[linux-l] Re: (75% OT) ...schon abGEZockt?

Steffen Dettmer steffen at dett.de
Mi Feb 8 09:54:50 CET 2006


* Ralph Angenendt wrote on Tue, Feb 07, 2006 at 15:10 +0100:
> Bodo Eichstädt wrote:
> > Unsere Haltung als Verbraucher kann eigentlich nur sein:
> > Keine Internetseiten der öffentlich-rechtlichen mehr zu besuchen! Wo 
> > keine Besucher da auch keine Rechtfertigung dafür Budgets auszugeben. Wo 
> > kein Budget, da kein Angebot. Wo kein Angebot da keine 
> > Empfangsmöglichkeit. Voila.

Nein, gerade wo kaum Besucher, da gibt es eine Rechtfertigung für
staatlich finanziertes Angebot: weil es sonst nämlich nicht existieren
würde!

> Es geht nicht um die Webseiten der öffentlich-rechtlichen
> Rundfunkanstalten. Es geht darum, dass PCs in nicht so ferner Zukunft zu
> Fernsehempfängern bzw.  Rundfunkempfängern werden. 

Nein, es geht um Geld. Alles andere ist Mittel zum Zweck.

Die Form von Nachrichten (Sprache/Bild/Text) sollte eigentlich auch egal
sein. Und mit einem Modem /kann/ man durchaus "Radio" empfangen.

> Bedanke dich bei n-tv, dass das Thema jetzt schon aufkommt,
> schließlich haben die damit angefangen, ihr Programm als Stream ins
> Netz zu blasen. 

Das Thema ist so neu ja nicht.

> Wobei wir dann beim nächsten sind: Es geht dabei noch nicht einmal
> darum, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihr Programm über das Netz
> übertragen.
(sondern?)

Das Witz ist ja, dass es reicht, wenn man in der Lage wäre, solche
Inhalte beziehen zu können.

Wollte man wirklich die "Angebote schützen", würde man einfach die ARD
und Co. Seiten mit einem Passwortschutz versehen. Aber man will ja Geld.
Also stellt man das sinnloser Weise "ins Web". Ich kann mir niemand
vorstellen, der einen (billigen, nur 500 EUR!) Fernseher hat, aber über
einen teuren PC fernsieht. IMHO braucht man den inet Stream gar nicht.
Nur zum Geldschneiden, weil man so an den Haaren herbeiziehen kann, dass
ein Telefon gebührenpflichtig wird.

Bisher hatte man eine Chance. Ich hab zum Beispiel keinen Fernseher,
weil ich nicht einsehe, mich verdummen zu lassen und auch noch Geld (300
EUR im Jahr!) dafür zu bezahlen. Das wird jetzt unmöglich, und darum
wird inet-Streaming gemacht! GEZ kommt ja nicht wegen inet-Streaming,
das ist verkehrtherrum. Man macht inet-Streaming, damit man GEZ erhöhen
kann und auf Firmen ausweiten kann. Die können sich auch nicht so gut
wehren, weil meist ein Kundenbereich da ist, wo ein GEZ "Beamter" dann
reingucken kann.

Ich find staatlich geförderte Programme eigentlich ne gute Idee. Gut,
was ich damals im Fernsehen so gesehen hab, war nu nicht so genau für
mich, aber man kann es ja eh nie allen Recht mache. Find ich jedenfalls
wichtig, dass es auch zu anderen Themen als BigBrother, Superstars und
Marianne Am Nachmittag (oder wo man heute "talked") Sendungen gibt. Ich
finde es gefährlich, wenn Medien nach Quoten (bzw. Auflagen) gemacht
werden, weil das Rückkopplungseffekte gibt. Die negativen Folgen sieht
man ja u.A. in Deutschland prima. Der Vorteil ist, dass man keine
Zensur braucht, weil die Wirtschaft sich selbst zensiert, da sie sich
selbst schützt, total beeindruckend, finde ich, Emergenz. Aber egal,
anderes Thema.

> Ja, ich bin befangen, da ich bei einer öffentlich-rechtlichen
> Rundfunkanstalt angestellt bin.

Ja, und? Wirst ja trozdem eine persönliche Meinung haben :) Vielleicht
guckst Du ja auch nur wenig oder kein fern.

> Aber ich finde es *erschreckend*, wie uninformiert *jede* dieser
> Diskussionen geführt wird.

Was war'n nu falsch? Webseiten vs. Streams? Ich würde auch erwarten,
dass auf einer Webseite ein Link zu einem Stream ist. Der Stream ist
sicherlich kein HTML, aber das hat er ja auch nicht behauptet. Hat er
also nix falsch geschrieben. Was war falsch, was Dich so erschreckt?

> Nach "drüben" gehen lohnt sich übrigens auch nicht: In der Schweiz
> musst du schon zahlen, andere Länder werden da wohl ebenfalls
> nachziehen. 

(ist ja auch klar, andere hatten die Ideen natürlich auch schon. In
Schottland gibt's auch ähnliche Diskussionen und Werbung von der
dortigen GEZ, ist auch nix anderes)

> Davon ab: Ich empfinde einfach den Zeitpunkt als völlig verfrüht, da
> "die Netze" tatsächlich noch nicht so weit sind. 

Sehe ich anders.

> Weiterhin fehlt (wie in der Schweiz) eine Unterscheidung nach
> Anbindung. Wer mit ISDN oder Modem unterwegs ist, hat eigentlich keine
> Chance auch sowas wie Radio über das Internet zu hören. 

Warum nicht? Man sollte mit modernster Kompression Sprache (Nachrichten,
...) durchaus über ein Modem bekommen. Ich kann mich noch an eine
Telefonanwendung über Modem erinnern. Technisch geht das zumindestens.

> Wer einen klassischen DSL-Anschluss hat (~1 Mbit) wird zumindestens
> Rundfunk empfangen können, aber sicherlich nichts, was auch nur
> irgendwie nach Fernsehen aussieht. 

Wieso, 1 MBit müsste doch für halbe PAL oder so reichen? Gut, Schrift
ist schwierig, aber für ein regionales Spezialprogram ist das ja egal.

Gut, die Märchen, ähh... NACHRICHTEN heisst das ja; also die Nachrichten
und Kommentarsendungen etc. brauchen ja eigentlich keine hohe Qualität,
Tagesschau war auch in Schwarzweiss erfolgreich (behaupte ich mal so
:)). Spielfilme in hoher Qualität gibt es auf DVD, muss sich der Staat
gerade nicht kümmern, geht so.

Und Echtzeit braucht man auch nicht, wenn man z.B.
nicht-massenkompatible Filme zeigen möchte. Da kann man dann ein
Downloadbereich machen und gut ist.

Das zeigt alles, dass es überhaupt nicht um Technik oder Fernsehen oder
Inhalte oder sonstwas geht. Damit darf man also nicht argumentieren, das
lenkt nur ab.

Es geht nur ums Geld.

Ich versteh nicht, warum das so viel Geld kosten soll. Nicht kommerziell
verwertbare Filme können ja per Konvention nicht teuer sein (sonst würde
man sie ja kommerziell verwerten). Kommerziell verwertbares soll bitte
kommerziell verwrtet werden, da muss man sich kein Kopp machen, dass
klappt schon, da machen sich dann SAT.1 und Pro7 gegenseitig die Hölle
heiss (oder ist das jetzt schon ein Unternehmen?). Wie zum Geier kommt
die ARD dazu, teure Fussballrechte zu kaufen? Totaler Blödsinn, ist
kommerziell verwertbar, muss man nicht fördern. Sonst könnte man auch
den Toastbrothandel fördern.

Wenn man die Filme von kleinen Filemachern zeigen würde, die vielleicht
verdammt gut sind, aber halt nix für's "normale Kino" und echte Berichte
(wo man nicht auf Einschaltquoten Rücksicht nehmen muss, und man ggf.
zwischendurch mal die Wahrheit erzählt und hinterfragt) sind IMHO im
Vergleich zu Fussball einfach nur spottbillig.

Wer auch nur darüber nachdenkt, ob ARD und Pro7 im Wettbewerb stehen,
macht IMHO was extrem falsch. Sendungen zu machen, die auch auf Pro7
gezeigt werden könnten, ist IMHO Geldverschwendung.

Das finde ich unakzeptabel. Und dafür soll ich hunderte von Euro
bezahlen, obwohl ich den Mist, der dabei rauskommt, nicht mal will. Gut,
ist schon klar, sonst würde ja keiner bezahlen, weil nach
Wettbewerbsmasstäben muss ja nicht-Massen-Programm (technisch) immer
schlechter da stehen, weil "teuer wegen kleiner Stückzahl". Aber warum
das nicht einfach nur 23 Cent im Monat kostet und einfach nebenbei via
Steuern bezahlt wird, versteh ich nicht.

Mich würde mal interessieren, wieviel Prozent der Programme
wettbewersfähig sind (also alles mit Einschaltquoten über sagen wir mal
1%, dafür lohnt sich ein privater vermute ich). Ich rate mal: mehr als
75%. Und das sind auch noch die teuren 75%! Also könnte man doch GEZ
erstmal auf 10% reduzieren.

> Aber T-Online fängt ja schon damit an, ihren Kunden ein
> Fernsehprogramm anzubieten: T-Online Vision. 

Ist doch kein Fernsehen, sondern Video-on-demand, oder?

> Für mich ist hier definitiv EOD, ich möchte aber trotzdem noch einmal
> darum bitten: Informiert euch vorher, bevor solche Diskussionen
> angezettelt werden. 

(Schade, dass Du nicht schreibst, was nu falsch war und vor allem, wie's
richtig wäre)

oki,

Steffen

-- 
Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt,
es trägt daher weder Unterschrift noch Siegel.



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