[linux-l] Google-Betriebssystem

Steffen Dettmer steffen at dett.de
Di Jul 14 00:08:12 CEST 2009


Hi,

das ist immer ein interessantes Thema. Hat google in 10 Jahren
meine Personalakte???

  (ich fürchte: ja)

Ich glaub, größere Firmen nutzen proprietäre Software vor allem,
weil das für Entscheidungsträger oder `Empfehler' bedeutet,
weniger Verantwortung übernehmen zu müssen, automatisch bei
Bedarf einen Schuldigen zu haben und am Ende trozdem positive
Resümees ziehen zu können, und zwar unabhängig davon, was dabei
rauskam (wenn die Betroffenen auch die sind, die es bewerten,
wird unter der Annahme, das die Betroffenen selbst sich selbst
nicht oder nur sehr ungern negativ bewerten, automatisch eine
positive Bewertung erfolgen, egal, was dabei rauskam).

* Volker Grabsch wrote on Mon, Jul 13, 2009 at 11:41 +0200:
> Wenn das stimmen würde, dann könnten schon _jetzt_ alle freien
> Office-Programme außer OpenOffice auf DOC verzichten. Tun sie
> aber nicht, weil Projekte wie KOffice sonst noch weniger User
> hätten.

Ich glaub, viel `Zwang' zu .doc entsteht auch aus Unwissenheit.

Zum Einen, weil man aus `falschen Gründen' glaubt, den Kram nehmen
zu müssen, zum Anderen weil man nicht weiß, wie es besser wäre.
Meiner Meinung nach ist Outlook ein viel besseres Beispiel. Wird
bei uns in der Firma und sonstwo verwendet. Ist mir absolut
schleierhaft, wie man so ein Program nutzen kann. Und dann auch
noch für E-Mail. Aber es wird gemacht. Das geht soweit, dass bei
uns jetzt via MS Exchange nur noch HTML gesendet wird, egal, was
ich im Outlook einstelle. Vermutlich, weil es für einen
Outlookuser so `einfach' ist. Sieht grausam aus, aber man gewöhnt
sich vermutlich dran und dann irgendwann sieht das schöne komisch
und falsch aus.

Ich glaube, frei und kostenlos sind nicht nur Vorteile in solchen
Fällen. Ich glaub, die Leute setzen teuren Kram ein, damit sie im
Falle von Problemen (beispielsweise, Admin hat wiedermal kein
Handbuch gelesen) kein Ärger bekommen können. Dann kann man ja
auf Hotline meckern und so weiter.

Meist möchte man, das das .doc so aussieht, wie man es am
Bildschirm sieht. Dazu ist IMHO Word .doc ungeignet, es kann
schnell anders aussehen (andere Version, Druckertreiber,
Papierformat, ...), viel besser finde ich PDF. Wird aber selten
verwendet, vermutlich einfach, weil es mehr Arbeit macht. Ich
glaub, als Linuxer hat man wohl oft auch eine andere Einstellung
zur Investition von Zeit. Linuxer, so glaube ich, sind eher
bereit etwas mehr Zeit in Systeme zu stecken, um dann jedesmal
ein kleines bißchen Zeit zu sparen (Anpassung und Automation).
Bei Word gibt es hingegen wohl viel, die kaum Vorlagen verwenden!

> Anders gesagt: Es gibt doch schon einen portablen "MS-Emulator"
> namens OpenOffice. Der emuliert ältere MS-Office-Versionen sogar
> besser als MS-Office selbst. Wenn das schon nicht ausreicht, wieso
> sollte ein "Google-Office" etwas daran ändern?

Ich glaub, Google hat durchaus Vorteile. Erstens ist es bestimmt
viel bekannter als OpenOffice, zweitens hat google einen sehr
guten Ruf und drittens Erfahrungen mit solcherart frei
downloadbarer Software (picasa z.B.). MS gibt in der Richtung ja
auch fleißig Geld aus.

Ich fürchte wirklich, die Leute werden das alles nutzen. Die
werden ihre Daten auf google und ms.net Servern ablegen.
Natürlich werden sie das, mindestens, wenns irgendwas umsonst
dafür gibt. Die Leute haben sich ja auch von MS abhängig gemacht.
Leider leider nur hat MS immer noch nicht die Preise verdoppelt.
Darauf hoffe ich die ganze Zeit, denn Strafe muß sein.

> Niemand mag es, ständig mit einem externen (Web-)Tool alle
> Dokumente zwischen DOC und ODT hin- und herzukonvertieren. Oder
> überhaupt verschiedene Programme für ein und den selben Zweck
> benutzen.

Doch, ich glaub, das ist so. Ich kenn das von `weniger dicht am
Computer lebenden' Menschen. Die kennen manchmal von einem
komplexen Tool genau eine Funktion und nutzen das Tool nur dafür,
und sonst ein anderes für alles andere. Weil sie wissen, wie das
Tool genau dieses Eine macht. Auch wenn ihnen bewußt ist, dass es
anders schneller gehen könnte, sie gehen `den sichern Weg'.

Da könnte ich mir dann schon vorstellen, dass am Ende eine
verbesserte Büroklammer (so nervig ich sie finde) für
Marktanteile sorgt.

Da mag man jetzt spekulieren, ob die Entscheidungsträger wirklich
nur so entscheiden, weil die anderen User damit sonst nicht
klarkämen...

Ich jedenfalls glaube, dass viele Nutzer das kaum interessieren
würde, solange es automatisch irgendwie geht.

> Die meisten werden sich immer noch gegenseitig .doc-Dokumente
> zusenden, weil sie selbst als OpenOffice-Nutzer erst einmal
> davon ausgehen werden, dass die andere Firma nur Word hat.

Oder davon ausgehen, dass OpenOffice-Nutzer ja .doc lesen können,
Word User aber kein ODT, oder geht das inzwischen? .doc als
kleinster gemeinsamer Nenner lol
Warum nicht einfach PDF nehmen.
Oder meintwegen HTML. Obwohl, vielleicht lieber doch nicht.

Interessant finde ich auch, wie man Texte so im Businessbereich
verwendet. Einmal Mails. TOFU, nicht auf Lesegeschwindigkeit
optimiert, selten gut zitiert usw. Klar, man hat ja keine Zeit.
Für Dreizeiler auch gern ein .doc, Überschriften als 24pt+Fett.
Oder auch eine Powerpoint-Präsentation.

> Man kann natürlich auch "provokativ" erst einmal ODT versenden und
> sich dann auf DOC "korrigieren" lassen. Aber das geschieht nur, wenn
> Freie-Software-Verfechter oder ähnliche Leute im Unternehmen das
> Sagen haben - was in nicht-IT-Firmen kaum der Fall sein dürfte.

Ist das in IT Firmen denn anders?
Ich glaube, proprietäre Software lebt davon, dann Leute den
Versprechungen (kein Aufwand, alles automatisch, ganz einfach,
alles Toll, in Farbe und Bunt) glauben - weil sie es glauben
wollen und es einfach ist, muß man nämlich kein Handbuch lesen.

Freie Software zu verwenden (oder zu empfehlen, ...) bedeutet
oft, ein Stück Verantwortung übernehmen zu müssen, was in
größeren Firmen wohl nicht so angesagt scheint.

Rein technisch kann ich mir nicht vorstellen, was in 99% der
Fälle jetzt für ein Word oder ein Exchange sprechen sollte,
insbesondere, wo die Windows IT Kosten derart immens hoch sind,
wie heutzutage des Öfteren.

Weiß eigentlich jemand, was ne 100 User Lizenz Sharepoint kostet?
Oder ein MS Wiki oder wer auch immer da was anbietet? Da kann man
dann bestimmt prima sinnlose Rechte vergeben. Da kann man dann
noch drei Admins einstellen - und die braucht man dann auch, weil
man sich selbst die Karten gelegt hat. Und selbst dann kann man
noch prima argumentieren: wie gut, dass man ein Tool mit so einer
aufwändigen Userverwaltung gekauft hat! Hätte man was
sinnvolles^Wbilliges genommen, dann würde man das ja nur mit
riesigem Aufwand so kaputtkonfigurieren^Wabbilden können.

Technische Argumente spielen sicherlich nur eine sehr kleine
Rolle.

oki,

Steffen

-- 
Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt,
es trägt daher weder Unterschrift noch Siegel.



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