[Ku)-(Funk] Kuhfunk, Freifunk und moabit.freifunk.net

Thomas Osterried thomas at x-berg.in-berlin.de
Mon Apr 27 11:35:21 CEST 2009


Hallo Justus,

ich halte es nicht fuer sinnvoll, die Diskussion auf unterschiedlichen
Mailinglisten gleichzeitig zu fuehren; deshalb habe ich mich entschieden,
Cc berlin at berlin.freifunk.net aus meiner Antwort zu entfernen.

> vor einer Weile bin ich nach Moabit gezogen und war sehr erfreut zu  
> sehen, dass auch hier WLAN nicht nur in den eigenen vier Wänden zur  
> Vernetzung genutzt wird - ich hatte Kuhfunk gefunden.

Was von KuhFunk hattest Du gefunden? Hast Du das Funknetz "gesehen"?
Oder einen Link auf den Webseiten von freifunk.net?

> Bis heute ist mir aber unklar, inwiefern Kuhfunk auch Freifunk ist.  
> Die Domain moabit.freifunk.net ist eine Weiterleitung zum Kuhfunk.

freifunk hat viele Aspekte. Im Vordergrund stehen aus unserer Sicht die
Vernetzung untereinander / im Kiez, Lokal-Informationen, Netze bauen die
den Menschen gehoeren die sie bauen, Experimentieren mit Technik und
Protokollen, das "Miteinander" (soziale Vernetzung).

> Mir ist klar, dass Freifunk in Berlin keine homogene Szene ist.  
> Vielmehr handelt es sich um separate Grüppchen, die jeweils eine etwas  
> andere Vorstellung von Freifunk haben und sich verschieden  
> organisieren. Dennoch gibt es ein gewisses Maß an Übereinstimmung bei  
> der technische Realisierung wodurch die Verbindung der einzelnen Mesh- 
> Wolken möglich wird.

Ja. Allerdings darf man das nicht zu dogmatisch sehen. Wir wollen doch
nicht gleich mit einer Schere im Kopf das Wort "frei" in Freifunk
einschraenken.

> Beim Kuhfunk wird, sofern ich das beobachten kann und soweit es die  
> Website hergibt kein Adhoc eingesetzt. Es wird auch nicht OLSR  
> gesprochen (wurde aber scheinbar vor 5 Jahren mal), das Pico-Peering- 
> Agreement wird nirgendwo erwähnt und die verwendeten IPs finden sich  
> nicht auf http://wiki.freifunk.net/IP-Netze. Auch ist scheinbar nicht  
> vorgesehen, dass ich mich anschließe mit dem Interesse, das Netz zu  
> vergrößern.

Es finden sich noch Netzsegmente, die ueber OLSR ihre Routen
austauschen.
Unser Ziel ist es, stabile, gut funktionierende und hoch verfuegbare
Netze zu bauen. 

Wir verwenden kein AD-Hoc. Wir setzen zum grossen Teil WDS ein,
erschlagen Trafficprobleme mit weitern APs auf anderen Channels oder
geroutete separate Linkstrecken.

Die von uns verwendeten IP Adressen sind dem Wiki zu entnehmen,
sind seit 2003 in Verwendung und spaetestens seit Anfang 2004
veroeffentlicht. Wir haben uns gegen gekaperte IP-Netze entschieden.
Irgendwann wurde wohl bei freifunk ein Wiki mit IP-Netz-Dokumentation
eingefuehrt; schade dass man unsere Netze da nicht beruecksichtigt hat.
Ich glaube mich zu entsinnen, dass es mal eine statische Webseite gab,
die die im kuhfunk verwendeten Netze verzeichnete.

Das Pico-Peering-Agreement ist eine der Grundlagen der Freifunk-Ideen
und ist eine Selbstverstaendlichkeit wenn man sich als freifunk-Netz
bezeichnet.
Aber Du hast recht, man sollte es nochmal explizit erwaehnen.

Von Anfang an war, ist und bleibt unsere Bestrebung, unser Netz zu
vergroessern und einen Anschluss an andere Netze zu realisieren. Allein
der grossen Entfernung zu anderen Netzsegmenten ist geschuldet, dass
dies noch nicht gelang.

Die Vergroesserung des Netzes hat jedoch ihre Grenzen. Allein auf
Funkebene wird man nicht (nie) nach Hamburg kommen. Und selbst wenn man
es irgendwie ueber mehrere Hops z.B. nach z.B. Marzahn schafft, stellt
sich die Sinnfrage (nebst der der Qualitaet). Ein Kiez-Netz hat v.a.
lokale Bedeutung.

> Ich habe den Eindruck, dass Kuhfunk eher der Name für eine verwaltete  
> Infrastruktur ist, über die Kunden den IN-Berlin e.V. Internet-Zugang  
> nutzen können. Dagegen gibts überhaupt nichts einzuwenden und ich  
> hoffe, dass diese Mail auch nicht als Kritik am Kuhfunk allgemein  
> aufgefasst wird. Dennoch sind einige der obigen Punkte in meinen Augen  
> elementare Bestandteile von "Freifunk".

Der IN-Berlin e.V. ist ein nichtkommerzieller(!) Verein (der auch von
"Teilnehmern" spricht, statt von "Kunden"), der in Zeiten entstand, in
denen es keinen Internet-Zugang fuer Privatpersonen gab. Internet gab
es in Universitaeten und grossen Firmen. Die wenigen grossen Provider
verkauften Internet-Zugang nur an grosse Firmen (fuer sehr sehr viel
Geld) - und die Telekom umwarb ihr BTX. Die Vernetzung von Mensch
und Computer stand immer im Mittelpunkt des IN-Berlin (und anderer
IN Regionen). Internet ist nur ein Aspekt; Community ("Provider zum
Anfassen und Mitmachen" ein anderer). Und einige dieser Ideen bilden eine
Schnittmenge zum Freifunk.

Daraus resultieren
  - die aktive Unterstuetzung der Freifunk-Idee im KuhFunk
  - Einbringen von technischem Know-How zum Netze-Bau
  - freies kostenloses peering (d.h. Mitnutzung der Netz-Infrastruktur
    des IN-Berlin) - gem. Pico-Peering-Agreement
  - Unterstuetzung von Freifunk (Hilfe beim Hosting der Webseite.
    learn whois & traceroute: 77.87.48.0/21 (gem. wiki.../IP-Netze - dort
    allerdings falsch notiert ;) und wer im BGP AS24940 oder AS44194
    announced (s. wiki..../AS-Nummern) - und wie es zur Netzzuteilung kam..)

Bevor Du anfaengst, alles was nicht auf den ersten Blick zu 100% der
aktuellen Freifunk-Software entspricht ist, mit groesstmoeglichster
Skepsis zu betrachten, gebe ich zu bedenken, dass
  - olsr und AD-HOC Netzwerke nicht der Weisheit letzter Schluss sind.
    freifunk lebt auch von Vielfalt.
  - Nutzer oftmals die Stabilitaet wohlgeplanter Infrastruktur vorziehen
  - Community shaffen sehr sehr schwierig ist. Wir treffen uns regelmaessig
    seit vielen Jahren, und sind, mal mehr mal weniger, doch nur eine Hand
    voll Leute.
  - wer baut der haut ;)

> Laut Freifunk-IP-Vergabe gibt es in Moabit einige Menschen in Moabit  
> die Freifunk betreiben. Vielleicht ist ja ein Miteinander mit dem  
> Kuhfunk möglich. Bitte schreibt doch mal, welche Vorstellung ihr von  
> Freifunk habt und was ihr von einem Miteinander haltet.
 
Du meinst http://ip.berlin.freifunk.net/ip_uebersicht.html mit Suche nach
10557?

Ich weiss nicht wie diese Eintraege zustande kommen. Schreib die Leute
doch mal an.
Auf http://map.berlin.freifunk.net/ ist von ihnen jedenfalls nichts zu sehen.

Eine Community zu bilden ist uns sehr wichtig. Gleichermassen stellen
wir fest, dass es das ist was die Leute am wenigsten interessiert. Neue
Gaeste bei unseren Treffen gab es immer weniger. Jetzt allerdings, wo
der Fruehling beginnt und man abends schoen draussen sitzen kann, haben
wir hoffentlich wieder mehr Zulauf.

> Wenn für Freifunk für euch zumindest derzeit kein Thema ist, wäre es  
> schön, wenn ihr den Verweis ("Eine Initiative der Kulturfabrik Moabit,  
> des IN-Berlin e.V., der BeLuG und freifunk.net. ") im Kuhfunk-Wiki  
> abändert und die Domain moabit.freifunk.net freigebt.

Wir _sind_ Freifunk, sind mit der Entstehungsgeschichte von freifunk in
Berlin eng verbunden und sind nach wie vor aktiv.
Deine Forderung, den Verweis moabit.freifunk.net freizugeben, empfinde
ich als ziemlich anmassend und als Schlag ins Gesicht jener, die sich ueber
viele Jahre um das Netz bemuehen.
Nicht haeufig gibt es freie Strukturen die so lange leben.

Wenn Du etwas eigenes, 100% Freifunk, auf die Beine stellen
moechtest: Es gibt Zahlen oder Bindestriche. Nenne Dein Vorhaben
moabit2.freifunk.net, moabit-west.freifunk.net (geschaetzt ;),
moabit-das-einzig-wahre.freifunk.net, o.ae.

Mach mit. Mache es besser ;) 
Finde Leute in Deinem Kiez. Schau bei unseren Treffen vorbei. 
[Das naechste Treffen findet am 4.5. statt]

Wir haben keine Probleme damit, unser Netz auch per OLSR mit Eurem
Teilnetz zu verbinden.

Wenn es keine Luftblase wird, dann koennen wir spaeter die Dokumentation
der Teilnetze unter einer gemeinsamen Seite zusammenfuehren und gerne
auch die unterschiedlichen Verfahren evaluieren.

Gruesse,
	- Thomas



More information about the KuhFunk mailing list