[linux-l] GPLv3 erschienen
Jörg Schmidt
joesch04 at web.de
So Jul 8 16:28:12 CEST 2007
Hallo Volker,
> Volker Grabsch schrieb:
> Erst zusammen mit der neuen GPLv3 geriet er mit in die Diskussion,
> IMHO völlig zu unrecht.
Naja OK ich kann das akzeptieren, mich irritiert nur ein wenig Deine
Wortwahl ("zu unrecht"; "reaktionär"), mir scheint der Grund ist einfach
nur der das niemand (ich meine die die es betrifft) sich früher Gedanken
gemacht hat und erst jetzt wo es nun tatsächlich eine Nachfolgelizenz
gibt und damit das 'later' mit Leben erfüllt werden kann werden sich
Einige der Wirkung bewußt.
Die sind selbst Schuld (ich sagte es bereits bezüglich meiner Person),
ansonsten ist das die übliche menschliche Dummheit aber doch nicht
"reaktionär".
Oder es geht um etwas Anderes, was ich dann momentan nicht verstehe.
> Worin genau bestanden diese falschen Annahmen? Zu welchen falschen
> Annahmen hat dich dieser Standard-"GPLv2 or later"-Passus verleitet?
Also ich habe mit OpenSource vor etwa 4 Jahren angefangen. Ich denke Du
wirst mir zugestehen das ist schon Neuland und vor allem Lizenzen sind
dann Neuland. In dieser Situation fragt man halt die anderen wenn man
erstmalig eine Lizenz praktisch anwendet und die haben mir gesagt ich
müsse es so formulieren und ich wußte garnicht das ich auch hätte 'only'
formulieren können. Und unter diesen Bedingungen war es dann einfach
eine Abwägung für mich, die pro OSS ausging.
Mich hat der Passus zu der Fehlannahme verleitet das für den
ursprüngliche Code immer beispielsweise GPL2 gelten müsse, das ist ja
auch so, aber ich nahm an das deswegen die freiwillige Wahl von GPL3
ohne Einfluß wäre. Mir persönlich ist (vielleicht auch weil ich nur
kleine Dinge veröffentliche) erst jetzt die praktische Komponente bewußt
geworden, nämlich das trotz Existenz einer GPL2-linie das keine
Bedeutung hat wenn nur noch die GPL3-Linie weiterentwickelt wird. Jedr
kann ja den Ursprungscode unter GPL2 weiterentwickeln, aber nur zeitnah,
wenn ersteimal GPL3 von einem gewählt wurde und dieser Zweig gepflegt
hat bei großen Projekten dieser Zweig bald soviel Vorsprung das ein
Aufsetzen auf den alten kaum mehr machbar ist.
Nö, das ist jetzt keine Kritik - Du fragtest nach meinen Annahmen und
diese waren (leider) so.
> Ich habe den Eindruck, dass du eine Niere herausoperieren willst, weil
> du sie für den Blinddarm hältst.
Richtig, ***ich*** habe ja mehrfach betont das ***ich*** mich geirrt
habe, warum willst Du mich davon überzeugen, ich bin von meiner
Eigenschuld längst überzeugt.
> Ja, aber es hat einen ganz bestimmten Grund, warum er so formuliert
> ist,
Na den erkläre mir mal. Es ist möglich 'GPL2 and later' zu lizensieren
und 'GPL2 only', was wäre denn nun daran ein Verbrechen wenn beide
Möglichkeiten ausformuliert dastünden?
Also i.S.:
'Sie haben die Möglichkeit Ihren Code entweder unter eine bestimmte
Version dieser Lizenz zu stellen, hierfür können sie folgenden Text
verwenden: ...
Oder Sie stellen Ihren Code unter eine bestimmte Version und alle
Folgeversionen, hierzu können sie beispielsweise folgenden Text
verwenden: ...'
Dann wäre Beides klar (für so dumme Leute wie mich) und es könnte ja
zusätzlich unterstehen: 'Die FSF empfiehlt Ihnen die zweite Möglichkeit
weil ...'
(natürlich wäre 'Präferenz' ein Grund, nur das war schon angesprochen
und daran zu rühren wäre im Übrigen eher eine Negativunterstellung)
> Denn da gibt es nicht nur den "LGPLv2.1 or later"-Hinweis im
> Sourcecode,
> sondern auch noch einen entsprechenden Passus direkt *im
> Lizenztext* der
> LGPL:
Dieser Passus betrifft IMHO das 'Neulizensieren' von LGPL auf GPL und
nicht verschiedene LGPL-Versionen. Dieser Möglichkeit war ich mir immer
bewußt. Wenn ich LGPL wähle kann ich sie aber nicht ausschließen und sie
ist praktisch auch keine 'Gefahr'.
> Das GNU-Projekt vertritt nunmal den Standpunkt, dass freie Software
> im Zweifelsfall lieber tot als proprietär werden sollte.
Was soll ich darauf antworten, einerseits ist es wohl so, aber wäre es
nicht gut wenn wir das wissen und es trotzdem nicht in dieser
provokanten Form formulieren würden?
Ich empfinde Respekt vor den Vertretern freier Software, las aber von
deren führenden Vertretern nie etwas der Art 'seit ihr nicht für uns
dann seit ihr gegen uns' sondern etwas wie 'wir müssen an der
gemeinsamen Sache arbeiten soweit sich unsere Interessen decken. Die
Unterschiede sind marginal und in jedem Fall geringer als die
Unterschiede zu properitärer Software.'
Ich bin kein Gegner von freier Software, weil ich mir erlaube
OpenSource-Software zu bevorzugen.
> Mit anderen Worten: Wenn dieser gut sichtbare "GPLv2 or later"-
> Passus schon zu viel für dich ist, dann ist das ganze GNU-Lizenz-
> Konzept wahrscheinlich nichts für dich. Weder LGPL noch GPL.
Verstehe ich nicht, 'LGPL<x> only' oder 'GPL<x> only' sind zulässig und
wenn das für mich gut wäre ist doch auch LGPL oder GPL für mich gut.
Oder anders gesagt, wenn eine Lizensierung 'only', dem eigentlichen
Geist von GPL oder LGPL zuwider liefe, wäre es richtig diese Möglichkeit
in den Lizenzen explizit zu verbieten, da dieses Verbot nicht besteht
scheinen mir 'later' und 'only' i.d.S. gleichwertig und Frage der
persönlichen Entscheidung.
> Diese Option für Verschärfungen ist kein Nebeneffekt, sondern Konzept!
Die Frage ist ganz allgemein eben nur das die Leute unterschiedlich
einschätzen was Verschärfungen sind. Ich zum Beispiel könnte garnicht
objektiv belegen das GPL3 gegenüber GPL2 'verschärft' ist, das kommt
doch auf die Betrachtung und die Definition von 'verschärft' an.
Objektiv sind Verschärfungen IMHO auch nur zu beweisen wenn quantitative
Parameter in der Lizenz geändert würden, nur derer gibt es kaum welche
oder keine, es gibt i.d.S. nur qualitative.
Ich denke deshalb es kann bei jeder Lizenzänderung, bezogen auf den
Einzelnen, die Situation eintreten das er mit einer Version zufrieden
ist und mit einer anderen nicht.
Sorry, war lang aber ich hoffe mich klar ausgedrückt zu haben.
Schönen Sonntag.
Gruß
Jörg
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