[linux-l] DeNIC-Registrierung = öffentlicher Auftritt?

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Sa Nov 25 17:39:22 CET 2006


On Sat, Nov 25, 2006 at 02:04:43PM +0100, Steffen Dettmer wrote:
> Das Bundesdatenschutzgesetz
> schützt vor Verletzungen der Persönlichkeitsrechte, wie zum Beispiel der
> Privatsphäre. Ein öffentlicher Internetauftritt kann wohl kaum zur
> Privatsphäre gezählt werden :)  Im Gegenteil, eine solche Publikation
> (eine Webpräsenz und ihre Webseiten) muss sogar ein Impressum
> beinhalten,

Zwischen der Registrierung einer Domain und einem öffentlichen Internet-
Auftritt liegen Welten. Beide Dinge können völlig unabhängig voneinander
geschehen.

Im Impressum eines Internet-Auftritts steht der Verantwortliche für die
Inhalte. Dort steht *nicht* unbedingt der Domain-Inhaber, der eine völlig
andere Person oder Firma sein kann.

Die Verwendung einer Domain für E-Mails kann wohl kaum als
Internetauftritt bezeichnet werden. Selbst kleinere private Webseiten,
obwohl öffentlich zugänglich, unterliegen nicht unbedingt der Impressums-
Pflicht.

> Norman hat meiner Meinung nach also nichts falsch gemacht. An der
> Webpräsenz http://www.nichtsospannend.de/ kann man kritisieren, dass der
> für den Inhalt Verantwortliche nicht erkannt werden kann,

Nein, die Impressumspflicht gilt nicht für jede Webseite. Sicher gibt
es da (leider) Grenzfälle, in denen nicht klar geregelt ist, wann
Impressums-Pflicht besteht und wann nicht. Aber von der Seite
    http://www.nichtsospannend.de/
auf der lediglich der Text "Nichtsospannend.de" zu finden ist, kann
ich ganz sicher sagen, dass keine Impressumspflicht besteht.

> aber das DENIC
> sorgt ja dafür, dass es doch geht.

Nein. Die Zeiten, in denen jeder mit seinem Perso auf der Stirn die
Straßen entlang gehen muss, sind zum Glück noch nicht gekommen.

> Norman hat also lediglich den für den Inhalt der Publikation (in Form
> z.B. Deiner E-Mail)

Eine E-Mail-Adresse ist keine Publikation. Auch eine nirgends indizierte
Webseite ist keine Publikation.

Deine Telefonnummer ist auch keine Publikation. Solange du dich nicht
ins Telefonbuch eintragen lässt, ist deine Telefonnummer nicht
veröffentlicht. Und selbst wenn deine Telefonnummer dort steht (Analogon
zur DeNIC-Registrierung?), gibt das noch lange nicht jedermann das Recht,
deine Telefonnummer mit Namen ohne deine Zustimmung in der Zeitung oder
auf einer Internetseite zu veröffentlichen.

Die Gründe, und was das mit Persönlichkeitsrechten zu tun hat, wurden
bereits ausführlich in diesem Thread dargelegt. Es wäre schön, wenn du
auf diese eingehen würdest.

> Und es als Daten-Missbrauch hinzustellen, wenn
> Norman Deine Adresse postet, um ein technisches Problem (kein Real-Name
> angegeben, weil Mailprogramm falsch konfiguriert war) zu umgehen,

Das ist kein technisches Problem. Und selbst wenn es eine technische
Forderung gäbe, dass zu jeder E-Mail ein Realname gehört, würde es
nur das Posten der Realnamens rechtfertigen. Das Posten von Adresse,
etc. rechtfertigt das nicht.

Die RFCs empfehlen zwar einen Namen zur Mail-Adresse, aber dort steht
nirgends, dass dies der reale Name sein muss und kein Pseudonym sein darf.
Im deutschsprachigen Usenet gibt es eine Konvention, eine *soziale*
Regelung, dass der Verzicht auf einen Realname als unhöflich gilt.
Im internationalen Usenet ist das z.B. nicht so, nur in vereinzelten
Gruppen. Und selbst im deutschsprachigen Usenet gibt es Gruppen, in
denen Pseudonyme ausdrücklich gestattet sind. (z.B. de.talk.liebesakt)

Ich kann nur ausdrücklich verneinen, dass ein nicht vorhandener Realname
ein *technisches* Problem sei.

Selbst in den strengsten Usenet-Chartas steht lediglich, dass ein
Verzicht auf den Realname als unhöflich gilt und man sich in dem Fall
nicht wundern darf, wenn man weniger oder gar keine Antworten erhält.
An keiner Stelle wird dazu aufgefordert, die reale Identität
preiszugeben, geschweige denn irgendwas, das über den Namen hinaus
geht.

> klingt für mich schon ein bisschen kindisch.

Jemanden, der unhöflich ist, an den Pranger zu stellen statt ihn einfach
zu ignorieren, *das* finde ich kindisch.

> Wenn Du von Deinem "Recht auf Anonymität" Gebrauch machen willst,
> verhalte Dich bitte anonym, benutze entsprechende Tools und lese genau
> nach, welche Implikationen das hat. Beispielsweise kannst Du dann keine
> .de Domain benutzen.

Das Recht auf Kontrolle des *Umfangs* an Veröffentlichung seiner
persönlichen Informationen bleibt bestehen.

Anders ausgedrückt:
Wie erklärst du dir denn die Regelungen der DeNIC-Abfrage?

> Aber bitte nicht auf dieser Liste. Hier treffen sich Leute "virtuell
> aber persönlich", die vielleicht auch mal ein Bier zusammen trinken
> gehen... :-)

Als ich bei den BeLUG-Treffen dabei war, wurde kein Personalausweis
verlangt. Noch nichtmal der volle Name, nur mein Vorname. Und selbst
den gab ich freiwillig. Sicher wäre ich schief angeguckt worden, wenn
sich mir jemand mit Namen vorstellt und ich anonym bleiben wollte.
Aber rausgeworfen hätte man mich ganz sicher nicht. Am Kennenlernen
oder gemeinsamen Biertrinken hätte das auch nicht wirklich gestört.

Hätte jemand mein Gesicht im Netz suchen lassen (geht noch nicht,
aber wer weiß ... "Google Face" ... ;-)), und dann Name und Adresse
auf einen großen Zettel gut sichtbar in den Raum gehängt, dann wäre
ich ziemlich sauer. Und ich denke, derjenige hätte dort im Verein-
Raum genauso wenig Zuspruch erhalten, wie hier auf der Liste.

Konkret auf ist at nichtsospannend.de bezogen: Ich finde die Domain cool,
und wenn jemand am Mittwoch bei der BeLUG vorbei schaut und gerne
"Nichtsospannend" genannt werden möchte ... mein Gott, ist doch ein
witziger Spitzname. Ich würde ihn vielleicht noch abkürzen zu
"Nichtso". :-)

Erst, wenn er sich daneben benimmt, hätte ich was gegen ihn. Aber
auch so mancher mit Realname benimmt sich hier in der Liste daneben,
während unser "Nichtsospannend" sehr freundlich und zurückhaltend
auftritt, eine gute und interessante OnTopic-Frage stellte, und
auch sonst in dieser Liste keinen Ärger machte. Erst Normans tolle
Aktion verursachte diese Ausuferung hier.


Viele Grüße,

    Volker

-- 
Volker Grabsch
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