[linux-l] Verteilte Versionskontrollen zuerst lernen?

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
Do Mär 18 16:47:27 CET 2010


Olaf Radicke <briefkasten at olaf-radicke.de> schrieb:
> Am Donnerstag 18 März 2010 10:14:07 schrieb olafBuddenhagen at gmx.net:
> > Und nun frag mich nicht, wieso man nicht früher darauf gekommen ist,
> > dezentrale Versionsverwaltungen zu implementieren
> 
> Heute bekommt jeder zu seinem DSL-Anschluss kostenlos Webspace mit ftp-Zugang 
> dazu. Es ist also ein Leichtes, sein Git-Repos per http,ftp und git push zu 
> verteilen. Das war zu CVS-Zeiten anders.

Müsste aus diesen Fakten nicht das Gegenteil resultieren?

Eines der großen Features von Subversion gegenüber CVS war die Netzwerk-
Schonung. Und die DVCS treiben das sogar noch weiter, und reduzieren den
Traffic auf das absolute Minimum. In den Modem/ISDN-Zeiten hätte man also
_erst recht_ die DVCS verdammt nötig gehabt.

Wer ein gemeinsames CVS-Repository aufgesetzt hat, machte das entweder
über einen eigenen (weltweiten bzw. firmeninternen) SSH-Server, oder
hatte sein Projekt bei SourceForge.

SourceForge könnte tatsächlich eine Ursache gewesen sein, wenn man
bedenkt, was für eine Ewigkeit die gebraucht haben, um endlich
Subversion bei sich einzuführen. Andererseits ist diese Zwischenphase
den anderen Hostern wie Savannah zu Gute gekommen, die Subversion so
schnell wie möglich in ihr Angebot aufnahmen.

Zudem gab es für Mercurial und Git sehr schnell spezialisierte Hoster
wie BitBucket und GitHub. Und Darcs ist sogar mit "Hausmitteln"
ausgekommen! Denn Darcs ist so designed, dass man lediglich einen
HTTP-Hoster für den "pull" braucht. Der "push" kann über eine
Mailingliste laufen (genialer Hack, finde ich).

Es kann also weder am schlechteren Internetanschluss noch an schlechteren
Hosting-Möglichkeiten gelegen haben. Beides hätte die DVCS eigentlich
umso populärer machen müssen - wenn sie nur einer implementiert hätte.


Vielleicht könnte man die Schuld unserem geliebten Linus Torwalds in die
Schuhe schieben? Immerhin ist der Linux-Kernel ein Projekt, das mit als
erstes einen intensiven Bedarf nach einem DVCS hatte. Linus hielt sehr
lange Zeit am proprietären BitKeeper fest, und ignorierte sämtliche
Kritik seitens der FSF. [1]  Letztendlich leitete er ja auch den
"Mainstream" in Richtung DVCS ein, aber erst als es die Jungs von
BitKeeper zu bunt getrieben haben.

Gut, "Schuld" ist vielleicht zu viel gesagt, aber Linus wäre in der
Position gewesen, den Vormarsch der DVCS etliche Jahre früher einzuleiten.
Oder bin ich hier auf dem Holzweg?


Gruß,

    Volker


[1] ... was ja ein genereller Sport von ihm ist. Man denke nur an
    die Debatte bzgl. GPLv3.

-- 
Volker Grabsch
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