[pkl] Zeno-Paradox

Oliver Bandel oliver at first.in-berlin.de
Do Jul 17 11:55:03 CEST 2014


Hallo Eberhard,


daß Dainton selbst da abgekupfert hat, meinte ich nicht,
auch wenn das mein erster Eindruck war. Aber wie schon geschrieben,
bezieht sich ja Dainton auf einen Text aus 1955, also ein Jahr nach
GG's "Achilles And The Tortoise". Wenn dann die Argumentation sehr  
ähnlich ist,
kann man sich schon wundern.

Aber vielleicht schreiben auch alle das Selbe, mit oder ohne  
Dissertation (oder auch Habilitation), da man vielleicht ohnehin an  
dieser Stelle aufschlagen muss?
Die Sache mit dem Aleph fand ich aber auffällig.
Genaueres kann ich demnächst dazu sagen, ich will mir Dainton's
Ausführngen dann genauer anschauen. Er geht in manchen Erklärungen  
auch über GG hinaus.


Es handelt sich bei dem genannten Buch um folgendes:

   Barry Dainton
   Time and Space
   2nd edition

   ISBN: 978- 1-84465-190-0 (hardcover)
   ISBN: 978- 1- 84465-191-7 (paperback)

Kapitel 16 und 17 drehen sich um "Zeno and the continuum"



Zu dem Text aus 1955, der ist im Literaturverzeiuchnis folgendermassen  
angegeben:


   Grünbaum, A. 1955. “Modern Science and the Refutation of the  
Paradoxes of Zeno”.
   Scientific Monthly 81: 234-239. Reprinted with revisions in Salmon  
(2001), 164–75.


Daß das Zeno-Problem doch nicht gelöst ist, war für mich ziemlich neu.
Mit GG ist mir das das erste mal begegnet, und jetzt scheint es an
vielen anderen Stellen auch aus der Versenkung aufzutauchen.
Aber das ist wohl auch dem Geschuldet, daß ich das Thema vorher nie
auf dem Schirm hatte.


Es ist jedenfalls kein Allgemeingut, daß Zeno's Probleme noch akut sind,
denn da gilt doch: Infinitesimalrechnung hat das Problem gelöst.  
Bewegung kann beschrieben werden, und Zeno ist Altbacken,  
anachronistisch, allenfalls von wissenschafts-/philosophiehistorischen  
Interesse.

Vielleicht stimmte das sogar auch bis Planck auf die Bühne trat.
Dann darf man sich wundern, wie lange es dauert, daß die relevanten
Probleme der Wissenschaft auch ausserhalb bestimmter  
Wissenschafts-/Philosophenzirkel auftauchen.
Irgendwie scheint es mit dem Kommunikationsfluss von Wissenschaft in
Alltagswahrnehmung trotz allem Wissenschaftsjournalistischen Geschreibe und
Wissenschaftssendungen auf allen Fernsehkanälen doch nicht so weit her  
zu sein.

Oder hab ich immer bloß die wichtigen Sendungen verpasst? ;-)


Gruß,
   Oliver






Zitat von Eberhard von Goldammer <vgo at xpertnet.de> (Thu, 17 Jul 2014  
08:00:33 +0200)

> Lieber Oliver,
>
> über Zenon gibt es eine Fülle von Literatur – da haben sich schon welche
> habilitiert (cf., Rafael Ferber, Zenons Paradoxien der Bewegung und die
> Struktur von Raum und Zeit, Steiner Verlag Stuttgart, 1981, 1995, 2.
> Auflage, 124 Seiten). Wenn so viele darüber arbeiten, dann scheint doch
> immer noch etwas im Nebel zu liegen – oder?
>
> Von GG hat Barry Dainton vermutlich nicht abgekupfert, denn GG hat das ja
> als Science Fiction Geschichte veröffentlicht, dennoch aber eine durchaus
> ernste Sache gemeint. Das interessante an GGs Geschichte ist, dass hier –
> verdeckt! – schon der Begriff der Kontextur eine Rolle spielt, der erst
> Anfang der 70er von ihm eingeführt wurde.
>
> Wie ist denn der Titel des Buches, was Du da vor Dir liegen hast?
>
> Viele Grüße
>
> Eberhard
>
> -----------------------------------------------
>
> -----Ursprüngliche Nachricht-----
> Von: pkl [mailto:pkl-bounces at mlists.in-berlin.de] Im Auftrag von Oliver
> Bandel
> Gesendet: Mittwoch, 16. Juli 2014 15:29
> An: pkl at mlists.in-berlin.de
> Betreff: [pkl] Zeno-Paradox
>
>
>
> Hallo,
>
>
>
> so ganz unbekannt scheint das Problem mit Zeno nicht zu sein.
>
>
>
> Ich habe ein Buch vorliegen (Barry Dainton), in dem u.a. das Thema
> Zeno-Paradox erörtert wird.
>
>
>
> Bezogen wird sich da unter Anderem auf Schriften aus dem Jahre 1955.
>
> Den Namen Gotthard Günther finde ich dort jedoch im Literaturverzeichnis
> nicht.
>
>
>
>
>
> GG hatte laut der Bibliographie
>
>
>
>     <http://www.vordenker.de/ggphilosophy/gg_bibliographie.htm>
> http://www.vordenker.de/ggphilosophy/gg_bibliographie.htm
>
>
>
> seinen Text bereits 1954 veröffentlicht.
>
>
>
> Ich habe den Text in Dainton's Buch noch nicht gelsen, habe frühestens
> nächste Woche Zeit dazu.
>
>
>
> Ein Überfliegen zeigt mir jedoch, daß die Argumente zumindest in Teilen der
> Argumentation von GG folgen, sowohl was die Zuordnung der Laufintervalle /
> Positionen zu natürlichen Zahlen angeht, aber auch, daß dort im weiteren
> Verlauf mit Aleph-0, Aleph-1 usw. argumentiert wird.
>
>
>
> Fast bin ich geneigt von Plagiatentum zu reden.... will mich aber auch nicht
> zu weit aus dem Fenster lehnen.
>
>
>
> Das Thema ist jedenfalls auf diese Weise im Bereich der Philosophie und den
> Unis (zumindest einer Uni) zu gegen, aber der Name Gotthard Günther wird
> nicht genannt.
>
>
>
> Wenn es tatsächlich Plagiatentum ist, dann ist es auch kein Wunder, daß GG
> nirgends auftaucht.
>
>
>
> Aber womöglich ist GG ja in den Quellenangaben des zitierten Textes aus dem
> Jahre 1955 zu finden (und GG hat den Sprung in die Tertiärliteratur nicht
> geschafft?)?
>
>
>
> Genaueres kann ich demnächst mal dazu sagen, wenn ich den Text genauer
> gelesen habe.
>
> Aber ich fand es wichtig genug, es hier bereits mal kund zu tun.
>
>
>
> Vielleicht gilt es ja als "unseriös" aus Science Fiction-Literatur zu
> zitieren und Academia hat sich rein gewaschen durch eine Zitatenkette, die
> den Ursprungsautor und den Ursprungstext der Vergessenheit anheim fallen
> lassen sollte?!
>
>
>
> Soweit erst mal dazu.
>
>
>
> Gruß,
>
>     Oliver
>
>
>
> --
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