[linux-l] OpenSource -Strategien

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
So Nov 28 19:45:21 CET 2010


Pascal Hasko Bernhard <pascal.hasko.bernhard at googlemail.com> schrieb:
> Ist es nicht so, dass "Freie" und "Offene" Software fast immer in
> einem Atemzug genannt werden?

Ja, es gibt Leute, die zwischen Freier Software und Open Source
nicht unterscheiden wollen oder können, und daher auf vermeintlich
politisch korrekte Begriffe wie FOSS oder FLOSS ausweichen.

("Free and Open Source Software", bzw.
 "Free/Libre and Open Source Software")

Das ist natürlich ein weißer Schimmel, aber es hat zumindest
den Vorteil, dass es sowohl von Leuten verstanden wird, die
bisher nur den Begriff "Open Source" kannten, als auch von
Leuten, die bisher nur von "Freier Software" gehört haben.

Absurd wird das aber dann, wenn der Begriff FOSS selbst von
Politikern verwendet wird, denn da ist _eigentlich_ völlig
klar, welchen der beiden Begriffe sie verwenden möchten.

Und das sage ich nicht, um den Begriff "Open Source" schlecht
zu reden, sondern weil dieser Begriff von seinen Erschaffern
gerade deshalb geprägt wurde, um sämtliche politischen Aspekte
herauszuhalten. Daher ist es eigentlich völlig absurd, diesen
Begriff in politischen Diskussionen zu verwenden.

> Wohl vor allem, da die Programme häufig sowohl als auch sind?

Nicht nur "häufig", sondern immer!

Jede Freie Software ist Open Source, und umgekehrt. Und zwar
nach Definition, denn genau das hat die Open-Source-Bewegung
von Anfang an klar gestellt.

> Vielleicht stehe ich da jetzt etwas auf dem
> Schlauch, aber könntet Ihr mir ein Beispiel für LInux-Software nennen
> (für BSD/UNIX wird es so etwas sicher geben), die zwar "frei" aber
> nicht Open Source ist? Mir fällt da jetzt halt auf die Schnelle nichts
> ein.

Das ist wiegesagt auch nicht verwunderlich. ;-)

Was es aber gibt, sind bewusste Fehlverwendungen dieser
Begriffe für Propagandazwecke.

Der Begriff "Free Software" ist im englischen sehr ähnlich
dem Begriff "Freeware". Dieses Problem ist in der deutschen
Sprache weniger schlimm, und die Franzosen haben das Problem
mit ihrer "logiciel libre" gar nicht. Aus diesem Grund sieht
man manchmal Verquickungen der französischen und englischen
Sprache in Form von "Libre Software" oder "Free/Libre Software".
Weiterhin gibt es den bekannten Merkspruch:
    "free" as in "free speech," not as in "free beer."
mit dem man die Sache schnell klarstellen kann.

Der Begriff "Open Source" hat dieses Problem nicht, dafür
ist er aber insgesamt weniger präzise. Wer die genaue
Definition nicht kennt, wird zunächst nur an das Öffnen
des Quelltextes denken. Das ermöglicht Formulierungen wie
"our sources are open", womit suggeriert wird, es handele
sich im Open Source, obwohl das gar nicht der Fall ist.
Microsoft versucht mit dem Begriff "Shared Source" etwas
ähnliches zu suggerieren, doch auch das hat nichts mit
Open Source zu tun.

Kurz, bei "Free Software" könnte man an kostenlos denken
und bei "Open Source" nur an offengelegtem Quelltext. So
haben beide Begriffe ihre Problemchen in der Umgangssprache.
Als Fachbegriffe sind sie jedoch klar definiert, und bezeichen
exakt die gleiche Menge von Software.


Gruß
Volker

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Volker Grabsch
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