linux-l: Ratlose Anfrage

Florian Cramer paragram at gmx.net
Mi Aug 22 14:00:00 CEST 2001


Am Tue, 21.Aug.2001 um 18:06:28 +0200 schrieb Tobias MEISSNER:
> ich bin völliger Linux-Neueinsteiger und habe ein Problem mit meinem
> Linux. Bei der Suche nach Helfern bin ich auf Eure Seiten gestoßen;

Wie Jens schon geschrieben hat, liegt es an der Anbindung des
Parallelport-CD-ROM-Laufwerks an Linux. Nach dem, was Du schilderst,
vermute ich, daß Deine SuSE-Distribution den Parallelport-CD-ROM-Treiber
als Modul eingebunden hat (d.h. als einen Treiber, der nicht fest
einkompilierter/eingebauter Bestandteil des Linux-Kernels ist, sondern
bei Bedarf nachgeladen wird). Um den Treiber bei jedem Systemstart
automatisch zu laden, müßte er in /etc/modules eingetragen werden.

> bekommen; ist von IBM gebaut (Baujahr wird nirgends erwähnt), ist im
> Ursprungszustand, hat Pentium MMX, 200 MHz, Internen math.
> Koprozessor, Systemspeicher 640 KB, Erweiterungsspeicher 63 MB, eine
> Festplatte (2560 MB), kein internes CD-Laufwerk.  Fein, denke ich mir,

Ein für Linux völlig ausreichendes System. Ich arbeite zuhause sogar nur
mit einem Pentium 133 zu meiner Zufriedenheit. Höchstens falls Du fette
Softwarepakete wie KDE und StarOffice benutzen willst, könnte der
Rechner träge werden.

SuSE-Linux ist eine für Nicht-Experten gut geeignete Distribution, die
sehr schnell zu einem lauffähigen System verhilft, gut an deutsche
Erfordernisse (Umlaute, ISDN etc.) angepaßt ist und spätere
Umkonfigurationen über ihre eigenen Hilfsprogramme (yast, suseconfig)
stark erleichtert. Leider gibt es nichts ohne Nachteile:

- Deine Buch-Beilagen-CD ist gewissermaßen ein Werbegeschenk, mit dem Du
  gewissermaßen angefixt wirst. Eine CD kann nur eine
  Minimal-Ausstattung enhalten, denn im Gegensatz z.B. zu Windows
  bestehen Linux-Distributionen ja nicht nur aus dem nackten
  Betriebssystem und ein paar Hilfsprogrammen, sondern enthalten auch
  sämtliche Anwendersoftware. Moderne Linux-Distributionen erstrecken
  sich auf ca. 3-5 CDs. Da Du wahrscheinlich bald Programme installieren
  willst, die nicht auf Deiner CD enthalten sind, brauchst Du die
  komplette Distribution. - Die Alternative zum Kauf der über 100,-
  teuren "Professional"-Variante von SuSE ist, Dir die Distributions-CD
  von jemand anderem auszuleihen oder nachzubrennen. Da das
  (GNU/)Linux-System frei ist, ist das legal, solange Du auf Deinem
  Rechner keine eventuelle proprietäre Software installierst, die SuSE
  mit auf die CDs packt.

- Um die zentrale Konfiguration des Systems über einfache Hilfsprogramme
  zu ermöglichen, faßt SuSE Unix-/Linux-untypische viele Programm-
  Einstellungen in einer zentralen Datei zusammen. Das kann man, je nach
  Sichtweise, als Erleichterung sehen oder aber als Manko, wenn man das
  System feiner einstellen will. 


> kannst du mal Linux ausprobieren; und kucke da, ein Kaufhaus schmeißt
> gerade jede Menge Linux-Bücher unter's Volk, Sybex-Verlag, von 1999,
> mit Begleit-CDs, für Rausverkaufspreise zwischen 2 und 5 Mark; kann
> der Mensch ja nicht meckern. Also einen Armvoll mitgenommen.  Auf dem

Prinzipiell ist es schon einmal gut, daß Du gleich mit einem Handbuch
angefangen hast. Daß Sybex-Handbuch kenne ich leider nicht. Sollte es
Dir nicht genügen, empfiehlt sich z.B. das Linux-Anwenderhandbuch von
Sebastian Hetze & Co., das es im Buchhandel (Empfehlung für alles, was
mit Linux zu tun hat: Lehmanns am Steinplatz, Charlottenburg) für ca. 40
Mark gibt oder auf <http://www.linux-ag.de//linux/LHB/LHB.html> zum
kostenlosen Download. Es ist nach wie vor eine der besten Referenzen zum
Linux-System.

Falls Du es noch zu schwierig finden solltest (es ist zu großen Teilen
ein technisches Nachschlagewerk) und mehr Geld ausgeben kannst,
empfiehlt sich alternativ "der Kofler", d.h.: Michael Kofler, Linux -
Installation, Konfiguration und Anwendung, Addison-Wesley, 99 Mark.
Ältere Auflagen, die völlig ausreichen, findet man oft erheblich
billiger. Schön an dem Kofler-Buch ist, daß es absolut laientauglich
geschrieben ist, aber in Linux nicht nur oberflächlich einführt, sondern
auf allgemeinverständliche Weise Kommandozeilenprogramme, Editoren,
Scripting, Netzwerkfunktionen vorstellt, und zwar
distributionsunabhängig.

> Soweit lief alles einigermaßen hübsch - bis ich dann das nächste Mal
> den Computer anschaltete, auf das CD-Laufwerk zugreifen wollte und die
> freundliche Mitteilung erhielt, "the kernel does not recognize
> /dev/pcd0 als a block device (maybe 'insmod driver'?)".  Die schlauen

Eine an sich sehr klare Fehlermeldung: Der Linux-Kernel findet keinen
Treiber für Dein Parallelport-CDROM und bittet Dich, ein passendes
Treibermodul mit dem "insmod"-Kommandozeilen zu aktivieren. (Im
Gegensatz zu DOS und Windows kann Linux Treiber im laufenden Betrieb
ohne Reboot nach- und wieder entladen.)

> Linux-Neueinsteiger bin.  Dann kam ich auf die Idee, daß vielleicht
> die CD einen Haschmich haben könnte; also mit viel Mühe alles wieder

Nein, das ist genau der falsche Ansatz! Von Windows sind viele Leute
gewöhnt, Ihr Betriebssystem neu zu installieren, wenn etwas nicht läuft.
Unter Linux ist es zwar nicht leicht, als Anfänger einen Fehler zu
beheben, und die Konfiguration kann kryptisch sein, doch verhält sich
das System immer absolut logisch und berechenbar.

> Dabei ist mir dann aufgefallen, daß auch bei der Installation die
> eigentlich vorgesehene CD-Einbindung (Auswahl "Freecom am
> Parallelport") nicht geklappt hat; da hat dann das
> Installationsprogramm irgend etwas von sich aus getan und mich hernach
> darüber mit der rätselhaften Botschaft pcd: pcd version 1.07, major
> 46, nice0 pcd0: Sharing parport0 at 0x3bc pcd0: frpw 1.03, Freecom
> (Xilinx) adapter at 0x3bc, anode 0 (4-bit) d pcd0: Master: CD-ROM !B
> Uniform CDROM driver Revision: 2.55 in einem Fensterchen informiert.

Das Installationsprogramm hat das Kernel-Modul für das
Parallelport-CD-ROM-Laufwerk gefunden und aktiviert, die "rätselhafte
Botschaft" ist die Rückmeldung vom Linux-Kernel, der das Modul "pcd"
(für "parallel port cd") eingesetz hat, als Gerät /dev/pcd0 anspreicht
und auf der Hardware-Adresse 0x3bc erkannt hat, und dann schließlich das
Modul "frpw" für das Freecom-Gerät installiert. Auf meinem (Nicht-SuSe-)
System liegen diese 2.2.x-Module in folgenden Verzeichnissen:

/lib/modules/2.2.15/misc/pcd.o
/lib/modules/2.2.15/misc/frpw.o

Wenn Du auf das "root"-Konto gehst und "modprobe frpw" eintippst, sollte
Dein Laufwerk funktionieren. ("modprobe" weiß, wo die Module liegen, und
daß es erst pcd.o laden muß, um frpw zu aktivieren.) Falls das wider
Erwarten nicht klappen sollte, geht es auch manuell:

cd /lib/modules/2.2.15/misc
insmod pcd.o
insmod frpw.o

Dann sollte dieselbe "rätselhafte Botschaft" erscheinen, die Du oben
erwähnt hast. Damit das bei jedem Systemstart automatisch erledigt wird,
schreibst Du in /etc/modules die beiden Zeilen:

pcd
frpw


Gruß,

Florian
 

-- 
http://userpage.fu-berlin.de/~cantsin/homepage/
http://www.complit.fu-berlin.de/institut/lehrpersonal/cramer.html
GnuPG/PGP public key ID 3200C7BA 



Mehr Informationen über die Mailingliste linux-l