[linux-l] OT mir ist schlecht, siehe Link

Peter Ross Peter.Ross at alumni.tu-berlin.de
Mi Aug 29 13:41:37 CEST 2007


Hi Erik,

(Vorsicht: extrem off-topic.. vor dem Lesen bitte loeschen!)

On Wed, 29 Aug 2007, Erik Thon wrote:

> man kanns nicht mehr hören, die böse Stasi.
> Was glaubt ihr was Geheimdienste machen, in jedem Land und ohne zu
> Fragen.
> 
> Auch in DE, wie ja sogar zugegeben wurde.

AFAIK haben in der Bundesrepublik ziemlich durchschnittliche 24jaehrige 
selten eine mehr als 1000seitige Akte, geschrieben von 17 ehrenamtlichen 
Spitzeln.

Das Spitzeln immer noch deutscher Volkssport ist, habe ich letztes Jahr im 
Urlaub erfahren. Aber zumindest wird er nicht derartig aktiv vom BND oder 
aehnlichen Behoerden gefoerdert.

Wir hatten den Spruch: "Wenn drei zusammen sitzen, ist einer von der 
Stasi." Fuer uns hiess das: ist doch egel, ob wir versuchen, was zu 
verbergen, sie werden es sowieso zu wissen bekommen.

1989 fanden wir raus, wie recht wir hatten.

Ein derartig in die Gesellschaft wucherndes Krebsgeschwuer sind 
bundesdeutsche Geheimdienste nicht.

Was das Sammeln von Informationen angeht: es beruhigt ein bisschen, dass 
die Stasi nicht in der Lage war, aus dem Wust Relevantes herauszufiltern. 
Das laesst hoffen.

Das heisst nicht, dass sie keinerlei Unheil ueber einzelne hereinbringen 
konnten.

Ich finde es zum Erbrechen, dass inzwischen gar oskargekroente deutsche 
Filme um die Welt gehen, in denen die Spitzel gut sind. Die Armnen haben 
sogar ein Gewissen!

Ich habe vor kurzem zum Reisen einen neuen Pass benoetigt. Danach habe ich 
folgendes Gedicht geschrieben (Vorsicht: Freibank. Kultur minderer Guete)

Zeitreise zur Wiedererlangung eines gueltigen Passes

Vor fuenf Jahren verliess ich das Land
Auf dem die fette Henne thront.
Vorher: Hammer und Zirkel im Aehrenkranz
Zeichen des Gluecks an der Wiege.

Ein Scherzen mit der Frau am Tor,
Blauschwarzes Haar, das Gesicht gebraeunt
Die funkelnden Augen haben vielleicht
Zuvor die Schoenheiten Indiens gesehn.

Dann hinein in die Hoehle des Loewen.
Hier herrscht noch Zucht und Ordnung.
Herrscht mit roemischen Paragraphen
Um mit List und Tuecke
Jedes gefallene Kind zur Strecke zu bringen.

Wie mich, der es versaeumte
Dem Amtschimmel Genuege zu tun. 
Mein auswanderndes Herz wusste nur
Wo es nicht mehr sein wollte.

So koennen Sie sich nicht abmelden.
So geht das aber nicht, mein Herr!

Nun, Jahre spaeter,
Schicken mich berlinernde Stimmen
In den Telephondschungel.
Nein, nicht hier.. Wo dann?
Versuchen Sie es doch mal nebenan!
Das saechsische Orakel vor Orte,
In der Freizeit Volkspolizistenmuetzen tragend
Stempelt ungueltig.

Erinnerungen kommen auf,
Rucksacktragen in Bad Schandau,
Hinaus aus dem Zug
Der Leibesvisitation entgegen.

Letztes Jahr,
Das Bootshaus am See
Im Herzen Mecklenburgs
Wo der Vermieter mit uns
Am ersten Tage am Tische sass,
Mit Bier und weiteren Besuchen drohte.
Am letzten Tage hoerten wir
Von der Bettdecke, die die Kinder
Vors Haus getrage hatten.
Oh welch ein Frevel!

Die tausendseitigen Akten
Verblassen langsam. Sie sind geschlossen.

Was bleibt, ist 
Das Leben der Anderen,
Die Spitzel sind heute
Gediegen, menschlich und gut.

Mit freundlichen Gruessen
Peter


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