linux-l: [Fwd: immer wieder :-)] und gleich nochmal

Bernd Classen bernd.classen at isst.fhg.de
Di Nov 14 16:35:42 CET 2000


Hi,

nachdem bei der BeLUG nicht gerade überwältigende Resonanz auf die
bedrohlichen Pläne der EU zur Software-Patentierung gab, habe ich gerade
von einem anderen Linuxianer folgende Text bekommen. Ich bitte Euch um
kritische Durchsicht und Verbesserungsvorschläge. Vielleicht kann sich
der eine oder andere doch noch aufraffen und den Text -- ev. mit kleinen
Änderungen -- nach Brüssel schicken ... ;-)

Grüße
Bernd


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> 
> Sehr geehrte Damen und Herren,
> 
> als Entwickler freier Software und Debian GNU/Linux Maintainer möchte
> ich folgendes zu Bedenken geben:
> 
>  1. In den letzten Jahren hat sich freie Software außerordentlich dynamisch
>     entwickelt.  Die Zuwachsraten beim Einsatz und bei der Verfügbarkeit
>     von freien Softwarelösungen ist exponentiell.
> 
>  2. Das Bundesinnenministerium spricht sich unter anderem im KBSt-Brief
>     2/2000 (http://linux.kbst.bund.de/02-2000) für die Verwendung
>     von "Open Source Software in der Bundesverwaltung" aus.  Zahlreiche
>     andere Dokumente könnten für diesen Fakt herangezogen werden.
> 
>  3. Derzeit liegt das Kostenverhältnis von
>          Hardware : Software-Lizens-Kosten : Service/Support/Wartung
>     etwa bei
>              10   :         100            :    1000
>     Da freie Software hinsichtlich Service/Support/Wartung deutliche
>     Vorteile gegenüber proprietärer Software aufweist, kann mit freier
>     Software in diesem Bereich deutlich mehr Profit erzielt werden.
> 
>     Beleg dafür sind zum Beispiel die Verkaufszahlen der Suse-Distribution
>     (http://www.linuxplanet.com/linuxplanet/reviews/2394/4/)
> 
>  4. Ich sehe die dynamische Weiterentwicklung von freier Software durch
>     die Patentierbarkeit von Algorithmen und Software stark behindert.
>     Entwickler freier Software brauchen Rechtssicherheit.  Es ist nicht
>     akzeptabel, daß Entwickler ihre wertvolle, produktive Zeit damit
>     verbringen, in Patentakten zu recherchieren, ob der entwickelte
>     oder zu entwickelnde Algorithmus geschützt ist.  Eine solche
>     Verschwendung von Arbeitszeit ist ineffizient und unprofitabel für
>     den Auftraggeber / Distributor.
> 
>  5. Hierbei ist zu bedenken, daß ein nicht unerheblicher Teil von
>     Entwicklern von Firmen bezahlt wird.  Beispielsweise wird die
>     Entwicklung des weit verbreiteten Web-Servers Apache von IBM
>     unterstützt.  Damit sind auch die auftraggebenden Firmen an der
>     möglichst effektiven Arbeit der Entwickler interessiert.  Würde
>     der Entwicklung von freier Software durch Softwarepatente ein
>     rechtlicher Stein in den Weg gelegt, so würden die auf diese
>     Weise geschaffenen Arbeitsplätze verloren gehen.
> 
>  6. Natürlich werden durch die Patentierung für Juristen Arbeitsplätze
>     geschaffen.  Man sollte sich aber fragen, ob die Arbeitskraft jener
>     Juristen nicht auch zum Nutzen freier Software eingesetzt werden kann,
>     denn zahlreiche freie Softwareprojekte (insbesondere medizinische
>     Software) benötigen Hilfe in juristischen Fragen.  Insofern halte
>     ich die durch die Patentierung in Aussicht stehenden Arbeitsplätze
>     für destruktiv gegenüber einer dynamischen Softwareentwicklung.
>     Die Vernichtung konstruktiver potentieller Arbeitskräfte würde damit
>     billigend in Kauf genommen.
> 
>  7. Freie Reimplementierungen von Algorithmen sind nicht selten besser
>     (hinsichtlich der Performance oder Sicherheit) als deren Originale.
>     Durch die Patentierung des Originals würde eine solche
>     Reimplementierung verhindert.  Auch in dieser Hinsicht halte ich
>     die Patentierung von Software für bedenklich.
> 
> Mit freundlichen Grüßen
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