[linux-l] Auslegung von FOSS-Lizenzen

Jörg Schmidt joesch04 at web.de
Sa Nov 3 03:08:47 CET 2007


Hallo Volker,

Volker Grabsch schrieb:
> Okay, aber was hilft dann die Untersuchung des verschärften
> Szenarios (NDA statt bloß Registrierungs-Zwang) für diese
> Diskussion?

Sie hilft weil ich die Diskussion auf Urheber beschränkt habe.

> Außerdem scheint es dir weiter unten um den Effekt der Aushebelung
> der Lizenz zu gehen, damit man sein Produkt als "FOSS" betiteln
> kann.


Ja.

> Diesen Effekt kann man mit einem reinen Registrierungs-Zwang
> nicht erreichen. Wo also liegt die Relevanz?

Also ich fange nun nicht nochmal an, Du hast mir ja bereits zugestimmt.

> Ich meinte folgenden Teil der vorletzten Mail:
>
> | > und das ganze nicht gleich unter
> | > eine andere Lizenz stellt (die dann keine freie wäre) ist
> berechtigt
> | > hat aber eine Antwort:
> | > Es könnte von Vorteil sein, seine Software juristisch
> wasserdicht als
> | > freie Software bewerben zu können - obwohl sie in Summe
> garnicht dem
> | > Geist freier Software entspricht.
> |
> | Nein, diese Möglichkeit gibt es wiegesagt nicht, zumindest nicht
> | bei strengen Lizenzen wie der GPL.
> |
> | Aber wer so einen Mist machen will, kann seine Software unter
> | BSD-Lizenz stellen, und koppelt dann den Download mit einer NDA
> | (Verschwiegenheits-Vereinbarung). Und bewirbt dann sein Produkt
> | mit "unter freier Lizenz verfügbar".
> |
> | Aber ob das wirklich den beabsichtigten Marketing-Effekt
> hat? Immerhin
> | werden das Leute ausprobieren, und wenn sie alle über den
> NDA stolpern,
> | ist das eine ganz und gar nicht schöne Publicity. :-)
>
> Diesen Abschnitt von mir hattest du nicht mehr kommentiert.

Naja, es gibt da nichts zu kommentieren, Du hast meinem kontruierten
Beispiel zugestimmt und das wars. Ob das begrifflich eine 'Aushöhlung',
ein 'Aushebeln' oder etwas anderes ist ist mir nicht wichtig, mir gehts
um den Fakt als Solchen und um Begriffe möchte ich da nicht streiten.

> ... aber nur als Urheber. Und das ist doch kein Problem.

OK, wenn Du meinst.

> Ja, gut, aber das heißt nur, dass man ein Werk unter GPL stellen
> kann, und durch Zusatzbedingungen dafür sorgen kann, dass es
> effektiv doch nicht unter GPL steht. Diese Möglichkeit habe ich
> auch nicht bestritten.

Ja eben, und das ist das worum es ging.

> Ich bestreite nur, dass diese Tatsache
> ein Problem darstellt.

Was heißt Problem? Wenn jemand mit freier Software wirbt, die effektiv
keine ist, halte ich das durchaus für problematisch.

> Nenne mal bitte konkrete Beispiele.

Habe ich keine Lust jetzt /prominente/ Beispiele zu suchen, die mir dann
zerpflückt werden.

Faktisch stolpere ich, hinsichtlich nicht prominenter Dinge, bei meiner
Arbeit über solche Probleme, die meist darin liegen das zeitlich
angespannte Freiwillige kleine Progrämmchen unter freie Lizenz stellen
und dabei aus Zeitgründen, und ich der Annahme sie wären ständig für
Nachfragen zu erreichen, den Quellcode nicht explizit veröffentlichen.
Man wird, trotzdem keine böse Absicht vorliegt, feststellen dürfen das
die Dinge alle keine freie Software im Wortsinne sind, weil sie die
Bedingung der Veröffentlichung des Quellcodes nicht erfüllen und man
wird auch feststellen dürfen das hier, wiederum nicht in böser Absicht,
genau dieser Eindruck erweckt wird.
Ja, diese Probleme sind sogar real, bei OOo (nicht direkt im Programm
aber in dessen Peripherie) gab es vor einiger Zeit ein nützliches
Programm unter freier Lizenz, das es eigentlich nicht frei war, weil der
Quellcode nicht zur Verfügung stand, wurde erst sichtbar als das
Programm hätte angepasstr werden müssen, der Quellcode nicht vorhanden
und der Autor für Nachfragen nicht zu erreichen war.

> auch hier: Nenn mal bitte konkrete Beispiele.

ich verweise mal auf den Standard-Artikel:
http://www.gnu.org/philosophy/free-software-for-freedom.de.html

(vielleicht auch nur als Ausgangspunkt, da sich nach meiner Erinnerung
auch weitere entsprechende Artikel in dessen Perepherie lokalisieren
lassen)

den man entweder in diesem Sinne lesen kann - oder, wenn man ihn schön
kleinpflückt auch ins Gegenteil verkehren.

ansonsten habe ich zu dieser Art Diskussion keine Lust, es ist schlicht
absurd mutmaßen zu wollen es wäre der FOSS-Bewegung gleichgültig wenn
Begriffe mißbräuchlich verwendet werden - wer da nach Beweisen für das
Gegenteil noch extra fragt ist auf 'Recht behalten' aus.
Bei Letzterem kommen wir dann auf das Gleis wie oft ist im Obrigen
Artikel von FOSS, von OSS und von freier Software die Rede, besteht der
Inhalt eines Artikeln nur aus dem was wörtlich dasteht oder dem was
gemeint ist, wer ist überhaupt (relevanter) Vertreter der FOSS-Bewegung,
usw. ... ich habe keine Lust zu dieser Art Betrachtung in einem Fall wo
die Lage sonnenklar ist, weil ganz allgemein niemand der Begriffe prägt
(so auch die FOSS-Bewegung) damit einverstanden ist das sie andere
verdrehen oder mißbräuchlich benutzen.

> Will sagen, "es wird gemacht" reicht nicht aus, denn es wird auch viel
> Quatsch gemacht.

aber sicher, in einer Marktwirtschaft gibt es nunmal das Recht zu
verlieren und das ist richtig so. Ansonsten zählt aber die Möglichkeit
oder der Versuch, denn es wäre genauso absurd kein Problem in einem
Mordversuch zu sehen, weil ja das Opfer weiterhin am Leben ist.

> Hast du konkrete Belege, die zeigen, dass sich ein Unternehmen durch
> diese Strategie einen Vorteil verschafft hat?

Nein, konkrete Belege natürlich nicht, da mir kein Unternehmen so
detailliert seine Bilanzen offenlegt.

Im Übrigen ist auch diese Frage eine Frage auf die man sinnvollerweise
von vornherein keine Antwort erwarten kann - welches Unternehmen würde
denn öffentlich zugeben sich dieser Methoden tatsächlich zu bedienen und
den Erfolg dieses Vorgehens öffentlich bilanzieren. Wenn das aber so ist
sehe ich die Möglichkeit eines "konkreten Belegs" erst garnicht, da jede
Aussage Dritter, selbst wenn sie mit Sorgfalt getätigt ist, keinen
handfesten Beweis liefern könnte.
Ich verzichte deshalb auf Aussagen zum Thema, sage aber dazu das die
Indizien für jeden der diesen Bereich betrachtet genauso offensichtlich
sind wie die Versuche von ... der ISO bei der Verabschiedung von OpenXML
als Standard 'behilflich' zu sein (nennen wir es mal 'behilflich').

> Also ein analoges Problem zu den verwirrend vielen Gütesigeln auf
> den Lebensmitteln? Man packt einfach ein Sigel drauf, das gut klingt,
> aber nicht geschützt ist?

Ganz exakt, das ist gemeint.


Gruß
Jörg




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