[linux-l] Zeit die Distri zu wechseln...

Steffen Dettmer steffen at dett.de
Di Jun 22 09:39:03 CEST 2010


Hi,

meine Mail in einem Satz:

Da man es heute kompliziert und falsch haben möchte,
hat man es kompliziert und falsch.

Jetzt als Roman. :)

* Olaf Radicke wrote on Wed, Jun 16, 2010 at 23:58 +0200:
> Am Mittwoch, den 16.06.2010, 22:32 +0200 schrieb olafBuddenhagen at gmx.net:
> > Ähnliches Problem kenne ich mit dem GNOME-Panel bei Ubuntu...
...
> > Wenn Ubuntu im Moment gerade besser für Dich funktioniert, benutz es,

Interessanter Thread. Wechselt man nun von Debian zu Ubuntu oder
von Ubuntu zu Debian? Oder zu einer der anderen hier genannten?
Oder doch besser zu OpenSolaris oder BSD?

Klar, dass die KDE und GNOME Probleme ziemlich Distributionsunabhängig sind.

Ich konnte meine KDE4 Probleme durch Deinstallation lösen.

Ich kenne noch einen Punkt, der für openSuSE als einäugig unter
Blinden spricht: Es gibt ein enlightenment E16-Port. Die
orginal-Sourcen kriegt man ja auch aktuellen Linuxen nicht mehr
kompiliert, haben das untern Kollegen seit Jahren mit mehr oder
weniger Erfolg "versucht", aber vor ein, zwei Jahren hat das wohl
mal jemand gemacht. Dann hat man wenigstens schonmal einen
schnellen Fenstermanager, der einfach nur Fenster managt.
Die Orignalsourcen sind übrigens von 1999. Seitdem gings
anscheinend bergab.

> Es gab mal Zeiten, da haben sich Linux-User darüber lustig gemacht, das
> Windows-User ständig ihr System rebooten mussten. Ich würde mal sagen,
> _auf_dem_Desktop_ hat Linux die Schlacht verloren. Zugrunde gegangen an
> der featureitis. Es ist eine Spielwiese der Geeks geworden. Linux-User
> rebooten zwar immer noch nicht, aber nicht weil sie keine Probleme
> hätten, sondern weil es die Probleme nicht löst.

Vielleicht sind es einfach zu viele komische Funktionen, die
sich technisch so komisch verhalten sollen, dass man rein logisch
kaum hinzukriegen ist?
Diese ganze hotplug-Geschichte ist sowas. Wenn unten am Kernel
ein neues Gerät eingesteckt wird, soll beim irgendeinem X Window
Manager (von denen früher unter Linux auch mal mehrere laufen
konnten) irgendein Fenster aufgehen. Da kann doch nur Mus bei
rauskommen.

Außerdem habe ich den Eindruck, dass irgendwie die ganzen
"grossen" Systeme schlechte Benutzerkonzepte von einander
abkupfern.

Auch Windowssoftware ist heute riesig. Mein Thinkpad hatte
orginal ein XP und OOo drauf 6 GB für bißchen OS und ein
Schreibprogramm!! Dann Patches, Update, die Lenovotreiber,
Telefonbackuptool (das ufert bei Nokia auch extrem aus) und so
weiter. Das nächste backup image fand schon 12 GB Daten.
11 GB purer Overhead. Ist doch klar, dass in 12 GB Software, was
ja hunterten Millionen Zeilen Code entsprechen müßte, tausende,
ja Millionen von Bugs sind. Ist einfach alles viel zu
kompliziert.

> Groß geworden ist Linux im Server und im embedded Bereich. Und hier ist
> es noch das, was es vor 10 Jahren schon war: Top.

Findest Du?
Ich mag das Hotplug im openWRT überhaupt nicht. Es funktioniert
halt manchmal nicht korrekt. Das besticht aber ansonsten für die
Einfachheit.

Vermutlich ist schon mal viel gewonnen, wenn man K*, G* und
Multimedia wegläßt.

> Viellicht ist Desktop und Qualität einfach unvereinbar. Ich weiß es
> nicht.

("Sekretärin" verwende ich hier als Platzhalter für
Nicht-Fachpersonal mit der Erwartungshaltung "probieren muß
gehen". Das ist in der Praxis natürlich falsch, weil viele
Sekretärinnen eher das Gegenteil davon sind und überhaupt tolle
Arbeit machen).

Solange beim ranstecken einer Platte an irgendeinem X irgendwas
passieren muß, ne Sekretärin ohne Handbuch lesen einen Drucker
installieren können soll und Fenster aus irgendwelchen Gründen
unbedingt genau ein X in der rechten oberen Ecke haben müssen,
das Verständnis von "Einfach" nicht bedeutet "Nachlesen und genau
so geht es immer und überall" sondern "try and error führt
'zuverlässig' zum Ziel, auch wenn man an das Thema unbedarft und
mit falschen Annahmen herangeht", kann doch da nix bei
rauskommen.

Wenn man Software macht, die sich bekloppt verhalten soll, dann
macht man Software, die sich (bestenfalls) bekloppt verhält.

Dann wird der Admin wie eine Sekretärin behandelt. Und
anschließend werden Sekretärinnen als Admins eingestellt (sind ja
billiger und können auch Drucker installieren).

Wenn irgendein Wizard raten soll, was für den Benutzer das Beste
ist, dann kriegen alles Benutzer das beste, logischerweise auf
dem Niveau, dass es für die Mehrzahl der Benutzer "einfach"
wirkt. Die Mehrzahl der Benutzer hat natürlich falsche
Erwartungen und sie kommen damit auch noch durch, weil die
Software so kaputt gemacht wird, dass sie die falschen
Anforderungen erfüllt. Das spart ja zwei Minuten Handbuch lesen.
Gut, bei jeder Aktion dauert es dann später zehn Minuten länger,
aber das ist ja nur immer. Der Wizard muß schwarze Magie
benutzen, und man weiß ja aus der Literatur, dass dann böse
Sachen passieren. Der Admin paßt sich der Erwartungshaltung der
Sekretärinnen an, weil die Software das ja so vorgibt. Sozusagen
bringen die Sekretärinnen dem Admin bei, wie sich Rechnersysteme
zu verhalten haben.

Und dann macht man die Tools bunt, damit der Kram, den man
eigentlich gar nicht machen müßte, "Spaß macht". Toll. Demnächst
kommt vielleicht ein Linux-Festplatten-Defragmentier-Programm mit
eingebautem Webgame.  Oder fsck mit Webgame. fsck geht dann
natürlich nur noch, wenn man die aktuellste Browserversion (von
einer der drei vorgegebenen Programmen) verwendet und alle
Patches von heute vormittag drauf hat, klar.  Da muß man bißchen
am Kernel schrauben, damit Firefox gleich vom VFS im Kernel
gestartet werden kann. Das ist nicht viel anders als USB Hotplug.
Bloß bißchen anwenderfreundlicher.

Das geht aber auch schon damit los, dass Firefox heute ne SQLLite
Datenbank verwendet (um paar tausend Bookmarks zu speichern? Oder
weil man ne eigene Registry haben möchte? Hat sich das nicht
schon genug negativ bewährt???). viel komplizierter,
Versionsabhängig, eventuell sogar Architekturabhängig, man muß
den Browser beenden, um ein Backup zu machen usw.

Das stört heute wohl keinen. Ich glaube, weil zwischen dem ganzen
Overhead (Updates, neue Software zum Laufen zu kriegen, Plug-Ins
konfigurierenm ....) man eh kaum noch zum Arbeiten kommt und
ständig alles neustarten muß - das ist das einfach egal.

Meine Lieblingsworkstation läuft seit 2000 mit SuSE 7.0. Der
letzte Reboot vor drei Jahren lag an einer Stromabschaltung.
Zwei Jahre davor wegen RAM Aufrüstung (auf 384 MB).  Schade, dass
die uptime alle paar hundert Tage überläuft.  Die X Session
darauf hatte ich mir zwischendurch leider nach einer Laufzeit von
über zwei Jahren abgeschossen. Ich glaubte, Enlightenment würde
irgendwie hängen.  Stellte dann aber fest, dass es so ein
Firefox-Tab war (weils nach Firefox Sessionwiederherstellung
schon wieder so war).

Meine Windows XPs starte ich übrigens fast nie neu (suspend to
RAM oder Disk).

Daher sind vielleicht alternative Systeme interessant, die
weniger "können", das dann aber vielleicht richtig?

Meiner Meinung nach ist die Hauptanwendung für PCs nach wie vor
im Wesentlichen Textverarbeitung (E-Mail, Kontakte, Termine...)
und das ging selten so ineffizient wie heute (wenn man den
notwendigen Overhead mit einrechnet)...

oki,

Steffen

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Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt,
es trägt daher weder Unterschrift noch Siegel.



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