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Jörg Schmidt joesch04 at web.de
So Dez 30 22:25:12 CET 2007


katjas schrieb:
> Schulatlanten, in denen die BRB nicht mehr zu sehen war, nur
> weißer Fleck.

interessant - nur leider habe ich ein prima Archiv und habe mir die Mühe
gemacht nach meinem alten Schulatlas (aus der Honneckerin-Ära!) zu
suchen und mal 2 Seiten zu scannen, die das Gegenteil belegen, siehe:
http://users.ooodev.org/~joesch/jms1/Scan.pdf

Gerne bin ich bereit Dir weiteres Material der, durch Dich sog.
Honneckerin-Ära zu liefern was ebenfalls das Gegenteil belegt, denn ich
weiß, das wir monatelangen Unterricht zur Bundesrepublik hatten, in
Geographie und anderen Fächern, und das dieser kaum mit weißen Seiten
möglich gewesen wäre.
Ach so: na klar war die Darstellung der Bundesrepublik nicht die des
Paradieses wie wollte man in Zeiten des kalten Krieges auch Anderes
erwarten.

Ist der letzte Satz nun beschönigend? Ich glaub nicht, denn ich kenne in
der Geschichte der Menschheit weder einen heißen, noch eine kalten Krieg
wo die Gegner wechselseitig behauptet hätten die Gegenseite bestünde
eigentlich aus ganz taffen Jungs, die einzig eine etwas andere Meinung
hätten.

>
> > > Die Lehrer wurden auch schlechter, d.h. ihre Ausbildung/Studium
> > > ist qualitativ gesunken.
> >
> > Belege?
> > Ja, ich frage das ernsthaft, denn die Ausbildung dieser Leute lag
> > zwangsläufig in Händen der Leute die in der, durch Dich so
> hochgelobten
> > 'Vor-Honneckerin-Ära' ausgebildet wurden.
>
> Ich habe überhaupt nichts hochgelobt, sondern nur angemerkt!

Das beantwortet nichts. Auch wenn Du nur "angemerkt" hast, frage ich
nochmals:
Wo sind Belege dafür?

Und zwar nicht Belege dafür das es einzelne schlechte Lehrer gab - denn
die gabs sicher, denn die gibst immer - sondern für die Behauptung:

"...d.h. ihre Ausbildung/Studium ist qualitativ gesunken."

Ausbildung/Studium fand nämlich nicht nach Gusto der Lehrenden statt,
sondern auf gesetzlicher Grundlage und auf Basis von konkreten
Lehr-/Studienplänen.

> Man merkt, das Du ziemlich jung und naiv bist,

Nett, das ist ja in heutiger Zeit fast ein Lob mit Anfang 40 noch als
jung durchzugehen - wie alt muß ich denn Deiner Meinung nach sein um
nicht als naiv zu gelten

> die politische Bildung
> stand im Vordergrund, wurde aber nur mit Halbwahrheiten gefüttert.

Mit ähnlichen Halbwahrheiten wie Du sie über Schulatlanten erzählst?

> Es durfte in den 60/Anfang der 70er Jahren offiziell kein
> Westfernsehen
> gesehen werden.
> Autos mit Antennen auf dem Dach spähten die nach Westen
> ausgerichteten
> Antennen aus und wurde eine gefunden mußte eine Strafgebühr
> bezahlt werden.

wir hatten 4 Antennen auf dem Dach die nach Westen gerichtet waren, die
auch von jedem von der Straße gesehen werden konnten, weder haben wir
eine Strafgebühr bezahlt, noch hatten wir deshalb sonstige Nachteile.

> Den Erwachsenen wurde von den Betrieben und den Kindern von
> den Schulen aus
> verboten Westfernsehen zu konsumieren.
> Reichts?

Ja, mir reichts wirklich. Wenn Du hier die Aussagen einiger
heißgemachter Hardliner als bestimmend für den Alltag der DDR
darzustellen versuchst fällt mir nichts mehr ein.

Gab es Leute in der Schule, die versucht haben uns zu erklären wir
dürfen oder sollen kein Westfernsehen sehen?
-->Ja, gab es.

War das Normalität?
-->Nein, war es nicht, das waren ideologische Hardliner die selbst vom
größten Teil der sonstigen Lehrerschaft gemieden wurden.

Gab es Schüler die sich daran gehalten haben?
-->Also ich kenne niemanden, es sei denn das Elternhaus dieser Schüler
hatte selbst eine ähnliche Einstellung. Obwohl, die besuchten dann
häufig andere und schauten dort Fernsehen.

Wie immer und zu jeder Zeit gehört natürlich Selbstbewußtsein dazu frei
zu denken und ich darf Dir versichern das wohl niemand erfreut war wenn
ich in Schule oder Studium westliche Medien zitiert habe, bloß wirkliche
Nachteile habe ich dadurch nie gehabt. Klar mit solchen Aktionen
verärgert man einzelne Personen, kann also gut sein das bei mir mal eine
Note etwas schlechter ausfiel, nur das sind wirklich keine Nachteile die
ich der Erwähnung für wert halte.

Wie ernst solche Fernsehverbote an der Schule (i.d.S.) im Übrigen
durchgesetzt wurden erkennst Du schon daran das keiner der Schüler der
einen anderen anschwärzen wollte sich dieses Wissens bedient hat, ganz
einfach weil er wußte das führt zu keiner Wirkung. Und nicht etwa weil
jeder vor der Reaktion des anderen Angst hatte, weil er selbst Fernsehen
schaute - ich bin nämlich oft genug für andere Dinge angeschwärzt
worden, wo die Anschwärzer wußten das ich wußte das sie das auch taten
und ich hätte zurückschwärzen können.

Solche Dinge wie 'Fernsehverbot' sind nämlich etwa von der gleichen
Lächerlichkeit als wenn heute jemand ein Gesetz erfände das mir verböte
Emails zu verschlüsseln.


Und dieses alles ist keine allgemeine Verteidigung für irgendetwas was
in der DDR war, es ist lediglich meine Entgegnung auf Deine einseitige
Darstellung bestimmter Dinge.
Und komme bitte nicht auf den Gedanken mich in irgendeiner Weise in die
'rote Ecke' zu rücken oder auf den Gedanken das ich hier Dinge
verteidige über die wir garnicht gesprochen haben, hier gings nur um
Schulatlanten und Antennen und keineswegs um das gesamte Spektrum der
DDR oder um die Geschichte des Sozialismus seit 1917.

> Was sind das für 4 reguläre  Wege zum Abitur,die also auch reichlich
> zergliedert waren?

1.
der Normalweg (bis 8. Klasse POS, danach 4 Jahre EOS)

2.
bis 10.Klasse POS, danach 2 Jahre EOS

3.
bis 10. Klasse POS, danach ein Jahr Schnellabitur in
studiumsvorbereitenden Spezialklassen (fachgebundenes Abitur, also nur
für bestimmte Studienrichtungen gültig)

4.
Berufsausbildung mit Abitur (nach 10. Klasse, Dauer 3 Jahre)

Reichlich zergliedert waren diese Wege selbst nicht, sie waren jedoch
eine Zergliederung im Bildungssystem, was keinesfalls so monolitisch war
wie immer dargestellt. Zumal das nur 4 Wege sind für deren Existenz ich
mich verbürgen kann, es gab sicherlich weitere, allein schon wegen der
Möglichkeiten der Erwachsenenbildung.


Gruß
Jörg




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