[linux-l] Re: ex-ossis machen rabatz

Steffen Schulz pepe_ml at gmx.net
Di Feb 13 02:05:20 CET 2007


On 070212 at 16:20, katjas wrote:
> "Der Große DUDEN" Rechtschreibung erschien alle paar Jahre neu und kostete ca. 
> 11,80 M DDR, 6.Auflage 1990. Auch war er keine "Bückware", d.h. nur unter dem 
> Ladentisch zu bekommen, wie viele andere Bücher der Belletristik oder 
> Bildbände.

Ja, die Grundversorgung hat wohl funktioniert. Hab ich mir sagen
lassen, ich war da noch nicht so alt. Die Leute tendieren vermutlich
auch nicht dazu, Duden zu Hause zu horten, sodass man immer genuegend
im Angebot hatte.

Nun, ich bin ebenfalls nicht der Meinung, dass Kommunismus vom Design
her komplett falsch ist. Vielleicht hat man ihn zu extrem betrieben,
wie man jetzt den Kapitalismus zu extrem betreibt.

Die Privatisierung der Energienetze und -erzeuger, Muellentsorgung,
oeffentlicher Transportmittel, Wohnungen, Bildung, Ruestung usw usf
finde ich grundsaetzlich falsch. Die Dynamik des Kapitalismus ist ein
starker Motor, aber er hat per Design andere Ziele als 'das Volk':

Ich unterstelle, dabei dem 'Volk', dass es daran interessiert ist, dass
die Energieerzeugung tendenziell umweltgerecht erfolgt. Man schraenkt
hier den Kapitalismus mit Gesetzen ein, aber der Kapitalismus ist das
Gesetz des kompletten Markts und die Leute hinter der Legislativen
muessen letztlich auch nach dem Markt handeln, wenn sie zu Hause sind.
Man kann dabei zugucken, wie die Industrie die Gesetzgebung
beeinflusst, man sieht das ohne viel Zeit darauf zu verwenden.

Ausserdem wird man als Unternehmen natuerlich immer die Gesetze gerade
so erfuellen, und Abkuerzungen nehmen wann immer keiner guckt. Wie
effektiv sowas ist, sieht man in der Security. Wenn verlangt wird, dass
man eine Firewall hat, kauft man halt eine, stellt die beim Chef ins
Beuro und schliesst sie vllt noch mit ans Stromnetz an(was aber wieder
Geld kostet und das Gesetz sagt ja nur, dass man eine haben soll). Als
staatlicher Betrieb gibt es zu solch einem Benehmen gar keinen Grund.

'Das Volk' kann auch keine privatisierte Muellentsorgung gebrauchen.
Es wird teurer(das ist generell ueberall festzustellen) und der Service
wird schlechter. Effizienz auf kosten der Buerger, denen nun die Tonnen
nicht abgeholt werden, weil der Muellmann *ein* Taschentuch in der
gelben Tonne gefunden hat.

Zu den Preisen bei der Bahn brauch ich keinem was erzaehlen. Wenn ich
nicht fehlinformiert bin, zahlt hier der Staat noch immer mit drauf,
damit die Bahn AG auch ja kein Verlust macht.

Wohnungen stehen leer obwohl Leute auf der Strasse sitzen, weil es
einen Wertverlust bedeutet, wenn Sozialempfaenger einziehen.

Die Industrie hat schon jetzt einen grossen Einfluss darauf, was an der
Uni erforscht wird. Das wird sich mit Privatisierung und Wettbewerb um
Foerdermittel noch viel weiter verstaerken. Geisteswissenschaften
bringen kaum Foerdergelder ein, auf kurz oder lang wird auch der
grosszuegiste Rektor entsprechend einsparen, denn einsparen muessen
sie alle. Jedes Jahr mehr. In der Schule gibts auch schon die ersten
Werbeeinblendungen, Amiland gibt hier die Richtung vor.

Kapitalismus in der Ruestungsindustrie bringt diesen Motor, bei dem mit
hoher Flexibilitaet jegliche Anfragen bedient werden solange das Geld
stimmt, in Gegenden, wo sich die Leute ansonsten noch mit Pfeil und
Bogen kaempfen wuerden.


Wenn Sachen in der Hand des Staates liegen sind sie weniger agil,
reagieren schlechter auf Veraenderungen, *aber* es ist immer eine
gewisse Grundqualitaet gesichert. Fuer alle Buerger. Ohne dass man als
Arbeiter 10 Antraege ausfuellen und die Konten und Einnahmen der ganzen
Familie offen legen muss, um seine staendig abnehmende Unterstuetzung
aka Chancengleichheit wahrnehmen zu koennen.


Ergo sollte man sich mal wieder einigen, was man noch fuer Werte
unterstuetzt, ob man sowas wie Kranken- und Rentenversorgung und
Bildung und anderen Luxus will, und dann sollte man ein System
entwickeln, in dem sowas per Design gegeben ist. Momentan haben wir
swas nicht, weswegen uns dieser Luxus gerade weg bricht. Und das hat
nichts mit Konkurrenz aus Entwicklungs- oder Schwellenlaendern zu tun,
ohne WTO waeren die alle wesentlich besser dran. Ebenso wie regionale
Waehrungen die regionale Wirtschaft ankurbeln. Sowas will man aber
nicht, damit kann man kein Geld anhaeufen.

Wie kann so ein System aussehen? Ich denke, es haette einen groesseren
Anteil Kommunismus als unsere 'soziale Marktwirtschaft' vor dem
Privatisierungswahn hatte. Der Luxus, das, was unserem
Selbstverstaendnis nach fuer alle Menschen optional erhaeltlich sein
sollte, das sollte durch Marktwirtschaft geregelt werden.


Und die Administration muss absolut transparent und direkt durch das
Volk geschehen, damit Einflussnahme und Manipulation durch Minderheiten
erkannt und neutralisiert werden kann.


Mit letzterem muss man wohl anfangen. Politik ueberwachen, Einfluss
nehmen, Unrecht anprangern. Aber selbst dafuer scheint inzwischen die
Umgebung zu fehlen, es ist heute "ungerecht", eine Partei an ihren
Wahlversprechen zu messen und Skandale sind Tagesgeschaeft..


-- 
Bildet Olsenbanden!



Mehr Informationen über die Mailingliste linux-l