[pkl] Isolation von Kontexturen im wissenschfatlichen Prozess - Gedankenansätze (mit Fragendem Unterton im Hinterkopf)

oliver oliver at first.in-berlin.de
Di Feb 12 03:07:40 CET 2013


Hallo Anatol,


sorry for the delay.


On Wed, Jan 23, 2013 at 10:52:51PM +0100, Anatol Reibold wrote:
[...]
> > Mit anderen Worten: der Ansatz, das Subjekt aus der Untersuchung heraus zu
> > halten, um objektive Aussagen treffen zu können wird ersetzt durch den
> > Ansatz, das Subjekt, (das ja unweigerlich immer in der Formuliuerung
> > wissenschaftlicher Aussagen auftritt, auch wenn es sich selbst dabei heraus
> > zu halten versucht) selbst mit zu untersuchen, und so den eigenen Bias zu
> > explizieren.*
> >
> 
> Das stimmt selbstverständlich. Man bedenke ferne auch so etwas wie
> Intersubjektivität zu betrachten. Dazu kommt noch, dass es in vielen
> empirischen Gebieten das Messen und die Untersuchung von etwas dies
> verändern kann. Ich denke vordergründig dabei an die Humanwissenschaten und
> an die Pädagogik. Zur Elemtarteilchenphysik möchte ich hier nichts
> schreiben. :-)
> 
> >
> > *Statt Verleugnen des eigenen Bias, der eigenen Perspektive, der eigenen
> > Subjektivität (individuell, kulturell, methodisch ...) wird also versucht,
> > die eigene Perspektive zu benennen, und daher wird - zumindest prinzipiell
> > - den Versuch unternommen, über den eigenen Erkenntnisfilter zu
> > reflektieren.*
> >
> 
> Mich fasziniert hier auch, dass es die Rahmenbedingungen für strukturiertes
> und transparentes Reflektieren geschaffen werden können. Eine poetische,
> emotionales, rhetorisch bedachtes und schön formuliertes Reflektieren gibt
> es schon langem.
> 
> >
> > *Im Sinne einer Störgrößenaufschaltung könnte man sodann den Weg gehen,
> > den eigenen Bias, die perspektivische Verzerrung "herauszurechnen".*
> >
> 
> Warum nicht? Ich denke auch dabei an die Schwarmintelligenz.
[...]

Was ich meine geht eher in Richtung Münchhausen:
wenn man die Subjektivität als solche erkennen und benennen kann,
obwohl man selsbt in ihr "gefangen" ist, also auch nur aus der subjektiven
Einkapelung heraus an die Welt herantritt...
...wenn sowas also möglich sein sollte, die Subjektivität (inklusive
der eigenen) (formal) zu beschreiben, sollte man ihren Einfluß
auch "heraus rechnen" können.

Wenn man nur verbal den eigenen Bias (z.B. kulturellen Bias
einer anthropologischen oder soziologischen Untersuchung)
irgendwie vermutet oder teils lokalisieren kann (im Kontrast
mit Forschern aus anderen kulturellen Umgebungen),
dann weiss man zwar irgendwie ungefähr, daß man an bestimmten Punkten
biased ist, aber wiue weit geht das?

Und: in wieweit kann man sich aus diesem Bias-Sumpf am eigenen Schopfe heraus ziehen?

Der Ansatz
  "wir lassen alles subjektive aussen vor, dann haben wir automatisch Objektivität"
war ja wohl nicht so zielführend...
...bzw. war es bisher schon, aber ist "nicht mehr zeitgemäß" bzw.
jetzt steht an, eher den Münchhausen-weg zu gehen, statt sich den
Sumpf in Positiv-Denken-Manier hinfort zu definieren?

(Solange man im Sumpf noch nicht ertrunken ist, und der Schmodder in die Lunge dringt,
ist der Sumpf das, was da draussen ist, also Subjekt-Objekt-Trennung funktioniert noch.)




> 
> >
> > *Soweit so gut.
> >
> > Der Ansatz ist, so denke ich, erst einmal schon ein Fortschritt.
> >
> > Das Problem bei der Kybernetik zweiter Ordnung (2nd-Order-Cybernetics)
> > ist jedoch, daß man das grundlegende Problem nicht erkannt hat.
> >
> > Auch bei der 2nd Order Cybernetics (SOC) hat man das Schema der antiken
> > griechischen Philosphen übernommen, das die Welt in Subjekt und Objekt
> > einteilt.
> > Darauf beruht die gesamte westliche Philosophie, darauf beruhen
> > Wissenschaft und auch Theologie.
> >
> > Hier das Subjekt, das in die Welt schaut, dort das Objekt der Betrachtung,
> > welches in der Welt ist.*
> >
> 
> So sehe ich auch. Ärgenzend möchte ich darauf hinweisen, dass es absolut
> unklar ist was man als Subjekt (wie auch immer der aufgefasst wird)
> betrachten kann
> und womit man Subjekte erkennen kann.


Das Subjekt trennt sich selbst von der Welt (auch wenn es selbst (teil der) Welt ist).
Die Innenansicht ist also vorhanden.
Die Aussenansicht ((externer) Beobachter-Perspektive))
Macht da schon eher Probleme.


Spirituelle/"mystische"/"religiöse" "Erfahrung" / "Erleuchtung"
oder auch der Flowzustand, also die Aufhebung der Trennung von Subjekt und seiner
Umwelt, das ist der Weg zurück.
Der mag auch erkenntnisbringend, oder gar "befreiend" sein, führt aber
vor die Trennung zurück.


Wenn ich das richtig sehe, ist das Alltagsleben dualistisch,
der mystische/spirituelle Erleben "monistisch"?? (monolistisch?),
in der PKL geht es aber um polylismus. (?!)

(Die Drei als Krücke, die Vier als echter Absprungpunkt, von dem aus man
nicht nur am Boden kraucht, sondern auch den Weitsprung schafft?)


> Durch die
> Entscheidungsfähigkeit, durch die Fähigkeit zum Willen, durch die
> Urteilsfähigkeit, durch die Fähigkeit zum autonomen Verhalten ...? Kann man
> Gruppen von (subjektiven) Individuen (Betrieb, Organisation, Nation, Land
> ...) als ein Subjekt betrachten?

Meta-Subjektivität als Begriffsvorschlag.

Ich bin kein Freund davon, Begriffe auf allerlei
andere Sphären auszubreiten, in denen sie nicht
entstanden sind; jedenfalls nicht, wenn man
es auch anders umschreiben kann.

Die mechanistischen Modelle von Denken sollten da als
Abschreckungsbeispiel dienen.

Oder Gehirne als Rechenmaschinen usw.


> Kann man z.B. Tiere und Gruppen von Tieren
> als Subjekt betrachten?

Ist ein Sandhaufen ein Sandkorn?


> Kann man eine Maschine, einen Roboter oder ein PC
> unter Umständen als Subjekt ansehen?

Kann die Maschine sich von sich selbst aus von seiner Umwelt differenzieren?
Können Menschen auch nicht von Anfang an, bis sie irgednwann dieses
lernen. Der Blick ins Wasser, Spiegelbild... wer ist das?

Dann kommt die Phase mit der Bockigkeit und dem Trotz,
dem EInssein entwachsen, das EGO als EINZIGES.

Später womöglich der Wunsch zurück ins Einssein, meditation bis zur Erleuchtung.
oder Bergsteigen, um die Trennung von Subjekt und Umwelt auszuhebeln.



> Kann man die Ideen, die Strukturen und
> die Gedanken subjektivieren?

??

Wäre da nicht eher die Frage nach Objektivierung von Interesse?
(Neuroscience?)


> Man kann doch über "Verortung" der Gedanken
> sprechen?

Solange man Ort nicht mathematisch-punktuell sieht, schon?
Oder man nur einen fuzzy Ort meint?



> Diese Fragen stelle ich mir immer und wieder, besonders wenn ich
> über theologischen Fragen nachdenke.

Nun, mit theologischen fragen habe ich es nicht so.


[...]
> Über Rest Deines Briefes muss ich noch genauer nachdenken. Ich kann nur in
> Vorraus sagen, dass für mich besondere Hoffnungen in Richtung Asien nicht
> nachvollziehbar sind. Das jedoch später.
[...]


Ich kann mich nicht an "Hoffnungen in Richtung Asien"
meinerseits erinnern.
Ich habe "Hoffnungen in Richtung Asien" von anderen Leuten,
die sich mit der PKL / GG beschäftigen wahrgenommen,
und konnte diese ebenso nicht ganz nachvollziehen.

Insofern weiss ich nicht so recht, wo Du dies bei mir
gefunden haben willst.



Gruß aus Berlin nach... öööh... (weiss nicht)

  Oliver



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