[pkl] Selbstreferenz

Rudolf Matzka info at rudolf-matzka.de
Mo Aug 24 09:55:32 CEST 2015


Lieber Oliver,

der von Dir angegebene Aufsatz des Logikers und Knotentheoretikers Louis 
Kaufmann bietet nicht mehr und nicht weniger als eine 
kategorientheoretische Verallgemeinerung des semantischen 
Diagonalisierungsverfahrens, wie es zuerst im Beweis des zweiten 
Gödelschen Satzes verwendet wurde. Das ist verdienstvoll, aber nicht 
revolutionär. Ich kann Professor von Goldammer nur zustimmen, dass das 
Verhältnis zwischen dem polykontexturalen Begriff von Selbstreferenz und 
der indirekten Selbstreferenz a la Gödel bereits vielfach behandelt wurde.

Was bei mir dennoch zurückbleibt ist ein schales Gefühl der 
Unzufriedenheit darüber, dass die PKL sich zwar hervorragend gegen alle 
akademischen logisch-mathematische Ansätze absetzen kann, dass es aber 
kaum konstruktive Berührungspunkte zwischen polykontexturaler 
Wissenschaftlichkeit und akademischer Logik / Mathematik gibt, die auch 
auf der akademischen Seite aktiven Widerhall fänden. Die diesbezüglichen 
Arbeiten von Professor von Goldammer stellen in dieser Hinsicht eine 
rühmliche Ausnahme dar.

Am Rande einer Konferenz über Spencer Brown habe ich in einem intensiven 
Gespräch versucht, Louis Kaufmann für PKL zu interessieren, aber ohne 
Erfolg. Das lag gewiss an der Mangelhaftigkeit meiner Bemühungen und an 
der Kürze der Zeit. Und dennoch: für einen logisch-mathematisch 
geschulten Geist scheint PKL irgendwie zu wenig greifbar zu sein. Dass 
PKL sich nicht unter irgend eine akademische Wissenschaftlichkeit 
subsumieren lässt, versteht sich von selbst, aber irgend eine 
konstruktive und weiterführende Anbindung an die akademische Logik und 
Mathematik sollte doch möglich sein, fehlt aber nach meinem Gefühl. Und 
so lange dies nicht geschieht, sehe ich nicht, wie PKL technisch 
relevant werden könnte.

Liebe Grüße
Rudi



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