[linux-l] Re: internetzensur in europa (italien)
Rocco Rutte
pdmef at cs.tu-berlin.de
Di Mai 9 11:44:21 CEST 2006
Hi,
* Steffen Dettmer [06-05-09 01:03:14 +0200] wrote:
>* Rocco Rutte wrote on Mon, May 08, 2006 at 11:18 +0000:
>> * Steffen Dettmer [06-05-08 01:25:06 +0200] wrote:
>> > * Rocco Rutte wrote on Sun, May 07, 2006 at 11:13 +0000:
>> Und was machst du mit Leuten, die gern Sklaven sein wollen? Ich sage
>> doch nur, dass jeder selbst entscheiden dürfen soll. Wenn sich jemand
>> freiwillig für Sklaverei entscheidet, dann soll er das machen dürfen.
>Nein, das darf er eben nicht. Er kann auf diese Weise seine durch die
>Verfassung zugesicherten Menschenrechte nicht verwirken oder abgeben.
>Natürlich darf er Sklave "spielen" oder BDSM oder weiss ich was
>praktizieren, aber er wird kein privat Eigentum:
>Krankenversicherungspflicht bleibt und wenn er in Lebensgefahr ist, muss
>ihm geholfen werden usw.
Naja, kein Mensch kann Eigentum eines anderen sein, Dinge kann man
besitzen (jetzt frag mich bitte keiner nach Haustieren! :)
>Das geht auch nicht anders, finde ich, denn wie sollte man damit
>umgehen, wenn jemand behaupten würde, dieser oder jener hätte Sklave
>werden gewollt und nu ist er rechtlos (und kann sich nicht mehr
>umentscheiden)?
Aber die Rechte gibt ihm der Staat und nicht "sein Herr", d.h. ein
Mensch wird erst dann rechtlos, wenn ihm der Staat das wegnimmt. Niemand
anders kann ihm ja die Rechte geben und damit auch niemand anders
wegnehmen. Man kann maximal für sich selbst entscheiden, diese für einen
bestimmten Zeitraum nicht in Anspruch zu nehmen bzw. nicht deren
Einhaltung zu verlangen.
>Ausserdem widersprichst Du Dir auch ein bisschen. Du sagst in etwa,
>jeder soll das machen dürfen, wofür er sich freiwillig entscheidet. Kann
>er sich entscheiden, auf dieses Recht zu verzichten? Dann ist ja dieser
>Freiheitsgrundsatz plötzlich nicht mehr erfüllt, weil er ab dann ja
>nicht mehr machen dürfte, wofür er sich freiwillig entscheidet (wie ein
>Sklave z.B. rechtlos ist).
S.o. Er wird die Rechte auf keine Fall los, weil sie ihm vom Staat
gegeben werden. Er sollte auf die Einhaltung ihm gegenüber verzichten
dürfen hat aber auch jeder Zeit das Recht, diese Aufgabe-Entscheidung
rückgängig zu machen.
Sorry, "Sklave" war da wohl etwas unscharf in der Bezeichnung.
Denn im Prinzip funktioniert es ja jetzt genau so. Wenn ich mich zu
wilden SM-Spielen hinreissen liesse, dann wären da Menschen-unwürdige
Handlungen u.U. inbegriffen, aber eben legal, weil es meine freie
Entscheidung war/ist. Wenn ich mich anders entscheide und die
Mitmenschen das nicht respektieren, dann wird es erst illegal.
>> > Ein Problem ist auch, dass das Internet "nicht P18" ist, aber P18
>> > Angebote vorhanden sind.
>> Und? Kinder kommen so oder so an "nicht-P18"-Material heran (Internet,
>> Fernsehen). An dem Punkt ist es die Aufgabe der Eltern, weil die die
>> Aufsichtspflicht haben. Da kann doch der Betreiber nichts dafür, wenn
>> die Eltern diese verletzen!?
>Na toll. Und weil man sowieso an Drogen rankommt, legalisieren, und weil
>man sowieso an Schusswaffen rankommt, freigeben, und weil man sowieso
>jemanden umbringen kann, braucht man das nicht verbieten oder was?!
>Warum kommen Kinden an P18 Material? Weil sich Leute falsch verhalten.
>Das ist nun mal so, die sind nicht alle vernünftig.
Wie lautet dann dein Vorschlag? Wenn Kinder wollen bzw. die Eltern
unvorsichtig sind und das Zeug zu Hause rumliegt, dann können Kindern
auch dort rankommen, obwohl man im Laden erst Leuten ab 30 mit
Ausweiskontrolle das Zeug verkauft.
Oder war genau das dein Punkt, dass normale Pornos schon problematisch
sind? Weil Kinder da durch "dummen" Zufall auch irgendwie rankommen
können?
Ich sehe das auch so, dass es für Kinder problematisch ist. Aber
andererseits scheint es einen großen Markt dafür zu geben. Also muss man
abwägen und Kompromisse finden.
Und meiner ist eben, die Eltern stärker dort in die Verantwortung zu
nehmen, wo sie Einfluss haben. Im öffentlichen Raum wird es schon wieder
schwieriger. Ich finde z.B. Prostituierte an Strassen okay und legitim,
aber wie erklärt man sowas einem Kind? Sollten Eltern selbst dafür
verantwortlich sein, dort mit Kindern nicht langzulaufen? Oder
Prostitution verbannen, obwohl es gesellschaftliche akzeptiert und
gewünscht ist?
Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr Fragen kommen statt
Antworten...
>> > Du darfst Deine Ansichten mitteilen (solange sie nicht
>> > verfassungswidrig sind). Ebendies darf übrigens der Nazi.
>> Die Klammerbemerkung ist genau das Problem an der Sache.
>Warum? Weil Du die Verfassung nicht so akzeptierst, wie sie ist?
Ich akzeptiere die Verfassung, weil ich es muss. Das heisst aber nicht,
dass es für mich persönlich auch der beste Weg ist.
Das Problem ist, dass man nicht seine Ansichten mitteilen darf, sondern
nur den Teil davon, der mit der Verfassung konform ist. Und diese beiden
Teile sind nicht notwendigerweise die selben.
Niemand kann mir meine Meinung verbieten bzw. auf bestimmte Teile
beschränken, d.h. an dem Punkt bin ich wirklich völlig frei. Aber eben
offensichtlich die Äußerung. Und das gefällt mir nicht. Muss es aber
auch nicht, weil ich mich an die Verfassung zu halten habe, wenn ich
nicht mit den Konsequenzen eines Bruchs leben möchte.
>> Sie meinen es nicht so nett wie sie es schreiben müssen, um noch als
>> legale Partei zu gelten. Und genau die Schönschreiberei treibt ihnen
>> u.U. Wähler zu.
>Strenggenommen ist das Spekulation. Wenn die SPD rumlügen darf, muss man
>das leider ja auch der NPD erlauben. Wenn das deutsche Volk so dumm
>wäre, die NPD mehrheitlich zu wählen, muss man leider auch damit leben.
ACK.
>Strenggenommen darf man die NPD auch nicht verbieten, wenn sie anderer
>Meinung sind (solange das nicht mit der Verfassung usw. kollidiert).
Siehe oben wegen der Unterscheidung von Meinung und Äußerung. Für mich
ist das wirklich ein Problem, weil ich nicht beurteilen kann, inwieweit
beides übereinstimmt.
>Da muss man noch viel nachdenken,
>glaube ich... Derweil halt Demokratie :)
Super Schlusswort (ohne Ironie).
bye, Rocco
--
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