[linux-l] OpenSource -Strategien

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
Fr Dez 3 08:53:05 CET 2010


Hallo,

On Sun, Nov 28, 2010 at 02:12:24PM +0100, dejoh at t-online.de wrote:

> > Für einen Anbieter, der eine unangefochten dominante Stellung in
> > einem bestimmten Bereich hat, wäre ein freies Modell
> > betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll, da die Anwenderbasis sowieso
> > beinahe maximal ist, und daher der Verzicht auf Umsatz durch
> > Eigentumsrechte nicht ausgeglichen würde durch gesteigerten Umsatz
> > über Effizienz. Bei allen anderen Anbietern kann dagegen ein freies
> > Modell betriebswirtschaftlich durchaus sinnvoll sein. (Haben die
> > meisten nur leider noch nicht begriffen...) 
> 
> Nun, ich besuche die Cebit seit Ende der 80er, Linux-Messen seit Ende
> der 90er (Karlsruhe, Frankfurt, Berlin). Abgesehen von einem Höhepunkt
> zur dot.com-Krise "dümpelt" Linux als Paradebeispiel dieser Art der
> Software so vor sich hin.

"Dümpelt" mit einem Marktanteil von fast 100% bei Supercomputern,
irgendwas >=50 bei Webservern, wahrscheinlich um die 90% bei
WLAN-Routern...

Ach ja, und dann ist da dieses neumodische Linux-basierte
Smartphone-Betriebssystem, das seinen Marktanteil innerhalb eines Jahres
von 3.5% auf 25.5% gesteigert hat, und spätestens in ein paar Monaten
Marktführer sein wird... (Wahrscheinlich sogar im Moment schon ist --
nur kommen die Statistikmacher mit dem Zählen nicht hinterher :-) )

> Nichts anderes gilt für Aufträge und Schulungen. Es gibt keinen
> gesteigerten Umsatz über Effizienz.

Gesteigert gegenüber was? Das Argument ist, dass ein Anbieter freier
Software gegenüber einem Anbieter proprietärer Software (bei sonst
gleichen Bedingungen) einen höheren Marktanteil erreicht, und daher mehr
Umsatz über Effizienz einfahren kann. Bezweifelst Du den höheren
Markanteil? Oder dass ein solcher den über Effizienz erzielbaren Umsatz
steigert? Oder habe ich nicht richtig klar gemacht, worauf sich die
Effizienz bezieht?...

Zur Erinnerung: Es ging um die Fragestellung, ob es
betriebswirtschaftlich sinnvoll ist, freie Software anzubieten. Dabei
muss man sich zwangsläufig fragen: Wenn bei freier Software keine
Eigentumsrechte geltend gemacht werden, und Anwender daher im Prinzip
daran alles selbst machen könnten, warum sollten sie überhaupt einen
Anbieter beauftragen? Die Antwort lautet, dass ein Anbieter, der sich
auf die Software spezialisiert, die anfallenden Aufgaben günstiger
und/oder besser erledigen kann -- er hat also einen Effizienzvorsprung,
dank dem er erfolgreich Aufträge einfahren kann.

Diesen Effizienzvorsprung hat natürlich auch ein Anbieter proprietärer
Software -- und zwar *zusätzlich* zu der Möglichkeit, aufgrund der
Eigentumsrechte bestimmte Dienstleistungen exklusiv anzubieten, und/oder
von den Anwendern individuelle Nutzungsgebühren zu verlangen. Der
durchschnittliche Umsatz pro Anwender ist beim freien Anbieter also im
Allgemeinen geringer. Da die freie Software aber für Anwender
attraktiver ist, wird sie tendenziell mehr Anwender haben. Im Endeffekt
kann daher der freie Anbieter in vielen Fällen tatsächlich mehr Umsatz
machen.

> Wann wird der Vorteil begriffen? Z.Z. ist m.E. kein
> betriebswirtschaftlicher Vorteil auszumachen. 

Dafür gibt es doch einige Anbieter, die damit ziemlich erfolgreich sind,
und es auch gerne immer wieder unterstreichen...

Natürlich werden die Vorteile für die Anbieter größer, wenn mehr
potenzielle Anwender die Vorteile freier Software begriffen haben, und
ihre Entscheidungen gezielt danach richten... Das braucht Zeit -- aber
es passiert zunehmend.

-antrik-



Mehr Informationen über die Mailingliste linux-l