[linux-l] [OT]: labiles Gleichgewicht (Re: sichere dns)
Oliver Bandel
oliver at first.in-berlin.de
Mi Nov 21 13:44:16 CET 2007
Zitat von Peter Ross <Peter.Ross at alumni.tu-berlin.de>:
> On Wed, 21 Nov 2007, Peter Ross wrote:
>
> > Haben die Tornados geschossen? ;-)
> >
> > Nein, sie waren ueber ihnen.
>
> Nur um das vielleicht klarzustellen: Wenn 1989 Panzer auf dem Alex
> standen, war nicht sicher, dass sie nicht schiessen. Auch wenn wir nicht
> wirklich dran geglaubt haben, dass sie es tun, sicher waren wir nicht.
>
> Trotzdem, ich weiss aus eigenem Erleben, wie gespenstisch Hubschrauber als
> auch Kampfflugzeuge wirken, halte sie auch psychologisch fuer ein falsches
> Mittel, da sie bei mir zumindest eher aggressive Gefuehle freisetzen und
> so kaum zur Deeskalation geeignet sind.
[...]
Na siehste.
>
> Nichtsdestotrotz habe ich seit 1989 sowohl in der Bundesrepublik als auch
> in Australien nie das Gefuehl echter Lebensbedrohung durch das System
> gehabt.
Schön.
Hoffentlich bleibt es auch so.
>
> Meinst Du, irgendeiner hatte Angst, dass die Tornados losschiessen
> wuerden?
Weiss ich nicht. Als ich davon gehört habe,
wurde mir jedoch mulmig, obwohl ich das nur aus
den Medien mitbekommen hatte.
Und vielleicht hatte der/die eine oder andere
vor Ort tatsächlich so eine Angst.
Und irgendwann werden hier viell. auch mal wieder die Panzer rollen,
gegen das Volk. Wer weiss?
Wer davon ausgeht, daß Demokratie vom Himmel fällt
und einmal etabliert auch nicht mehr durch ein totalitäres
System ersetzt werden kann, hat da irgendwas übersehen.
Und wenn eine Infrastruktur installiert wird, die einem
totalitärem Regime die besten Werkzeuge an die Hand gibt,
ist es fraglich ob die Demokratie (oder wie immer
man das, was wir hier haben, nennen möchte) sich damit
einen guten Dienst erweist.
Wie in der Physik: ein labiles Gleichgewicht kann man
mit Übung ausbalancieren, macht man es beruflich, kann
man als Artist sein Brot verdienen.
Aber einmal nicht aufgepasst, und alles, was man vorher
jonglieren konnte, fällt auf den Boden.
Überwachungsmassnahmen mögen einerseits dem derzeitigen
Staate mit seiner einigermassenen Demokratie-Freundlichkeit
helfen; sollte sich aber die Lage ändern (entsprechende
Diskussionen dazu, bei Folter ggf. doch mal ein Auge zuzudrücken,
wenn es denn einem guten Zwecke dient gab es ja in den letzten jahren
immer wieder mal), können sie einem aggressiven Regime auch sehr gut helfen.
Und sie passen dem sogar noch viel eher.
Man sollte genau acht geben, welche Art von gesellschaftlichen Strukturen
(inkl. Informationsstrukturen) man etabliert.
Bei der Niederschlagung der deutschen Revolution von 1918/19
wurden massiv Daten gesammelt über soziale Bezüge.
Was meinst Du wohl, welches Regime sich dann ab Anfang/Mitte
der dreissiger Jahre darüber sehr gefreut hat, schon entsprechende
Akten vorzufinden und viel über die Bürger zu wissen?
Eines, dessen Personal demokratisch gewählt wurde, sich dann
aber recht schnell verselbständigt hat...
...und da Du selbst ja deine Einschätzung der Deutschen
in einer Weise hier kundgetan hast, daß Du da so Deine Bedenken hast,
frage ich mich, ob es Sinn macht, Auswüchse, die in einen Totalitarismus
führen können, hinzunehmen, und die Kritik daran als verbale Aufrüstung
anzusehen.
Ciao,
Oliver
P.S.: Ist ja eigentlich eine Linux-ML hier und ich wollte sowas
hier eigentlich nicht mehr einbringen, aber aus gegebenem
Diskussionsanlass:
http://www.imi-online.de/fpdf/index.php?id=1648
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