[linux-l] Warum gibt es keine einheitliche Dokumentation? (war: dwww)

Volker Grabsch vog at notjusthosting.com
So Dez 31 05:14:54 CET 2006


On Wed, Dec 27, 2006 at 02:14:46AM +0100, Steffen Schulz wrote:
> > Hintergrund, das ist auch die Standardeinstellung meines xterms und
> > damit sind die Vorgabefarben für Hervorhebung etc der manpages einfach
> > völlig inkompatibel.
> 
> Jo, das glaub ich. Meine manpages sind zwar nicht bunt(?), aber so
> kaputte Farbgebungen sind generell oft nervig..

Die Syntax-Hervorhebung meines vi finde ich gut. Auch die des Emacs ist
nicht schlecht. Und wenn das für komplizierte Programmiersprachen
vernünftig geht, wird es ja wohl auch für Manpages möglich sein, oder?

> > jedeR sollte für sich selbst den besten Weg finden sich die
> > Informationen zu erschließen, nachdem man möglichst vielen Varianten
> > eine Chance gegeben hat.
[...]
> Wenn man mit Weiter-klicken fertig ist, ist dann auch klar, dass man
> erstmal in ein tiefes Loch faellt, wenn das erste Problem ansteht.
> 
> Ob es besser ist, erstmal alles selbst zu machen, ist natuerlich auch
> nicht klar. Fuer jmd der nicht nur Web+Mail machen will, sondern sich
> fuer Details unter der Haube interessiert, halte ich das aber fuer den
> besseren Weg.

Eigentlich ist es für *jeden* erstmal der bessere Weg. Fange einfach
an, und steige immer tiefer ein. Aber nur so tief wie du willst bzw.
wie nötig ist.

Wenn ich nen neuen Kernel brauche, installiere ich ihn mir erstmal über
die Paketverwaltung. Habe ich höhere Ansprüche, muss ich ihn wohl
patchen und compilieren (geht mit Debian-Tools sehr leicht).
Habe ich noch höhere Ansprüche, konfiguriere ich ihn selbst (z.B. per
"make menuconfig"). Will ich noch mehr, ändere ich Module bzw. schreibe
eigene Kernel-Module.

Aber wenn ich nur einen schlanken Kernel will, brauch ich kein C können.
Wenn ich nur vserver-Unterstptzung brauche, muss ich mich im "make
menuconfig"-Menü nicht auskennen. Wenn ich nur einen Kernel-Bugfix
einspielen will, brauche ich keinen Kernel compilieren können.

Zusatzwissen schadet nichts. Aber nur, wenn es mich wirklich
interessiert. Alles andere ist didaktisch gesehen Unsinn. Ein
Erstklässler beginnt in der Schule mit den Zahlen 1 2 3 ... 10.
Dann lernt er weiter bis 20. Irgendwann bis 100, dann 1000, dann
kann er bald beliebig große Zahlen aussprechen. Negative Zahlen
kommen hinzu, Brüche, reelle Zahlen. Nebenbei lernt er zunächst
Zählen, dann addieren, dann subtrahieren, u.s.w.

Sollte man ihm stattdessen zunächst die Peano-Axiome auswendig lernen
lassen? Oder die Zahlen über die Mengenlehre einführen?
({} = 0, {0} = 1, ...)
Oder ihm das abstrakte Konzept von Ringen und Körpern vermitteln,
mit den konkreten Beispielen "ganze Zahlen" und "gebrochene Zahlen"?
Was ist, wenn ein Schüler auf die Frage "Was ist 3+4" mit "4+3"
antwortet, statt mit "7"?
(d.h. das Kommutativgesetz beherrscht, aber nicht rechnen kann)

Und *gerade* im Bereich des "Computers für Jedermann" ist Didaktik
wichtiger denn je. Hier gibt es keinen Lehrer, der die Schüler
durch die Dschungel textreicher Kapitel hindurch führt. Nein, die
Leute müssen mit den Dokus selbst zurecht kommen, und darauf sollten
diese auch ausgelegt sein.

Das gelingt zum Teil sehr gut, aber es gibt auch viel Schrott. Manches
ist fachlich gesehen Schrott. Anderes ist didaktisch gesehen Schrott.
Beides zugleich sieht man auch, aber meistens haben Autoren eine
Vorliebe für eine bestimmte Schrottart.

Kenne ich mich in einem Gebiet halbwegs aus, kann ich das schnell
sieben. Aber ein Anfänger hat dieses Sieb nicht. Die Distributionen
stellen ein solches Sieb zur Verfügung. Man hat nur die Doku auf dem
Rechner, die 1. wirklich für einen relevant ist und 2. eine gewisse
Qualität und Korrektheit aufweist.


Viele Grüße,

    Volker

-- 
Volker Grabsch
---<<(())>>---
Administrator
NotJustHosting GbR



Mehr Informationen über die Mailingliste linux-l