf "GPLv2-only" festgelegt, präventiv,
weil die Entwickler mit einigen Passagen der GPLv3-Entwürfe nicht
einverstanden waren. Zur Zeit ist der gesamte Linux-Kernel klar GPLv2.

Wie bei jedem Freie-Software-Projekt wird er höchstwahrscheinlich
entweder bei GPLv2 bleiben, oder auf GPLv3 wechseln. Eine Spaltung
(Gabelung, "Fork") würde keinem was bringen.

Falls die Diskussion um GPL-2 vs. GPL-3 wirklich ein Projekt zerreißen
(spalten, gabeln, "fork"en) sollte, dann wird das Projekt schon vorher
entsprechende Streitigkeiten gehabt haben.


Gruß,

    Volker

-- 
Volker Grabsch
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