[linux-l] Java-Geraffel auf Netbooks

Volker Wegert mail at volker-wegert.de
Sa Jun 12 18:29:20 CEST 2010


Volker Grabsch <vog at notjusthosting.com> writes:
> Volker Wegert <mail at volker-wegert.de> schrieb:
>> Olaf Radicke <briefkasten at olaf-radicke.de> writes:
>> > Hier ein nettes Beispiel für diese /netten/ Java-Framewoks die "Probleme 
>> > lösten, die ich vor her nicht hatte". Ich hatte mich gewundert, warum ständig 
>> > auf auf meine Festplatte meines Netbooks zugegriffen wurde, auch wenn ich 
>> > nichts tat. 
>> > 
>> > Mit block_dump habe ich herausgefunden, das es Hibernate ist. Ich will ja 
>> > nicht sagen das Java an sich scheiße ist, aber die Java-Frameworks erinnern 
>> > mich immer an das Spiel "Jenga": Immer noch eins drauf packen bis es kracht.
>> 
>> Das ist aber erstmal ein sprachunabhänges Phänomen. Mit Java wird das
>> sicherlich auf die Spitze getrieben, aber dafür kann die Sprache nichts,
>> sondern ausschließlich die Entwickler, die sich auf den Standpunkt stellen
>> "Isch kenn nur Presslufthammer, und damit muss Nagel jetzt in Wand."
> 
> Ich denke schon, dass man nicht nur eine Sprache als solche betrachten
> sollte, sondern auch ihre Standard-Library und die Kultur der Community
> um die Sprache herum.

Standard-Library - full ACK. Aber das, was zu den eigentlichen
Java-Kernbibliotheken gehört, finde ich persönlich ziemlich
gelungen. Hibernate & Co stehen auf einem ganz anderen Blatt.

Und "die Community" - diesen Sammelbegriff sehe ich immer skeptisch, gerade
wenn es um Programmiersprachen geht. Wo ist denn "die PHP-Community"
(beliebige andere weit verbreitete Sprache einsetzbar)? Mit PHP sind ganz
wundervolle Dinge gebaut worden, aber auch Krams, den ich mit
Asbesthandschuhen nicht anfassen wollen würde. Änliches gilt für C, C++, Perl
und so ziemlich jede andere Sprache mit nennenswertem Marktanteil, die ich
kenne. Es widerstrebt mir irgendwie, die Entwickler der (wenigen) guten und
der (vielen) schlechten Programme zusammenzuwürfeln, einmal umzurühren und
dann zu sagen: Die Community produziert überwiegend gequirlte Exkremente. Das
ist eine rein statistische Aussage mit wenig praktischem Nutzwert.

Die Frage aus meiner ganz persönlichen Perspektive ist also eher: Warum nutzen
so viele Entwickler Bibliotheken, um die ich bisher einen Bogen gemacht habe?
Dazu habe ich bisher nur zwei Ideen: Entweder existieren Anforderungen an die
/ Vorteile der Bibliotheken, die mir bisher entgangen sind, oder sie wissen es
einfach nicht besser (womit wir wieder bei dem Presslufthammer wären). 

Ich habe noch nie ernsthaft einen JBoss o. ä. angefasst und mich mit dem
ganzen Java-Server-Geraffels kaum beschäftigt. Ich weiß nicht, was ich
verpasst habe - vermutlich ganz viele tolle Dinge - aber bisher bin ich prima
ohne Hibernate & co ausgekommen. Dafür mache ich halt Dinge, die andere
verabscheuen - Eclipse und dort EMF zum Beispiel. Da kann ich aber relativ
genau sagen, was mir das für Vorteile bringt und warum ich es nutze. Ich habe
manchmal den Verdacht, dass Entwickler Bibliotheken einsetzen, nur weil sie
glauben, dass man alleine damit ein Problem löst, das man nicht verstanden
hat. Bad sign.

Ich denke, sobald ein Werkzeug zur Religion erhoben wird (egal ob von seinen
Verfechtern oder seinen Gegnern), läuft etwas schief. Und irgendwie passiert
das bei Programmiersprachen und -paradigmen seeeehr schnell...

Schöne Grüße
  Volker

-- 
* Volker Wegert * http://www.volker-wegert.de/contact *
"Wozu weibliche Unvernunft imstande ist, hat sich schon an der Idee erwiesen,
sich von einer sprechenden Schlange Diätvorschriften geben zu lassen." (Orson
Welles)



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