[linux-l] GPLv3 erschienen

Steffen Dettmer steffen at dett.de
Sa Jul 14 13:10:35 CEST 2007


* olafBuddenhagen at gmx.net wrote on Thu, Jul 12, 2007 at 19:26 +0200:
> On Tue, Jul 10, 2007 at 01:07:03AM +0200, Steffen Dettmer wrote:
> 
> > Genau. Ich unterstelle der FSF nach wie vor, dass sie Leute erziehen
> > oder "zu ihrem Glück zwingen" will. Das ist meiner Meinung nach aber
> > nicht die Aufgabe der GPL (vielleicht der FSF, aber nicht der GPL).
> 
> Ich denke es ist nicht schwer einzusehen, dass es der FSF zusteht,
> festzulegen, was Aufgabe der GPL ist. Im übrigen macht die FSF kein
> Geheimnis daraus -- es steht sogar in der Lizenz selbst sehr deutlich
> drin. Du kannst nicht behaupten, es nicht gewusst zu haben.

Da steht, man möchte Rechte schützen. Da geht man natürlich aus, dass es
um Rechte im Zusammenhang der Software geht. Und nicht um eine Hardware,
auf der das (mehr oder weniger) zufällig läuft. Für nichts anderes kann
die GPL zuständig sein, finde ich.

> > ich hätte natürlich v2 ranschreiben müssen, wenn ich für die Zukunft
> > sicherstellen wollte, dass Hardwarehersteller die Freiheit für
> > Signierten Code behalten,
> 
> Das ist keine Freiheit sondern Versklavung. Die Diskussion hatten wir
> schon mal. Eine Gesellschaft ist nicht freier, wenn sie Sklaverei
> erlaubt; ganz im Gegenteil.

wah, wieso ist das jetzt Versklavung? Wenn ich Bankautomaten und
TV-Boxen so baue, dass sie nur signierten Code laden? Ich arbeite
täglich mit Geräten, die nur signierten Code starten. Rein theoretisch
hätte ich da auch gern Linux drauf. Also bleibt zu hoffen, dass Linux
nicht GPLv3 wird, sonst geht das ja nicht mehr.

Aber was das jetzt mit Sklaverei zu tun haben soll, erschliesst sich mir
nicht.

Wenn so eine TV-Box nur für TV aber nicht als Linuxtestserver geht, dann
nimmt man halt keine solche TV-Box als Linuxtestserver. Und auch Systeme
mit "ROM Linux", wo man gar nix flashen kann, wären denkbar. Da kann man
sich auf'n Kopf stellen aber da kann man überhaupt keine Software laden.
Warum darf man da kein GPL Kram nehmen? Wer experimentieren will, kann
sich ja ein ähnliches Gerät mit Flash kaufen.

> > Na vor allem müsste hingewiesen werden, welche Auswirkungen das hat,
> > ich als Jura-Laie sehe sowas ja nicht. 
> > 
> > Aber das ist nicht das Verhalten, was ich von einer offenen
> > Organisation erwarte.
> 
> Die GPL-FAQ ist bestimmt fünf mal so lang wie die Lizenz. Meinst Du das
> sollte direkt alles in die Lizenz reingeschrieben werden, damit Leute
> wie Du, die es nicht für nötig halten sich zu informieren, auch ja nicht
> auf die Nase fallen?
> 
> Die Lizenz ist ein rechtliches Dokument, kein Schulungsmaterial.

Gute Verträge sind menschenverständlich. Die kann man als Laie niemals
schreiben, aber ein Profi kann sie so schreiben, dass ein Laie die
versteht, weil man es so schreibt, dass die Annahmen, die man beim Lesen
macht, zutreffen.

Ich ging z.B. davon aus, dass man existierende Versionen meint. Wie kann
man denn in Verträge schreiben "so wie hier beschrieben oder in Zukunft
da und da steht", ist doch bekloppt, einfach nur bekloppt, dass sowas
geht ist doch unglaublich (rein rechtlich drüfte das doch gar keine
Bedeutung haben). Muss mal einen Anwalt fragen, wie das im Allgemeinen
ist. Na ja, wie auch immer, wird hier jedenfalls so interpretiert.

> > ich hätte ja gedacht, dass ja immer noch jeder meine Version nach LGPL
> > lizensieren kann (auch wenn es eine "andere", meintwegen neuere,
> > bessere und tollere nach GPL gibt). Aber mal ganz praktisch: woher
> > weiss er das denn überhaupt, wenn doch jede Stelle angepasst werden
> > muss? Ich finde, da fehlt ein Satz wie "... and state clearly the
> > change of the license and where to access the original software with
> > the original license" oder sowas.
> 
> Sonst noch Wünsche? Wie wär's mit einer kompletten Revisionshistorie,
> sammt regelmäßigem Wetterbericht und Lebenslauf aller Entwickler?...

Ja, "komplette Revisionshistorie" (ich würde es Liste der Rechteinhaber
nennen) natürlich sowieso. Das Copyright der Orginalteile (also Stellen,
die vor der v3 Einführung des neuen Entwicklers schon da waren) bleibt
ja. Dieser kann diese (seine) Teile weiterhin verkaufen usw.

Dem Lizensierer steht das zu. Nützt ihm rein praktisch nur nichts, wenn
er nichts davon weiss, weil man sorgfältig die Doku patcht. Vielleicht
lässt man den Entwicklernamen drin, weil man muss, schreibt statt
Vornamen nur ein Zeichen und lässt die E-Mailadressen weg - dann kann
man sich kaum noch an "J Smith" wenden.

Lustig ist dies in Zusammenhang mit der Frage, was einem Wissen nützt,
was man nicht anwenden könne. So kann man hier Fragen, was einem Rechte
nützen, die man nicht wissen kann.
 
> > Nun wird mir erklärt, v3 sei noch freier, weil Hardwarehersteller
> > nicht mehr auf signiertem Code bestehen drüfen. oder so. Ich darf
> > sowas nicht kaufen (mit GPL Software), weil das Angebot nicht
> > existieren kann. Vielleicht WILL ich es aber SO kaufen!
> 
> Und ein Anderer will unbedingt eine proprietäre Version einer
> GPL-Software kaufen. Warum nicht das auch erlauben? 

Du meinst "seiner GPL-Software verkaufen"? Ist ja erlaubt.

> Warum nicht komplett das Copyleft abschaffen, und munteren Missbrauch
> freier Software zulassen?

Gehen Dir die Argumente aus?

> Ich schreibe freie Software, damit mehr freie Software für Menschen zur
> Verfügung steht; nicht um proprietäre Anbeiter zu unterstützen.

Andere schreiben freie Software, damit mehr freie Software für Menschen
zur Verfügung steht, eventuell in gegenseitiger Unterstützung
propritärer Anbieter. 

Was auch immer ein "propritärer Anbieter" sein mag. Kommerzielle Firma?
Redhat? OpenSource hat durch Redhat und SuSE meiner Meinung nach
profitiert, wenn man Verbreitung als Kriterium ansieht.

> Ich benutze die GPL, weil ich nicht will, dass irgendwelche Anbeiter
> Leuten proprietäre Varianten meines Codes andrehen können. Und ich
> möchte ebenfalls nicht dass irgendwelche Anbieter Leuten Hardware mit
> proprietären (da nicht veränderbaren) Varianten meines Codes andrehen
> können. Das ist nichts Anderes als eine logische Fortführung der
> GPL-Bedingungen.

Jetzt heisst "proprietären" schon "nicht veränderbaren"? Also darf man
Deine GPL Software nicht auf CD brennen?

Wird langsam wirklich albern, finde ich :)

oki,

Steffen

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Dieses Schreiben wurde maschinell erstellt,
es trägt daher weder Unterschrift noch Siegel.




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