[linux-l] Freie Software per Gesetz? (was: Re: GPLv3 erschienen)

olafBuddenhagen at gmx.net olafBuddenhagen at gmx.net
Di Jul 17 04:13:49 CEST 2007


Hallo,

On Sat, Jul 14, 2007 at 05:49:40PM +0200, Jörg Schmidt wrote:

> Sollte ich im Übrigen hiermit auf der falschen Fährte sein und es
> ginge statt um: '*verkaufen* properitärer Software' um 'verkaufen
> *properitärer* Software',

Richtig...

> kann ich nur sagen: solcherart staatliche Verbote haben nichts mit
> Freiheit oder Wettbewerb zu tun

Das ist eine Frage der politischen Sichtweise. In den derzeitigen
neoliberalen Trend mag das passen, sich bei sowas rauszuhalten. Aber pro
Forma zumindest haben wir eine soziale Marktwirtschaft, keine freie
Marktwirtschaft -- und zur sozialen Marktwirtschaft gehört nun mal, dass
der Staat in den Markt eingreift, um gesellschaftliche Probleme zu
minimieren.

Denn Marktwirtschaft ist nur dann gut für die Menschen, wenn der Markt
wirklich funktioniert; wenn es einen starken Wettbewerb gibt.
Voraussetzung dafür ist eine weitgehende Abwesenheit von
Markthindernissen. Proprietäre Software macht es aber sehr einfach, alle
Art von Hindernissen zu schaffen, wie wir an Microsoft sehen. Es liegt
in der Natur proprietärer Software. Freie Software hingegen macht solche
Hindernisse praktisch unmöglich. Sie ist also durchaus im Sinne eines
effizienten Marktes, und damit eigentlich auch im Sinne des Staates.

Das sind die ökonomischen Aspekte, auf die die "Open Source"-Bewegung
die Betonung legt. Proprietäre Software mit ihren Individuallizenzen
schafft aber auch viele andere gesellschaftliche Probleme -- hier kommen
die freiheitlichen und moralischen Aspekte ins Spiel, auf die die freie
Software-Bewegung besonders Wert legt. Zu den Aufgaben eines
freiheitlichen Staates gehören schließlich auch Dinge wie Sicherung
persönlicher Freiheit und Entfaltungsmöglichkeiten; Reduzierung sozialer
Ungleicheiten; intaktes soziales Gefüge; Chancengleicheit, etc. In all
diesen Aspekten bietet freie Software Vorteile.

In dem Sinne finde ich schon, dass es Aufgabe des Staates wäre, hier
gesetzgeberisch einzugreifen. Nur fehlt den Politikern das Verständnis
oder Interesse dafür; und es gibt leider auch (noch?) viel zu wenige
Leute, die diese Zusammenhänge und deren Bedeutsamkeit verstehen, um
wirklich Druck auf die Politik auszuüben :-(

> und sind (nach meiner Überzeugung) für den Wettstreit properitäre
> Software vs. FOSS auch gänzlich entbehrlich, denn FOSS ist selbst
> stark genung sich der properitären Konkurrenz erfolgreich stellen zu
> können.

Es ist wahr, dass freie Software trotz aller Widrigkeiten schon ziemlich
weit gekommen ist. Nichtdestotrotz habe ich schon öfters Zweifel am
weiteren Erfolg, wenn ich all die Hindernisse sehe :-(

Mit einer entsprechenden Gesetzgebung wäre jedenfalls vieles sehr viel
einfacher. Unter anderem bedürfte es nicht der GPL mit all ihren
komplizierten Regelungen, und damit auch dieser Diskussion...

-Olaf-



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